14.05. - 17.05.2018: Australien

Ankunft am nordöstlichen Zipfel Australiens

Heute Morgen krabbeln wir schon um 4:30 Uhr aus den Federn, wir müssen zum Flughafen. Noch nicht so ganz wach packen wir unseren restlichen Kram zusammen und brechen auf. Gut, dass wir die Rucksäcke gestern Abend schon so gut wie fertig gepackt haben, mit der Müdigkeit heute Morgen hätten wir sicher die Hälfte vergessen.

Ein netter Uber-Fahrer gabelt uns auf und bringt uns quer durch die Stadt zum Domestic Terminal des Flughafens. Entspannter Service so früh am Morgen. Mit der U-Bahn hätten wir fast den gleichen Preis gezahlt, nur, weil man am Flughafen aussteigt.

Eingecheckt haben wir gestern schon und die Gepäckaufgabe geht fix, nachdem wir am Automaten selber Bordkarte und Gepäckanhänger drucken konnten und mussten.

Die Beinfreiheit ist mal wieder eher unterdurchschnittlich, aber wir verschlafen sowieso den halben Flug, die Nacht war kurz.

Vor der Landung in Cairns hat der Kapitän schon Wetter mit einer geringen Bewölkung und 22°C angekündigt. Wir konnten das noch gar nicht so ganz glauben, da die letzten Tage in Sydney ja kühl und regnerisch waren. Nach dem Aussteigen stellen wir aber selber schnell fest, dass hier T-Shirt-Wetter herrscht. Und die langen Hosen brauchen wir auch nicht mehr. Herrlich!

Wir kaufen schnell Tickets für einen Shuttlebus in die Stadt, der uns zur nächsten Haltestelle des ÖPNV bringen soll, und steigen in den Minibus einer ledrigen Dame mit Cowboyhut. Von der Bushaltestelle kommen wir dann per Linienbus ins Stadtzentrum. Da wir noch etwas Zeit haben bis wir unser Zimmer beziehen können, erkundigen wir uns erstmal nach einer Postfiliale. Wir brauchen noch Briefmarken für unsere Postkarten.

Im näheren Umkreis des Busbahnhofs ist leider keine und wir verzichten darauf bei dem warmen Wetter mit den vollen Rucksäcken allzu weit zu laufen. Daher schnappen wir uns dann doch einen Bus, der uns in das Viertel, in dem unsere Unterkunft liegt, bringt.

Unser Zimmer ist bei unserer Ankunft - wie erwartet - noch nicht bezugsfertig, aber wir können schon mal unser großes Gepäck abstellen und erkunden zu Fuß ein wenig die Umgebung. Im nahegelegenen Einkaufszentrum entdecken wir auch eine Postfiliale, wo wir die gewünschten Briefmarken bekommen und die Postkarten in Richtung Europa abschicken.

Schnell zurück ins Zimmer und die kurzen Hosen angezogen. Danach machen wir uns gleich wieder auf den Weg ins Stadtzentrum, denn außer dem Einkaufszentrum ist rund um unsere Unterkunft wenig an Restaurants oder Läden zu finden. Autohäuser sind dagegen keine Mangelware.

Der Linienbus lässt lange auf sich warten, so beschließen wir einfach zu Fuß Richtung Stadt zu laufen. Der Weg entlang der Hauptstraße ist nicht besonders schön, aber die Bewegung tut nach dem Flug und dem ganzen Busfahren gut.

Angekommen an der Strandpromenade und das Wasser ist weg.

Wir schlendern die Strandpromenade entlang und stellen erstaunt fest, dass man von der Kaimauer aus nur in den Matsch guckt. Bei Ebbe ist hier einfach nur Schlick und in paar Mini-Mangroven halten sich irgendwie dort am Leben. Baden ist entlang dieser Küste wegen Krokodilen und giftigen Stinger-Quallen aber sowieso verboten. Dafür ist im Zentrum direkt an der Promenade ein großes, kostenfreies öffentliches Schwimmbad. Das Becken ist nicht tief, aber weitläufig angelegt und hat einen kleinen Sandstrand, eigentlich ganz schön gemacht.

Von der Promenade schlendern wir weiter bis in den Hafen und die Piers entlang. Im Fährterminal schauen wir uns die einzelnen Bootsunternehmen kurz an. Ein Shop nebenan gibt uns ein paar nützliche Infos über die verschiedenen Schnorchel- und Tauchausflüge zum Great Barrier Reef.

Wir stellen schnell fest, dass wir nicht zum Green Island fahren und dort einen Tag im Strandresort verbringen wollen. Auch mit einem riesigen Katamaran zu einer Badeplattform am Riff zu fahren und dort zu bleiben und irgendwelche Fahrten mit Glasboden-Schiffen zu machen (gegen Aufpreis natürlich) ist für uns keine Option. Sie gibt uns daher eine Broschüre von einem kleineren Veranstalter mit, der Schnorcheltouren an das Outer Reef anbietet.

In der nächsten Touristeninfo bekommen wir noch mehr Tipps und sammeln weitere Flyer und Broschüren ein.

Bald treibt uns aber der Hunger zurück ins Zentrum. Ein Nightmarket in einer Markthalle bietet viele Souvenirshops, aber auch einige Essensstände. Für uns beide gibt es heute asiatisch zum Abendessen und anschließend einen Riesen-Churro für Thomas und eine verdammt teure Kugel Eis für mich.

Die kurze Nacht steckt uns noch in den Knochen und vollgefuttert kaufen wir nur noch beim nächsten Woolworth alles für unser Frühstück ein, bevor wir uns auf den Weg mit dem Bus zurück zu unserem Zimmer machen.

Eine schwierige Entscheidung - Welches Boot soll es sein?

Der kommende Morgen zieht sich wie Kaugummi, bevor wir gegen Mittag unser Müsli "frühstücken". Bis dahin haben wir aber eine wichtige Entscheidung getroffen, nämlich mit welchem Unternehmen wir morgen die Bootstour zum Outer Reef unternehmen wollen.

Die Qual der Wahl ...

Nach langem Hin und Her entscheiden wir uns für einen der nachhaltigeren Tourenanbieter, die insgesamt nur zwei verschiedene Stationen am Riff anfahren, dafür dort aber mehr Zeit verbringen. Wie schon gesagt, zu einer der riesigen schwimmenden Plattformen am Riff zu fahren und dort den ganzen Tag zu verbringen, kommt nicht in Frage. Wir vergleichen Preise, Ausstattung, Abfahrtszeiten, Größe der Schiffe, usw. bis wir endlich unsere Entscheidung getroffen haben. Per Online-Buchung gibt es im Mai sogar einen Rabatt für die Schnupper-Tauchgänge, die wir machen wollen. Und der schiffseigene Koch für das frisch zubereitete Mittagsbuffet weiß natürlich auch zu überzeugen.

Mit diesem Plan für morgen im Hinterkopf beschließen wir uns noch einmal vom gemütlichen Bett unter dem Deckenventilator aufzuraffen und zu der großen Poollagune in die Stadt zu fahren. Dieses Mal entscheiden wir uns auch für den Hinweg für den Bus, bei diesen Temperaturen angenehmer als die Strecke entlang der viel befahrenen Straße zu Fuß zu laufen.

Im Mai ist hier in dieser Ecke noch Nebensaison bzw. die Hauptsaison in diesem Teil Australiens beginnt erst noch. So haben wir keine Probleme auf der weiten Grasfläche um die künstliche Lagune ein Plätzchen zu finden. In dem großen, kostenfreien Pool herrscht wenig Betrieb und wir können ein paar Bahnen schwimmen und im Gras liegend ein paar Sonnenstrahlen aufsaugen. Lange scheint die Sonne leider nicht mehr auf uns herab, es ist schon später Nachmittag und die Schatten der Häuser werden länger.

Ein kleiner Hunger meldet sich bei uns und wir entscheiden uns für einen Burger-Laden nicht weit von der Strandpromenade. Typisch Burger und Bier gibt es in dem Laden allerdings nicht. Geworben wird mit qualtitativ hochwertigem Fleisch aus ökologischer Haltung. Zu unseren beiden Burgern gibt es dann auch Low-Carb-Bier und Öko-Cider. Merkwürdige Kombination - Die Burger schmecken nicht schlecht, aber das Bier ist gewöhnungsbedürftig.

Nach einem kleinen Einkauf für unseren Bootsausflug morgen, neben Wasser brauchen wir nicht viel, noch ein kurzer Besuch im Bottle Shop nebenan für eine Flasche australischen Weißwein, und wir stehen wieder an der Bushaltestelle für die Rückfahrt.

An der Bushaltestelle zu warten ist ja eigentlich nichts besonderes, aber hier fliegen massenhaft riesige Flughunde durch die Gegend und hängen kopfüber in den Bäumen, die in der Straßenmitte stehen. Sie mögen anscheinend die Blüten oder den Nektar daraus. Witzig, wenn man mitten auf der Straße stehend, von einem kopfüber rumhägenden Fledermauskopf angeguckt wird.

Als wir zurück im Zimmer sind, packen wir noch schnell die Sachen für morgen, finden aber erst spät in den Schlaf, ein bißchen Aufregung ist schon dabei. Schließlich geht es morgen ans Great Barrier Reef.

Wellengang am Riff

Die Nacht war kurz, bis um 7:45 Uhr ist Check-In auf dem Schiff, wer zu spät kommt, bleibt im Hafen. Wir schaffen es aber rechtzeitig. Den medizinischen Fragebogen, den alle gleich an Bord ausfüllen müssen, geben wir gleich als eine der Ersten, an eines der Crewmitglieder ab. Ich habe leider an einer falschen Stelle "Ja" angekreuzt und darf nicht mit zum Tauchen. Einer der Momente auf unserer Reise, an denen ich mich ärgere meine Tauchlizenz zu Hause gelassen zu haben. Auch eine tauchmedizinische Untersuchung wäre von Vorteil gewesen, spätestens hier. Schnorcheln scheint aber zum Glück kein Problem zu sein. Da die Tauchgänge aber schon gebucht und bezahlt sind, unternimmt Thomas heute dann zwei Tauchgänge statt nur einem.

Hinter uns werden währenddessen Cairns und die Küste immer kleiner.

Die ersten Ansagen der Crew, noch vor der Sicherheitsbelehrung, lauten heute, sich dringend an der Bar Tabletten gegen Seekrankheit abzuholen, durch den Wind schaukelt es doch ganz schön. Wir haben keine Lust über der Reling zu hängen und die Fische zu füttern und folgen diesem Rat umgehend. Nebenbei verdient das Bootsunternehmen sicher ein paar Dollar dabei Pillen mit wenig Wirkstoff an Passagiere mit umso mehr Hoffnung und Besorgnis zu verkaufen. Wir werfen die Kautabletten mit Erdbeergeschmack zur Sicherheit trotzdem lieber ein. Ein junger Kerl hat sich wohl dagegen entschieden oder hing trotzdem die halbe Fahrt über der Reling, zum Glück scheint uns das Geschaukel nicht so viel auszumachen.

Nach zwei Stunden Fahrt, die uns nicht so lang vorkommen, sind wir am Ziel - dem ersten Stopp am Great Barrier Reef.

Dort in den helleren Bereichen liegt das Riff direkt unter der Meeresoberfläche.

Thomas hat nach seiner Instruktion in die wichtigsten Punkte des Tauchens die Flasche aufgeschnallt, schwimmt ein paar Minuten an einem Seil unter dem Heck des Schiffes und darf dann gleich ans Riff.

Ich schnalle Flossen und Schnorchelbrille an und hüpfe mit den anderen Passagieren auch in die Fluten. Die See ist ganz schön rauh, immer wieder schwappt Wasser in meinen Schnorchel und wir schaukeln alle ganz schön auf den Wellen. Irgendwie hatten wir uns das Meer hier anders vorgestellt - Ruhiger und eher wie auf den Malediven mit wärmerem Wasser.

Trotz des Wellengang ist der Blick unter Wasser beeindruckend. Kaum ein paar Züge geschwommen, sind wir direkt über dem Riff. Aus allen Winkeln kommen Fische aus den Korallen und man muss sich kaum bewegen bzw. wenig bemühen, um die verschiedensten bunten Fische zu sehen.

Leider sieht man an vielen Stellen die abgestorbenen Korallenbäume. Abgebrochene Zweige, verblichene Farben, Versteinerungen ... Dazwischen aber immer wieder tiefste und exotischste Farben, große und kleine Fische.

Zurück auf dem Schiff haben wir beide den selben Eindruck: Das Riff ist wunderschön, die Farben- und Artenvielfalt unglaublich, aber die Schäden unübersehbar. Wir sind trotzdem froh, dass wir hier sind.

Der zweite Tauch- bzw. Schnorcheldurchgang ist nicht weniger beeindruckend. Sogar Annemonenfische kann ich sehen, außerdem riesige regenbogenfarbene Fische, die friedlich durch die Korallen gondeln.

Zwischen dem ersten und zweiten Tauchgang kommen wir auch in den Genuss des versprochenen Buffets vom schiffseigenen Koch. Kalte und warme Speisen, viele Kohlenhydrate für die Energiereserven zwischendurch und für jeden etwas dabei und für alle genug. So lässt es sich aushalten.

Nass und müde sind wir beide.

Fotos von dem bunten Treiben unter Wasser haben wir leider keine, um Euch die Farbenpracht und das Gewusel unter Wasser zu zeigen. Thomas wollte bei seinen ersten beiden Tauchgängen nicht gerade die ganze Zeit die GoPro in der Hand halten und bei dem Wellengang wäre es wohl sowieso keine gute Idee gewesen die GoPro nicht sicher in der Hand zu haben. Wäre ja nicht das erste Mal, dass das Ding im Wasser verschwindet.

Als alle wieder an Bord sind - Ein letzter Blick auf das Riff und es geht zurück.

Der Rückweg schaukelt noch mehr und wir sind froh einen entspannten Platz auf den Sonnenmatratzen am Heck erwischt zu haben. Die Aussicht auf die See ist fabelhaft und wir sind hinter der Balustrade ausreichend gegen die Gischt der schäumenden Wellen geschützt. Einige andere haben da schlechtere Plätze gewählt.

Einmal hebt Thomas aber den Kopf zum falschen Zeitpunkt und bekommt prompt eine volle Ladung Seewasser ab, das ihm kalt den Nacken runter und ins T-Shirt rinnt. So warm ist es jetzt gegen Abend und mit dem Fahrtwind auch nicht, dass das eine willkommene Erfrischung wäre.

Wieder zurück auf festem Boden im Hafen von Cairns stellen wir fest, dass wir gar nicht so müde und hungrig sind wie wir eigentlich erwartet hatten. Das reichhaltige Mittagessen an Bord macht lange satt.

Schnell noch einen Happen zu Essen aufgeschnappt und wir machen uns auf den Weg zurück in unsere Unterkunft. Der eigentliche Plan wäre gewesen Pizza essen zu gehen, aber so wirklich großen Hunger haben wir beide nicht und wir müssen unbedingt Wäsche waschen.

Unsere Vermieterin, der wir direkt in die Arme laufen, als wir zurück kommen, gibt uns grünes Licht die Waschmaschine noch am selben Abend zu nutzen. Glück für uns, denn morgen Vormittag ist Abfahrt angesagt. Für die kommenden Tage haben wir uns einen Campervan gemietet und wollen die Gegend um Cairns damit unsicher machen. Eine günstige Relocation mit angemessenenem Zeitrahmen Richtung Brisbane (unserem ursprünglichen Plan) haben wir leider nicht gefunden.

Während die Maschine wäscht, buche ich uns noch ein paar Flüge. Die Würfel sind gefallen und zwischen Papua-Neuguinea, was direkt um die Ecke wäre, Bali und Thailand haben wir uns für Bali entschieden. Nach ein paar hoffentlich entspannten Tagen, wollen wir von dort aus den Sprung zurück auf die Nordhalbkugel wagen.

Außer den Buchungen und, dass auf einmal unser älterer Mitbewohner an unserer Zimmertür klopft und uns beschuldigt seinen Wein getrunken zu haben (ein komischer Kauz!) verläuft der Abend ruhig und wir fallen zeitig ins Bett.

Die Wäsche hätte die ganze Nacht auf der Leine trocknen sollen, aber da es etwas geregnet hat gönnen wir den Sachen am nächsten Morgen die letzte Trockenphase unter dem Ventilator, bevor wir sie ein weiteres Mal in unsere Rucksäcke packen.

Als wir an der Bushaltestelle im Zentrum stehen und auf einen Bus warten, der uns Richtung Flughafen zum Vermieter unseres Campers bringen soll, entdecken wir in nur geringer Entfernung die Flughunde von vor zwei Tagen.

Der ganze Baum ist voller Fledermäuse.

Immer wieder fliegt eine von ihnen mit lautem Geschrei auf und hängt sich an einen anderen Ast zum Schlafen. Kleines Schauspiel am Morgen, dass wir, noch nicht ganz wach, belustigt bestaunen.

Wie die anschließende Übergabe unseres Campers verlief und was wir so alles mit ihm angestellt haben, darüber lest Ihr bald in einem neuen Blogkapitel.