28.04. - 30.04.2018: Australien

Stau in Melbourne

Wir genießen den letzten Morgen in unserem riesigen Apartment, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen, um unseren Mietwagen für die Fahrt nach Sydney abzuholen. Auch, wenn es uns schwer fällt, lassen wir den Schlüssel zurück, ziehen die Tür hinter uns zu und steigen um kurz nach halb 10 Uhr in die Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Per Bahn und Bus erreichen wir den Airport, von dem wir die Mietwagenfirma anrufen und ein Shuttle bestellen, da das Büro einige Kilometer vom Flughafen entfernt liegt.

Beim zweiten Anlauf stehen wir auch auf der richtigen Ebene des Parkhauses im Abholbereich und werden freundlich begrüßt. Auch die Mitarbeiterin im Büro ist gut drauf und nach einer kurzen Übergabe sind wir um 12 Uhr auch schon mit Wanda - unserem neuen, schneeweißen fahrbaren Untersatz - unterwegs. An Platz mangelt es nicht, günstige Kleinwagen waren in Melbourne keine mehr zu bekommen, von daher war dieses Mal die günstigste Alternative ein etwas größeres Modell. Es hätte schlimmer kommen können.

Hallo Wanda!

Unser erster Stopp ist ein Einkaufszentrum in Broadmeadows, das vor dem wir auch schon am ANZAC-Day vor unserer Fahrt in Melbournes Zentrum standen, als alles geschlossen hatte. Heute ist dagegen viel los und wir steuern erst einmal den Food Court für ein schnelles Mittagessen an. Danach füllen wir unsere Vorräte für die nächsten Tage auf. Dabei finden wir im Aldi (ja, hier gibt es Aldi (Süd)!) sogar Pumpernickel, eine willkommene Abwechslung zum eher labberigen Toastbrot, was es sonst hier gibt. Dagegen ist eine Gaskartusche, die auf unseren Kocher passt, im ganzen Einkaufszentrum nicht aufzutreiben. Nicht, dass es keine Kartuschen gäbe, nur passen die Anschlüsse einfach nicht auf unseren Kocher.

Wir belassen es vorerst dabei, hoffen unterwegs einen Outdoor- oder Camping-Laden zu finden und fahren aus der Stadt. Leider ist das leichter gesagt als getan, denn wir müssen irgendwie einmal quer durch Melbourne durch. Es ist Samstagnachmittag und die Straßen voll mit Autos, die sich vor nahezu genauso vielen Ampeln stauen. Für die ca. 30 km bis wir auf den Highway auffahren brauchen wir fast 1,5 Stunden. Danach wird es entspannter und kurz nachdem wir aus der Stadt sind, gibt es kaum noch Verkehr.

Zum Glück ist die Tagesetappe mit 170 km nicht allzu lang und wir erreichen unsere Unterkunft in Leongatha kurz vor Sonnenuntergang um 17 Uhr. Wir werden freundlich begrüßt und beziehen unser Zimmer für die Nacht. Vom Balkon aus schießen wir ...

...das erste und einzige Foto des Tages über die umliegenden Wiesen.

Spontane Übernacht-Wanderung in Wilson's Prom

Am nächsten Morgen checken wir pünktlich um 10 Uhr aus und drehen einige Runden durch das kleine Städtchen Leongatha, in der Hoffnung eine Gaskartusche zu finden, da wir die nächsten Tage zelten wollen. Unser Gastgeber hat uns auf einen kleinen Hardware-Store verwiesen, der aber leider sonntags geschlossen hat. Die nächsten Versuche starten wir an den Tankstellen im Ort, aber auch hier sind wir nicht erfolgreich, sondern werden höchstens auf den Woolworth verwiesen. Der hat auch Gas, aber natürlich wieder nur die falschen Kartuschen. Es ist echt zum verzweifeln - in Neuseeland gab es die Kartuschen an jeder Ecke, an jeder Tanke und in fast jedem Visitor-Centre. Wir starten noch einen letzten Versuch beim Aldi, ein Tipp einer Woolworth-Mitarbeiterin, der sich aber als ebenso erfolglos herausstellt. Es nützt leider nichts, es scheint, dass wir erst einmal ohne Gas für den Kocher auskommen müssen.

Unser erstes Ziel heute ist der Wílson's Promotory National Park - oder kurz Wilson's Prom - eine bergige Halbinsel südlich von Leongatha. So ganz haben wir die Hoffnung noch nicht aufgegeben und versuchen unterwegs noch an ein paar Tankstellen eine passende Gaskartusche aufzutreiben, geben das aber bald auf. Irgendwann treffen wir auf den Great Southern Rail Trail, eine alte Bahnstrecke, die zum Fahrradweg umgebaut wurde, welcher eine Weile parallel zur Straße verläuft.

In Fish Creek legen wir eine Pause an einem der vielen Rastplätze ein. Neben Tischen, Bänken und Toiletten findet man in Australien zusätzlich nahezu überall kostenlose Grills. Also keine Grillstellen wie in Südafrika, in denen man erst ein Feuer macht und dann grillt, sondern elektrische oder gasbetriebene Grillplätze! Ein Knopfdruck und schon wird die Edelstahlplatte warm. Die Australier sind ebenfalls ziemlich verrückt, was das Grillen angeht und erwarten einen sauberen Grill an jedem Rastplatz. Angeblich musste man früher wohl eine Münze einwerfen, damit der Grill anspringt. Aber da die Münzboxen Grills wohl häufig aufgebrochen wurden, hat man es irgendwann aufgegeben und seither kann man kostenlos grillen.

Echt genial, dass es hier sowas an jeder Ecke gibt und die meisten Grills sind wirklich gepflegt und sauber, sodass man direkt loslegen kann. Der General Store nebenan hätte auch das passende Fleisch dazu, aber das Frühstück ist noch nicht allzu lange her. Aber wir nehmen uns fest vor in den nächsten Tagen zu grillen!

Nebenbei gab es im General Store sogar den entscheidenden Hinweis: Am Ortsausgang gibt es einen Camping-Laden! Von außen sieht das Gebäude zwar eher nach einem alten Schuppen aus, vor dem Batik-Klamotten hängen, aber innen findet sich neben Deko und allerlei sonstigem Kram auch eine gute Auswahl an Camping-Ausrüstung. Ich kann die hellgrünen Gaskartuschen schon von Weitem sehen - endlich! Daneben liegt sogar der passende Adapter im Regal, um die komischen Gaskartuschen, die es im Supermarkt gab, an unseren Kocher anzuschließen. Aber mehr als die eine Kartusche werden wir für unsere Zeit hier wohl nicht brauchen.

Erleichtert, dass die Küche die nächsten Tage nicht kalt bleiben muss, machen wir uns auf die letzten Kilometer in den Nationalpark. Wir schlängeln uns durch die Nationalpark-Straßen zum Visitor Centre. Pia kommt mit, wäre aber lieber vorher schon zu einen Strand abgebogen, hat aber keine Wahl. Ich bin einfach ein Fan von Visitor Centres und erkundige mich gern direkt bei den Leuten.

Heute war das auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Nach einer kurzen Unterhaltung mit den Damen am Infoschalter stellen wir fest, dass die Campingplätze für die Übernacht-Wanderungen nicht ausgebucht sind, wir wir angenommen hatten. Ich hatte lediglich die Anleitung zur Online-Buchung auf der Homepage nicht gelesen. Im Gegenteil, wir sind sogar mehr oder weniger alleine unterwegs auf den Wegen. Wir überlegen kurz und haben keine zehn Minuten später die Gebühren für eine Nacht auf einem Campingplatz am Strand auf der anderen Seite der Halbinsel bezahlt.

Mit soviel Glück hatten wir gar nicht gerechnet und müssen erstmal noch unsere Rucksäcke umpacken. Also werden zuerst der gesamte Inhalt unserer Rucksäcke und die Lebensmittel über das ganze Auto verteilt und wieder eingepackt, was wir für die Nacht mitnehmen wollen. Zum Glück haben wir mittlerweile Übung im Packen und sind erstaunlich schnell fertig. Nur noch schnell Wasser auffüllen und zum Trailhead fahren, dann kann es losgehen.

So war zumindest der Plan. Am Trailhead stellt Pia aber fest, dass der Rücksitz patschnass ist und auch ihr Rucksack tropft. Das fängt ja gut an. Grund war vermutlich ein Steinchen am Anschluss vom Trinkschlauch an die Trinkblase und das Problem ist schnell gelöst. Zum Glück ist der Schlafsack wasserdicht verpackt und auch sonst ist hauptsächlich nur das Rückenpolster vom Rucksack nass geworden.

Noch ein schnelles Mittagessen und es kann losgehen. Um 14 Uhr starten wir die nur ca. 12 km lange Wanderung, erst auf den Berg und dann runter zum Strand, für die 3 Stunden veranschlagt werden. Wenn alles passt, sollte das Zelt kurz vor Sonnenuntergang stehen. Und an dieser Stelle ist auch erstmal gut mit dem vielen Text ohne Bilder!

Wir starten auf knapp 200 Metern...

...über sandige Wege in der Sonne...

...mit wunderbarer Aussicht auf die Buchten hinter uns.

Hier muss vor nicht allzu langer Zeit einiges vom Eukalyptus-Wald abgebrannt sein. Die Überreste der Bäume stehen noch und an vielen Stellen stehen Hinweistafeln zum Wiederaufbau des Weges nach heftigen Regenfällen. Dabei sind wohl auch einige Hänge mit losem Gestein komplett herunter gekommen und haben den Trail unter sich begraben.

Über ein paar Serpentinen geht es weiter nach oben und kurze Zeit später überqueren wir den "Pass" auf ganzen 300 Metern. Von hier aus geht es durch dichten Regenwald auf teils matschigen Wegen wieder nach unten.

Ab und zu tut sich eine Lücke zwischen den Bäumen auf.

Wir halten mmer mal wieder Ausschau nach Koalas in den vielen Eukalyptusbäumen, haben aber kein Glück. Auf Meereshöhe kurz vor unserem Ziel...

...geht der Wald in eine Sumpflandschaft über. Krokodil gefunden ?

Und ich in bin mal wieder auf dem Holzweg.

Über gute zwei Kilometer wurde der Sumpf hier mit einem Boardwalk überbaut, damit man sich keine nassen Füße holt. Bequeme Sache so zu laufen.

Plötzlich springt kurz vor mir etwas großes Graues von einem Baumstamm ins Gebüsch. Ich bleibe erschrocken stehen. Als wir vorsichtig weiter gehen und suchend ins Gebüsch starren, was das jetzt war, ...

...werden wir neugierig beobachtet.

Ein Wallaby! Ungefähr hüfthoch und damit auf jeden Fall zu klein für ein "richtiges" Känguruh, die eher in offenem Gelände leben. Hier im dichten Wald sind die kleineren und wendigeren Wallabies zu Hause. Der graue Kleine ist nicht wirklich zutraulich, aber allzu schüchtern auch nicht. Er beobachtet uns eine ganze Weile, während wir versuchen in der Dunkelheit ein gutes Foto zu machen, bevor er weiter ins Gebüsch hoppelt.

Noch ganz begeistert von unserer Begegnung mit unserem ersten Wallaby hier in Australien erreichen wir das Ende des Stegs und treten aus dichtem Wald...

...auf einen herrlichen Sandstrand.

So langsam wird es auch schon dunkel.

Die letzten zwei Kilometer laufen wir über den Strand und sind einfach nur begeistert. Der Strand ist wie im Paradies und außer uns ist niemand unterwegs. Auf den letzten Metern bekommen wir noch nasse Füße, als wir einen kleinen Fluß durchqueren müssen, um den dahinter liegenden Campingplatz zu erreichen. Neben uns übernachtet dort heute lediglich ein einziges anderes Pärchen. Nach einigem Hin und Her auf der Suche nach dem perfekten Stellplatz - die Qual der Wahl eben - bauen wir unser Zelt auf...

...und bereiten das Abendessen vor.

Wie immer natürlich unter neugieriger Beobachtung - es könnte ja was abzustauben sein.

Im Sonnenuntergang machen wir es uns mit unserem Essen auf einem Felsen am Strand bequem.

Um kurz nach 18 Uhr ist es wie immer stockdunkel und wir verkriechen uns ins Zelt. Auf dem Rückweg vom Strand stellen wir schnell fest, dass der Campingplatz noch lebhafter ist als gedacht.

Da ist ein Opossum auf dem Baum neben unserem Zelt.

Aber dieses Mal bleibt es nicht bei dem einen. Immer wieder hört man lautstarkes Gezanke zwischen den Fellknäulen und, als ich später noch einmal aus dem Zelt komme, starren mich im Licht der Stirnlampe mindestens drei Augenpaare aus dem kleinen Baum direkt neben unserem Zelt an. Dieses Mal sorgen wir vor und nehmen die großen Rucksäcke mit ins Zelt, so werden wir tatsächlich in Ruhe gelassen - bis auf die Lärmbelästigung vom Baum nebenan.

Die Nacht ist wegen der lautstarken Geäuschkulisse mäßig erholsam, aber nicht allzu kalt - auch, wenn wir sicherheitshalber wieder all unsere Lagen angezogen haben. Wollten wir nicht nach Australien, weil es hier wärmer ist? Nachts merkt man davon jedenfalls nicht viel...

Haifischflossensuppe?

Bevor wir morgens das Zelt verlassen und wieder in unsere Schuhe steigen, werden diese gründlich auf ungebetene Gäste geprüft. Im Visitor Centre wurden wir lediglich gewarnt, dass wir hier möglicherweise ein paar Schlangen begegnen und den ersten, wenn auch winzigen Skorpion haben wir gestern Abend auf dem Campingplatz auch schon entdeckt. Das Wallaby, das heute früh vom Strand über den Campingplaz hoppelt, macht uns keine Sorgen.

Nach dem Frühstück ist alles schnell wieder im Rucksack verstaut und um kurz vor 9 Uhr treten wir den Rückweg an.

Zuerst müssen wir wieder zurück durch den kleinen Fluß.

Schuhe aus und los.

Danach geht es wieder einsam über den paradisischen Strand.

Was macht Pia da?

Haifischflossensuppe?

Bevor wir zurück in den Sumpf und den Regenwald gehen, legen wir uns eine Weile in den Sand und genießen die Sonne. Auf dem Rückweg treffen wir im Sumpf leider kein Wallaby mehr.

Auf dem "Pass" legen wir eine kleine und ziemlich windige Rast ein, ...

...da stehen sogar den Vögeln die Federn zu Berge!

Der Rest der Strecke zurück zu Wanda ist schnell geschafft und gegen Mittag laden wir unsere Rucksäcke wieder in den Kofferraum und verlassen den Nationalpark. Auf dem Weg zurück staunen wir nicht schlecht, als auf einer Wiese neben der Straße plötzlich...

...zwei Emus herum laufen und friedlich grasen.

Nur kurz später hockt auf der anderen Seite der Straße...

...ein Wallaby und macht sich über das Grünzeug her.

Den Rest des Tages verbringen wir damit ein wenig Strecke zu machen und legen nur eine Mittagspause an einer der vielen Rest Areas neben der Straße ein. Am frühen Abend, nach knapp 200 km Strecke biegen wir in Strathford auf einen Campingplatz ab, wo wir unser Zelt für die Nacht aufschlagen.

Die Heringe in den festgefahrenen Boden des Stellplatzes zu bekommen ist dabei gar nicht so einfach. Unser Nachbar hat unsere mühseligen Versuche bemerkt und leiht uns seinen Hammer aus. Damit sind die Heringe schnell und fest im Boden versenkt und das Zelt - wie immer pünktlich zum Sonnenuntergang - fertig für die Nacht. Wir setzen uns noch ein wenig in die beleuchtete und beheizte Küche, die außer uns scheinbar niemand nutzt, und sortieren noch ein paar Fotos für die nächsten Blogeinträge.

Damit haben wir also unsere erste Mehrtageswanderung in Australien spontan und erfolgreich geschafft. Mal sehen, ob es davon noch mehr geben wird - Das erfahrt ihr dann in den nächsten Einträgen.