Am Morgen nach dem Aufstehen gilt unser erster Blick der Temperaturanzeige in Wandas Armaturenbrett: 4°C. Brrr! Kein Wunder, dass uns die Nacht nicht wirklich warm geworden ist und die Füße heute Morgen nicht so schnell auftauen wollen. Wir verkriechen uns noch eine Runde in den Schlafsack, solange, bis das Cooking Shelter aufgeschlossen wird.
Da drin ist es wie gestern Abend schön warm und wir können gemütlich unser Müsli frühstücken.
Als alles andere schon im Kofferraum verstaut ist, entdecken wir ein klitzekleines Problem: Die Heringe, die wir gestern schön fest mit dem Hammer vom Nachbarn in den Boden getrieben haben, wollen nicht mehr aus selbigem raus. Wir bewaffnen uns mit den restlichen Heringen und fangen an zu graben. Einige aufgeschürfte Hände und umständliche Buddelarbeit später, haben wir alle Heringe wieder aus dem steinharten Boden geborgen und sind heilfroh darüber.
Das Ziel für heute ist dank unserer Fahrerei von gestern nicht mehr weit entfernt. Wir wollen nach Raymond Island übersetzen, dort soll man Koalas beobachten können.
Die Fähre ist für Fußgänger kostenlos und fährt alle zehn Minuten. Bis zur Abfahrt holen wir uns in der Bäckerei nebenan noch zwei Sandwiches für unterwegs ...
Die Überfahrt ist kurz und schon stehen wir auf der anderen Seite vom Hafen. Wir laufen ein paar Meter, aber das Erste, was uns anhalten und staunen lässt, ist kein Koala. Auf einem Hügel aus Steinen hockt am Ufer ein riesengroßer Pelikan und putzt sich ausgiebig.
Bei dem Einen soll es nicht bleiben. Als wir uns zur Picknickpause auf eine Bank am Wasser setzen, hockt der nächste Pelikan nur wenige Meter von uns entfernt auf dem Geländer am Bootssteg.
Wir reißen uns von dem Anblick los, wie auch dieser Pelikan mit seinem unglaublich langen Schnabel sein Gefieder putzt. Eigentlich sind wir ja wegen der Koalas da. Den Blick suchend immer nach oben in die Wipfel der Eukalyptusbäume gerichtet, laufen wir weiter.
Und tatsächlich, wir sind nur ein kurzes Stück auf dem Weg um die Insel unterwegs und entdecken über uns ein graues Fellknäuel. Da sitzt ein echter Koala zwischen den Ästen und schläft! Wir sind vollkommen begeistert über unsere Entdeckung, bekommen aber außer viel Fell und einem Paar Ohren nichts von dem selig über unseren Köpfen schlafenden Tier zu sehen.
Der Weg führt uns weiter an den Strand auf der anderen Seite der kleinen Insel.
Dort stehend werden wir von lautem Ästeknacken und Gehoppel hinter uns erschreckt. Eine Meute Wallabys ist gerade in den nächsten Busch geflüchtet. Entdecken können wir sie in dem dichten Buschwerk leider nicht mehr.
Wir stehen hinter einer kleinen Kirche, die auf dem Rasenplatz daneben auch einige einzeln stehende Eukalyptusbäume hat. In einem der Bäume werden wir fündig. Der Koala freut sich aber weniger als wir bei seinem Mitagsschläfchen beobachtet zu werden. Schon lange nicht mehr so ein grimmiges Gesicht gesehen!
Wir nehmen jeden einzelnen Baum auf dem Rasen unter die Lupe, finden aber keinen weiteren Artgenossen von unserem Griesgram.
Stattdessen schauen wir uns auf der Straße um, erwarten nicht irgendetwas Bestimmtes zu sehen, aber direkt im Baum an der Straße hängt Einer ...
Als die Begrüßung erledigt ist, geht er wieder zu den wichtigen Dingen des Lebens über ...
Gut, dass auf dieser kleinen Straße wenig Verkehr ist. Wir wären sonst sicher schon überfahren worden, so hingerissen, wie wir da stehen und in die Baumkrone starren.
Bevor wir weiterziehen können, verwickelt uns der Pfarrer in ein Gespräch und erzählt uns einiges über die Koalas und das Leben auf der Insel. Er hat hier schon als Kind gelebt, als die Fähre noch per Hand betrieben wurde.
Unterbrochen werden wir nur von einem weiteren Koala, den wir über unseren Köpfen entdecken und diesem kleinen Schreihals: ...
Neben ein paar Einblicken in das Inselleben bekommen wir von unserem netten Herrn Pfarrer auch den Tipp, wo es noch weitere Koalas zu sehen gibt. Wir verabschieden uns und machen uns auf den Weg zur Inselmitte.
Dort stehen mehrere einzelne Eukalyptusbäume, die teilweise schon schwer beschädigt sind. Hier wohnen fast mehr Koalas, als die Bäume ertragen können. Zu sehen bekommen wir von den Baumbewohnern vorerst nichts.
Bis wir fast in einen von ihnen hinein- bzw. an ihm vorbeilaufen. Da hängt doch wirklich auf Augenhöhe ein Koala auf einem der unteren Äste!
So nah waren wir noch an keinem von den Tieren dran. Wir hüten uns aber ihm näher zu kommen, die scharfen Krallen sind sicher nicht angenehm im näheren Kontakt. Eine andere Touristin, die dazu kommt, macht sich darüber wohl eher weniger Gedanken und fotografiert fröhlich vor seiner Nase herum. Wir lassen dem armen Kerl seine Ruhe und gehen weiter.
Langsam wird es buschig um uns herum und zu beiden Seiten des Weges stehen nicht nur Eukalyptusbäume. Wir wandern ein Stück weit in das Dickicht hinein und hoffen noch ein paar Tiere zu sehen.
Das nächste, was wir sehen sind jedoch keine Koalas, sondern ein paar Känguruhs, die es sich in der neuangepflanzten Schonung bequem gemacht haben.
Die meisten Känguruhs liegen einfach faul in der Sonne, kauen am Gras und lassen sich durch uns nicht weiter in ihrer bequemen Ruhepause stören.
Wir stören nicht weiter und schleichen weiter die Wege entlang, Kopf nach oben wie Hans-guck-in-die-Luft. Und die Sucherei wird belohnt. Es blinzeln uns noch ein paar verschlafene, flauschige Kerlchen an.
Auf einem der Bäume sind wir uns nicht sicher, ob dort nicht vielleicht sogar zwei Koalas schlafen. Oder z.B. eine Mutter mit Ihrem Jungen. Bei näherem Zoomen der Aufnahme mit dem Teleobjektiv handelt es sich aber eher um einen dicken Flauschpopo als um einen zweiten Koala.
Am frühen Nachmittag beenden wir unsere Erkundungstour auf der Insel und setzen mit der Fähre zurück nach Painesville über. Der Nachmittag auf der kleinen Insel war großartig und wir sind mit Eindrücken gefüllt.
Einige wenige Kilometer Richtung Sydney wollen wir heute aber noch machen. Ziel ist dabei ein kleiner kostenloser Campingplatz hinter Lakes Entrance am oberen Ende des 90-Mile-Beach.
Wanda bekommt vorher noch ein bißchen Sprit und für uns kaufen wir noch ein paar Lebensmittel im Nachbarstädtchen ein.
Die Wegbeschreibung ist eigentlich relativ eindeutig, am Ende einer kleinen Straße neben der Taverne soll der Campground sein. Wir kommen am Strand an, finden aber erst einmal nichts, das wie eine Campingmöglichkeit aussieht.
In der Taverne bekommen wir die gesuchte Auskunft: Die Campsite ist quasi nur ein schmales Grünstück entlang eines Kiesweges hinter dem Lokal. Hier dürfen wir aber dafür kostenfrei die Nacht stehen und es gibt sogar Warmwasserduschen. Was wollen wir mehr?!
Im Zeltaufbauen haben wir mittlerweile ja Routine und heute zieht es uns zusätzlich möglichst schnell an den Strand. Es ist kurz vor Sonnenuntergang.
Als alles steht, stiefeln wir also los, überqueren den schmalen Grünstreifen zum Strand und stehen direkt am Wasser. Links und rechts von uns kilometerlanger heller Sandstrand und keine Menschenseele zu sehen!
Thomas hat noch andere Sorgen, die Technik will nicht so ganz wie sie soll.
Die Grübelei hält nicht lange und das Problem ist gelöst.
Der Ablauf des restlichen Abends ist ganz klar vorgezeichnet. Dafür, dass wir kostenlos übernachten dürfen, werden wir heute Abend den Gaskocher kalt lassen und uns stattdessen in der Taverne bekochen lassen.
Auf der einen Seite der Theke trinken die Einheimischen aus dem kleinen Dorf gemütlich ihr Feierabenbier, auf der anderen Seite im Restaurantbereich sitzen wir bald glücklich über unseren Pizzen. Hauchdünner Boden und viel Käse, verdammt lecker!
Das Bier dazu schmeckt auch gut, da lassen wir uns doch gern noch zu einem Nachtisch überreden.
Gut, dass wir uns dieses kleine, harmlos aussehende Stück Schokotraum geteilt haben. Glücklich, müde und mit randvollem Bauch fallen wir wenig später auf unsere Luftmatratzen.
Die Nacht schlafen wir ziemlich gut, es ist nicht ganz so kalt. Eine kleine Unterbrechung gab es allerdings. Als wir nachts kurz mal aus dem Zelt müssen, entdecken wir einen schleimigen Bettgenossen.
Quer über die Zeltplane vor der Öffnung auf meiner Seite hängt ein besonders glitschiges Exemplar von Nacktschnecke. Thomas entdeckt kurze Zeit später, dass sie vorher wohl schon auf seiner Seite gewesen sein muss. In seinem Schuh, wie er leider zu spät bemerkt. Lecker Schleimsocke!
Morgens gibt es auf unserem Zeltplatz leider kaum Sonne, wir beschließen kurzerhand unser Zeug zusammen zu packen, vorne am Strand zu frühstücken und das Zelt später abzubauen.
Wir haben es auch nach dem Frühstück nicht eilig und hängen noch einen kleinen Strandspaziergang vor der Abfahrt an.
Fast vergessen wir das Zelt noch abzubauen und mitzunehmen, im Auto ist auch so schon genug Zeug. Wer weiß, wann wir das gemerkt hätten.
Für heute Abend haben wir eine Unterkunft am südöstlichsten Zipfel Australiens gebucht. Bis dahin sind es ca. 2,5 Stunden Fahrt, wir haben also Zeit.
Auf dem Weg wählen wir die kleineren Straßen entlang der Küste und legen immer mal wieder einen kleinen Zwischenstopp ein. Meist stehen wir dabei immer wieder beeindruckt auf einem verlassenen Abschnitt des 90-Mile-Beaches.
Zur Mittagspause finden wir auf der Karte einen Platz in der Bucht der Salmon Rocks und beschließen da mal vorbei zu schauen.
Als wir einbiegen, ist zu unserer Überraschung der Parkplatz voll. Nicht voller Autos oder Touristen mit Wohnmobilen.
Die Männer der Gegend haben ihren Frauen wohl fangfrischen Fisch zum Mittagessen versprochen und sind heute früh alle zusammen raus gefahren. Jetzt verladen sie gerade ihre Boote aus dem Wasser wieder auf die Anhänger an den Pick-ups. Ein kleines Spektakel für sich.
Wir folgen einem kleinen Pfad und finden einen perfekten Platz mit Aussicht zur Mittagspause.
Die Aussicht ist auch nicht von schlechten Eltern und die Möwen und anderen Vögel lassen uns zum Glück in Ruhe essen.
Die Nase im Wind spazieren wir anschließend noch eine Runde zwischen den Felsen umher.
Als wir gerade beschließen uns langsam auf den Weg zu machen, biegen zwei dicke Wohnmobile in den Parkplatz ein und spucken eine Handvoll wuseliger und Foto-wütiger Asiaten aus, die auch sofort am Wasser posieren und Gruppenfotos schießen. Das nenne ich mal Timing.
Wir fahren die restliche Strecke nach Mallacoota in einem Rutsch und bekommen von der Nachbarin unserer eigentlichen Vermieterin die Unterkunft gezeigt. Schnell noch ins Dorf und die letzten Teile einkaufen.
Als wir aus dem Tante-Emma-Laden in der Dorfmitte kommen,...
Im Dorf ist sowieso nicht allzu viel los im Moment und wir freuen uns auf ein richtiges Bett heute Nacht, also fahren wir schnurstracks zurück zu unserer Unterkunft.
Nachts wache ich auf, mir steigt seit einer Weile beißender Rauch in die Nase. Halb schlafend dachte ich noch, irgendein Nachbar würde seinen Kamin angezündet haben - macht natürlich mitten in der Nacht keinen Sinn. Vollständig wach stelle ich fest, dass die ganze Wohnung nach Rauch riecht, draußen ist aber keine Feuerquelle zu entdecken. Halb beruhigt mache ich alle Fenster und Türen zu und lege mich wieder auf's Ohr.
Als es am nächsten Morgen hell ist, wundern wir uns, warum es draußen so diesig ist.
Selbst bis zum Schornstein vom Nachbarhaus wird es schwierig. Grund ist allerdings nicht das schlechte Wetter, das uns die Sicht verdirbt. Wenige Kilometer entfernt brennt gerade eine großes Stück Wald.
Auf der Fahrt sind wir gestern schon mitten durch einen Waldbrand gefahren, den die Feuerwehr lässig am Straßenrand sitzend beobachtet hat. Vermutlich ein kontrollierter Brand.
Nach einigen Nachforschungen im Internet stellen wir zum Glück fest, dass es sich auch heute nicht um einen unkontrollierten Brand handelt, sondern tatsächlich um eine gezielte Feuerrodung durch die lokale Feuerwehr, um das Brandrisiko in den heißen Sommermonaten zu reduzieren.
Nutzt uns leider wenig, an ein Frühstück draußen ist nicht zu denken. Über den Tag dreht aber der Wind und treibt den Rauch in die andere Richtung, sodass wir später wieder Sicht auf den See haben und auch unsere Wäsche nicht geräuchert trocknen muss.
Den Tag nutzen wir zur Planung, unsere Übernachtungen in Sydney und auch der Flug nach Cairns ans Great Barrier Reef müssen langsam aber sicher gebucht werden. Ein paar Zeilen für den Blog stehen natürlich auch auf dem Plan.
Die Wohnung ist wunderschön groß und hell und mit allem ausgestattet, was man so braucht. Wir haben sogar einen eigenen Gasgrill, den wir am zweiten Abend genüsslich nutzen.
Gestern Abend haben wir uns deswegen schnell entschieden eine zweite Nacht hier anzuhängen. Am späten Nachmittag überreden wir nach einem Blick auf unsere Streckenplanung kurzerhand unsere Gastgeberin Margaret, die gerade erst aus Melbourne zurück gekommen ist, uns noch eine weitere Nacht bleiben zu lassen.
Zwei Tage Entspannung in dieser kleinen Oase im Nichts kommen uns gerade recht als Auszeit von der Fahrerei. Nicht, dass wir beim Autofahren bis hierher Stress hatten, aber es ist schön ein paar Tage seine Sachen nicht morgens und abends ein- und auspacken zu müssen.
Wir verlassen unsere Bude bzw. die Terrasse erst am zweiten Abend, um ein paar Besorgungen zu machen. Kurz im Supermarkt und im Bottle Shop eingekauft und dann erkunden wir ein bißchen das Dorf.
Neben ein paar Geschäften besteht der kleine Ort Mallacoota hauptsächlich aus mehreren riesigen Campingplätzen, auf denen in der Hochsaison mehr als 1000 Leute Platz haben. Momentan stehen hier nur ein paar wenige Australier mit ihren Wohnwagen oder Campern. Ein Hoch auf die Nebensaison, auch wenn das heißt, dass die Nächte im Zelt etwas kälter (und leider auch ziemlich lang) sind.
Das Licht ist schon herbstlich und die Sonne geht bald schon wieder unter. Wir gehen am Seeufer entlang über die freien Plätze und genießen die Aussicht.
Die großen Beuteltiere lassen sich weder durch uns, noch durch einige kläffende Hunde groß stören. Die Känguruhkacke, die über den ganzen Platz verteilt liegt, zeigt, dass die Tiere sich hier wohl fühlen.
In der Bucht kann man leider nicht weit laufen, daher entscheiden wir uns zum Sonnenuntergang ein Stück an den äußersten Zipfel zu fahren.
Heute Abend heißt es dann doch wieder Sachen packen. Wo es uns als Nächstes hin verschlägt, das erfahrt Ihr in einem neuen Kapitel.