Neuseeland: Fazit

Wie immer an dieser Stelle, angefangen mit unserem ersten Fazit aus Südafrika, weisen wir auch in diesem Eintrag wieder darauf hin, dass wir nur eine politisch wahrscheinlich ziemlich inkorrekte Momentaufnahme des von uns bereisten Landes abbilden.

Landschaft:

Neuseeland ist ein Land der Gegensätze: Nord- und Südinsel, kalt und warm, Sonne und Wind, Gletscher und Regenwald, Seen und Staubwüste, Meer und Berge. Auf kleinstem Raum kann man in kürzester Zeit den unterschiedlichsten Vegetationszonen begegenen, was uns unterwegs immer wieder fasziniert hat.

Schneebedeckte Gipfel über dem Gletschersee sind nur eine Facette des Landes.

Das Land ist für Outdoor-Fans, Naturliebhaber und alle, die gerne draußen sind, ein absolutes Paradies. Es gibt überall Wandermöglichkeiten, Outdoorläden und -Ausrüster an jeder Ecke, Campingmöglichkeiten und sogar teilweise Trockennahrung zum Trekking im Supermarkt. Für Winter- und Extremsportler gibt es genauso viele Möglichkeiten wie für Mountainbiker sich auf den beiden Inseln auszutoben.

Hört sich an wie ein Werbetext für Neuseeland ? Ist es vielleicht auch. Das Land ist einfach unglaublich vielseitig.

Die Nordinsel hat in der Nähe von Auckland diverse einsame Sandstrände zu bieten, in der Mitte liegt der Tongariro Nationalpark mit vielen Wanderwegen auf alpinem Niveau um die Kraterseen. Der große Lake Taupo und die Gegend um Rotorua laden dagegen zu Wassersport und Mountainbiken ein.

Der majestätische Tongariro mitten auf der Nordinsel.

Auckland ist eine der Städte mit der höchsten Lebensqualität weltweit und die heimliche Hauptstadt. Die Skyline ist eher flach gehalten, da jeder Kiwi Wert auf ein eigenes freistehendes Haus legt, und so entsteht der Eindruck eines riesigen Vorortes rund um das kleine Zentrum.

Die einzeln stehenden Holzhäuser wirken wie ein englisch-amerikanischer Stilmix.
Dazwischen finden sich immer wieder altehrwürdige Gebäude im viktorianischen Stil.

Nur in der Stadtmitte ragen der Skytower und ein paar Hochhäuser in den Himmel. Die ganze Stadt hat überall einzelne grüne Flecken mit ehemaligen Vulkankratern, die als Parks umfunktioniert wurden.

Grüner Vulkankrater von Mt. Eden mit Blick über die Skyline Aucklands.

Vulkanische Aktivität ist nicht nur ein Thema auf der Nordinsel, auf der jederzeit wieder ein Ausbruch stattfinden könnte. Die Verschiebung der Kontinentalplatten löst immer wieder Erdbeben aus, zuletzt in Christchurch und Kaikioura auf der Südinsel.

Tsunami-Warnungen oder -schranken sind uns öfter untergekommen.

Die Innenstadt von Christchurch ist seit 2011 eine riesige Baustelle und der Highway 1 von Christchurch nach Picton wird auch noch einige Zeit brauchen, bis er wieder durchgehend befahrbar ist.

Häuser aus Stein gibt es eher selten, Holz ist bei Erdbeben einfach flexibler. Die Isolation der Häuser ist aber meist unglaublich schlecht, wie wir oft feststellen mussten. Da pfeifen Wind und Regen durch die Fensterritzen auch bis ins Schlafzimmer, hier keine Seltenheit bei dem wechselhaften Wetter.

Die weitläufigen grünen Wiesen und Hügel sind aber idealer Platz für die Zucht von Rindern, Wild und ...

... Schafen.

Unterwegs über die Inseln sieht man immer wieder lange nur Schafe, ...

...Schafe...
... und nochmals Schafe, ...
... die sich auf den endlos grünen Weiden tummeln.

In den Canterbury Plains hinter Christchurch und den McKenzie Highlands ist einer der besten Flecken für die Zucht von Schafen und Merinos, letzteren ist es an einigen anderen Orten zu nass.

Richtung Süden der Südinsel findet man sie auch, an der Westküste und im Fjordland ist Landwirtschaft schwieriger. Die Besiedelung ist hier insgesamt sehr dünn und die Haupteinnahmequelle ist der Tourismus.

Die Fjorde um Milford Sound sind aber auch einfach beindruckend.

Das Temperaturgefälle zwischen Nord- und Südinsel ist relativ groß und die Nordinsel deutlich wärmer. In den milderen Marlbourough Sounds in der Spitze der Südinsel finden sich gut geeignete Weinanbaugebiete. Fans des Wintersports kommen rund um Queenstown im Winter auf ihre Kosten.

Gefrorenen Boden und Schnee auf den Bergspitzen haben wir bereits im Herbst dort erlebt.

Wenn man dann weiter durch die Ausläufer der Südalpen fährt, vorbei an tiefblauen und glasklaren Gletscherseen kann man die beiden größten Gletscher, den Fox- und den Franz-Josef-Glacier, besuchen. Die Gletscher schmilzen leider in einer wahnsinnig hohen Geschwindigkeit, sodass in einigen Jahren nur noch wenige Überreste von ihnen übrig sein werden.

Die geschrumpften Ausläufer des Fox-Glaciers.

Gleich neben dem Eis des Gletschers beginnt der dichte Regenwald mit den für Neuseeland so typischen, teils riesengroßen Farnen. Die gesamte Westküste ist in vielen Teilen von diesem dichten Wald überzogen.

Überall stürzen sich kleine und große Wasserfälle in die Tiefe.
Palmen direkt neben schneebedeckten Bergen - hier nicht unmöglich, eher typisch.

Die Westküste ist in großen Teilen zum Naturschutzgebiet erklärt worden, in denen vereinzelt der stark vom Aussterben bedrohte Kiwi lebt. Der kleine, flugunfähige Nationalvogel liebt den feuchten Waldboden und das nasse Wetter auf dieser Inselseite. Gesehen haben wir den kleinen braunen Vogel leider nicht, aber sollte man an der richtigen Stelle in der Dämmerung ein wenig Zeit haben, kann es mit Glück durchaus passieren, das eines dieser sehschwachen Federknäule direkt in einen rein läuft.

Weniger scheu sind die kleinen Fantails, von denen Thomas verzweifelt versucht hat anständige Fotos zu machen. Sie sehen ungefähr so aus wie unsere Meisen mit sehr breit gefächerten Schwanzfedern. Und sie hüpfen beim Wandern laufend wie wild um einen herum, am Weg entlang und auch gerne mal direkt vor die laufenden Füße.

Witzige Wegbegleiter, aber wie gesagt, schwierig zu fotografieren.

Eine andere Vogelart ist auf eine andere Art und Weise aufdringlich: Die Wekas. Diese merkwürdigen braunen Hühner können wie der Kiwi nicht fliegen und versuchen liebend gerne Wanderer zu bestehlen.

Diebisches, braunes Huhn.

Von der Geschichte mit der gestohlenen Kamera hatten wir in unserem Kapitel über den Queen-Charlotte-Track ja schon berichtet. Ebenfalls in Neuseeland heimisch ist der Kea. Viele Touristen versuchen diese papageienartigen Vögel zu füttern. Das Ergebnis ist leider nur, dass mittlerweile einerseits die Keas zu fett zum Fliegen werden und so schneller Beute von Raubtieren werden. Andererseits sind z.B. die Keas in den Milford Sounds so sehr an Menschen gewöhnt, dass sie immer wieder aggressiv über Autos herfallen und die Gummidichtungen an Fenstern und Türen fressen und zerstören. Scheint wohl besonders lecker zu sein das Gummi.

Dieser Kea hat uns und unseren Ronny zum Glück in Ruhe gelassen.

Pinguine gibt es in einigen Strandabschnitten der Südinsel und in den Marlborough Sounds auch, sie sind meistens scheuer. Die Fotos, die wir auf der kleinen Fähre zu unserem Trekking auf dem QCT von den kleinen blauen Pinguinen machen konnten, zeigen nur kleine schwarze Köpfe im Wasser.

Robben ...
... und Kormorane ließen sich da besser ablichten.

Tiere, die die Kiwis gar nicht mögen sind insbesondere Kaninchen und Oppossums. Die Ersteren wurden von den Europäern und die Letzteren von den Australiern (typisch, mal wieder die Aussies!) eingeschleppt und sind der Bevölkerung ein Dorn im Auge. Sie verbereiten sich rasend schnell und verdrängen die landestypischen Tierarten. Insbesondere Opposums, die wegen ihrer Pelze hergebracht wurden, stellen eine Gefahr für die vielen meist flugunfähigen Vögel Neuseelands dar. Der Kiwi ist vor Allem wegen der Opposums und kleineren Raubtiere stark vom Aussterben bedroht.

Der Queen-Charlotte-Track ist mit Oppossum-Fallen übersät.

Was dieses Thema angeht, ist die Behörde für nationale Biosicherheit streng und kontrolliert alle Einreisenden auch bezüglich des Einschleppens von Pflanzensamen etc., wie wir bei unserer Ankunft feststellen mussten. Nach jeder Wanderung sollte man seine Schuhe reinigen und desinfizieren, so weisen Warnschilder an den Wegen hin, um nichts in andere Gebiete zu verschleppen.

Für Wanderer ist Neuseeland ein absolutes Paradies, unzählige Wanderwege durchziehen das Land. Ob einige Minuten, mehrere Tage oder der mehrmonatige Te-Anau-Track quer über die Inseln, es findet sich für jeden etwas. Die Infrastruktur der Trails mit Campsites, Lookouts und Hütten ist gut.

Außerdem stehen selbst mitten im Nirgendwo saubere Plumpsklos vom DOC.

Die Wege sind gut ausgebaut und mit orangen oder grünen Pfeilen oder Wegweisern markiert.

Im Backcountry stehen oft Hütten zur Übernachtung für Wanderer.

Die zuständige Behörde ist das Department of Conservation, deren Visitor Centres wir mehrmals zwecks örtlichen Informationen aufgesucht haben. Die Leute, die dort arbeiten waren immer gut informiert und konnten uns meist weiterhelfen.

Menschen:

Die Neuseeländer haben wir als ein ausgesprochen freundliches Völkchen wahrgenommen, offen und meist mit einem Lächeln im Gesicht bekommt man Auskunft oder wird schnell in ein nettes Gespräch verwickelt. Außerdem sind sie ausgesprochen höflich die Kiwis. Für jede noch so kleine Kleinigkeit wird sich entschuldigt, bedankt und sicherlich freundlich gegrüßt.

Dazu kommt noch eine auffallende Service-Orientiertheit. Die Neuseeländer erwarten Kundenorientiertheit und Service in allen Lebensbereichen. Angefangen beim Einzelhändler bis zu den öffentlichen Toiletten. Im Supermarkt werden einem die Lebensmittel thematisch sortiert in Tüten verpackt in den Einkaufswagen gestellt (umweltschonend ist das leider nicht gerade) und beim Betreten eines Geschäftes dauert es keine Minute, bis ein Mitarbeiter auf einen zukommt, fragt, wie es geht und, ob man Hilfe benötige.

Außerdem wirken sie meist sehr entspannt und scheinen es zu lieben barfuß zu gehen. Auch an einem regnerischen und eher kühlen Tag trifft man Kiwis, die ganz locker ohne Fußbekleidung auf den eiskalten Supermarkt-Fliesen vor dem Kühlregal stehen. Da friert es einen beim Zugucken.

Zum Thema Menschen ist noch zu sagen, dass die neuseeländische Gesellschaft ihre Wurzeln auf der ganzen Welt hat. Angefangen bei den Maori, quasi den Ureinwohnern, über die Briten und Europäer bis zu Asiaten verschiedener Länder. Die Neuseeländer haben es im Gegensatz zu vielen anderen Ländern geschafft ihre indigene Bevölkerung in die Gesellschaft zu integrieren und auch ihre Kultur weiter zu führen.

Holzfiguren in typischer Maori-Schnitzkunst haben wir nicht nur in Shipcove Bay gesehen.

Wie gut diese Integration letztendlich wirklich gelungen ist, mag an dieser Stelle jemand anderes beurteilen, in unserer kurzen Zeit dort, ist es uns aber positiv aufgefallen.

Beim Streifen durch die Städte sind wir immer wieder an Rugby- und Cricketplätzen vorbei gekommen. Die Nationalsportarten hier unten. Nicht zu vergessen: Golf. Jedes noch so kleine Kaff in der Provinz hat mindestens einen Golfplatz. Keinen Dorfteich oder so - Nein, einen gut gepflegten Golfplatz.

Das spiegelt sich auch in der Fernsehlandschaft wieder, wenn man durch die Kanäle zappt. Läuft gerade kein Golf oder Rugby, dann gibt es noch Food-TV. Einer unserer erklärten Lieblingssender auf der Insel. Ein eigener Sender, der den ganzen Tag nur über Essen berichtet, Kochshows, Restaurantkritiken, kulinarische Ländertrips etc. ausstrahlt. Und wirklich gut gemacht, das Ganze. Wir müssen unbedingt mal nach Portugal, die Küche Lissabons ausprobieren...

Sprache:

Tja, die Sprache. Als wir von Südamerika hier ankamen und wochenlang nur Spanisch gehört hatten, insbesondere zuletzt das schnelle Genuschel der Chilenen, waren wir überrascht auf einmal wieder alles zu verstehen. Die Kiwis sprechen in der Regel ein gut verständliches Englisch. Wir hatten schon mit schweren Dialekten ähnlich dem Schottischen gerechnet, konnten aber aufatmen. Andererseits nimmt es ein bißchen die Spannung beim Reisen, wenn man sein Gegenüber beim ersten Anlauf versteht und auch erklären kann, was man genau möchte.

Eine Eigenart des neuseeländischen Englischs gibt es aber noch, auf die wir schon bei unserer Einreise von Zuhause hingewiesen wurden (Danke dafür!). Das "e" sprechen die Neuseeländer gerne als "i". Plötzlich waren wir plötzlich die "Tinants" und zum Frühstück bekamen wir "Iggs". Im ersten Moment ziemlich verwirrend, aber man gewöhnt sich daran.

Offizielle Sprache Neuseelands ist neben dem Englischen auch Maori. Viele Hinweisschilder sind in beiden Sprachen gehalten, meist ist auch noch Chinesisch zu finden. Und die Namen der Orte und Vulkane, etc. quer über die Insel verteilt tragen ebenfalls meist Namen in Maori.

Armenviertel:

Zu Beginn unserer Reise, als wir die Fazit-Reihe begannen, waren wir in Südafrika und haben immer wieder Gegenden gesehen, zu denen der Titel "Armenviertel" passt. Für Neuseeland, einem im internationalen Vergleich wohlhabenden Land, kann man davon nicht mehr unbedingt sprechen. Genau, wie bei uns gibt es Regionen, in denen weniger wohlhabende oder eben auch reiche Familien leben. Richtige Townships, wie wir sie auch oft in Südamerika gesehen haben, gibt es hier nicht.

Man sieht öfter ungepflegte Holzhäuser, die mal wieder einen Anstrich bräuchten oder, dass sich Möbel und sonstiger Hausrat oder Autoteile im Vorgarten stapeln. Die Menschen hier haben im Gegensatz zu den Townships Südafrikas jedoch Zugang zu fließendem Wasser, Strom und in der Regel auch Internet. Eben wie bei uns auch, im Vergleich zu ärmeren Ländern definitiv ein Luxus.

Als Einsiedler irgendwo auf dem Land in einer schwierig zugänglichen Region zu leben ist in diesem Land nicht schwer.

Auffallend war für uns, dass es in den äußeren Bezirken der Stadtgebiete, z.B. von Auckland, viele Viertel gibt, in denen hauptsächlich Maori und Migranten leben. Diese Bereiche wirkten leider auch eher strukturschwach. Dabei wären wir wieder beim Thema Integration der indigenen Bevölkerung, die perfekte Lösung hat auch Neuseeland dafür nicht gefunden.

Sicherheit:

Wir haben uns hier genauso sicher gefühlt, wie daheim in Deutschland. Teilweise sogar noch sicherer. Es gibt zwar immer wieder die üblichen Hinweise seine Wertsachen nicht offen im Auto liegen zu lassen. Es gibt auch Fälle, in denen Autos von Wanderern, die auf einer Mehrtagestour unterwegs sind, aufgebrochen oder gestohlen werden. Des Weiteren scheint es in einigen Gegenden der Südinsel Probleme mit Banden- und Drogenkriminalität zu geben.

Hautnah mitbekommen haben wir von diesen Dingen nichts. Im Gegenteil, in vielen Häusern, in denen wir zu Gast waren, blieben die Türen Tag und Nacht unverschlossen.

Unser kleines Häuschen auf der Farm in Malvern Hills hatte noch nicht mal ein Schloss.

Die Türen in der Stadt werden schon eher verschlossen, aber dann findet sich der Wohnungsschlüssel häufig "sicher" im Blumentopf neben der Haustür oder unter der Fußmatte verwahrt.

Straßenverkehr/Transport:

Der neuseeländische Verkehr ist, wie viele andere Lebensbereiche auch, eher britisch-amerikanisch. Einerseits fahren die Kiwis auf der linken Straßenseite, andererseits ist zu Fuß gehen in Neuseeland nicht üblich. Dabei sind die Kiwis meist sehr rücksichtsvolle Fahrer, was die Fahrten sehr angenehm macht. Nur ist der Begriff Sicherheitsabstand hier nicht allzu geläufig. Oftmals hängen die Autos direkt an der Stoßstange, aber nicht weil sie überholen wollen, sondern weil das hier üblich ist. Daran muss man sich gewöhnen und selbst dann ist es doch manchmal noch ziemlich nervig.

Fußwege gibt es nur in den Innenstädten der Metropolen und Radwege sucht man neben den Mountainbike-Trails oder Langstrecken-Radrouten über Land vergeblich. Man fährt hier einfach mit dem Auto.

Die Kilometer kommen hier fast von alleine auf den Tacho.

In viele abgelegene ländliche Gebiete kommt man ohne Auto gar nicht. In viele Gegenden auch nur mit Allradantrieb, wie wir spätestens feststellen mussten, als wir mit Ronny in der Furt stecken geblieben sind.

Beliebtes Transportmittel ist für schwer zugängliche Gegenden häufig auch das Flugzeug, viele kleine Orte haben weder eine Post, noch einen Supermarkt, aber einen Flugplatz.

Was man leider immer wieder findet, sind tote und angefahrene Tiere am Straßenrand oder auf der Fahrbahn. Und zwar Unzählige. Wir haben uns beim Autofahren immer gewundert, wenn mehrere Kilometer kein Oppossum oder ein anderes Tier auf der Straße lag. Oft wurden auch die Aasfresser, die den angefahrenen Kadaver fressen wollten, auch überfahren. Traurig, aber wahr.

Hier ist die Straße zum Glück frei.

Eher lustig waren die Warn- und Hinweisschilder an der Straße, die wir von zu Hause nicht kennen. Wenn vor Kiwis oder Pinguinen gewarnt wird, sollte man tunlichst den Fuß vom Gas nehmen. Auch, wenn man auf einmal mitten in einer Schaf- oder Kuhherde landet, die auf eine neue Weide getrieben wird.

Wenn man so durch die Lande fährt, muss man immer wieder Flüsse und Bäche überqueren. Brücken zu bauen fällt den Kiwis da nicht schwer, aber mit zwei Spuren haben sie es dabei irgendwie nicht so.

Das meiste sind One-Way-Bridges.

Das heißt, ein Fahrzeug aus einer Richtung muss immer warten, wenn die Brücke besetzt ist. Das kann bei höherem Verkehrsaufkommen, wie z.B. in den Milford Sounds schon mal einen Moment dauern. Sehr oft ist man aber allein auf weiter Flur.

Eine Strecke von 100 km in Neuseeland von einem Punkt zum anderen zurück zu legen, ist eine völlig unterschiedliche Sache zu dem, wie wir es in Europa kennen. Wir würden in Deutschland auf kürzestem Wege auf die Autobahn fahren und wären in spätestens einer Stunde am Zielort. In Down under gestaltet sich das anders. Die Höchstgeschwindigkeit auf den Highways liegt bei 100 km/h, die man selten erreicht.

Die Highways ähneln am ehesten unseren Landstraßen und bieten ab und an sogenannte "Passing Lanes", also Überholspuren. Die genannten 100 km fahren sich also eher in zwei bis 2,5 Stunden. Die Zeit muss man sich einfach nehmen, alles andere ist aussichtslos.

Für diese Strecken braucht man etwas länger, als erwartet.

Ansonsten gilt bei den Tempolimits generell auch eher der gesunde Menschenverstand. Zu Hause würde vor jeder Kurve ein anderes Tempolimit stehen, in Neuseeland gibt es da zwar auch teils Richtgeschwindigkeitsangaben, aber selbst auf den buckeligsten und schmalsten Straßen ist das Limit oft 100 km/h - was man besser nicht versuchen sollte zu erreichen.

Die Camper, die auf der ganzen Insel unterwegs sind (und auch in der Nebensaison waren es noch viele), erschweren das Vorwärtskommen noch etwas mehr. Aber nicht nur die Touristen sind mit Campervans, Wohnmobilen und Wohnwagen unterwegs. Die Kiwis haben eine der größten Camping- und Wohnmobilvereine und verbringen ihre Wochenenden gerne mal auf der Campsite.

Lokale Küche:

Die neuseeländische Küche ist eines der typschen Mischbilder aus amerikanischen und britischen Einflüssen. Das Frühstück ist gerne ausgedehnt mit gebratenen Würstchen, Spiegelei, Baked Beans, gebratenem Speck und Buttertoast - Klassisch britisch also. Fish and Chips werden als das neuseeländische Nationalgericht betrachtet und Burger gibt es an jeder Ecke bzw. an jedem kleinen Imbiss - typisch amerikanisch.

Fish & Chips in Auckland am Fischmarkt.

Aber nicht nur im Nationalgericht ist Fisch enthalten, Seafood wird insgesamt groß geschrieben. Kein Wunder, das Land ist rundherum von Meer bzw. Ozean umgeben.

Frische Muscheln und Lachs sind gut und preiswert zu bekommen.

Zu den Fischen zählt auch der White Bait, auf den die Kiwis wirklich stehen. Kleine Fische, die nur in der Summe gefangen eine vollständige Speise ergeben.

Für Bait gibt es an der Tankstelle sogar eine eigene Gefriertruhe.

Ist frischer Fisch noch erschwinglich, so muss man leider sagen, dass Obst und Gemüse sehr teuer sind. Lebensmittel allgemein sind teuer, aber frische Waren für einen guten Preis zu bekommen ist schwer. Möchte man Obst und Gemüse kaufen, kommt man dabei am frischesten und preiswertesten auf den "Farmer's Markets", den wöchentlich stattfindenden lokalen Märkten, weg. Eine andere Alternative sind kleine Stände am Straßenrand, bei denen man einzelne Produkte direkt vom Farmer kaufen kann.

Oder man holt sich den Apfel einfach vom Baum.

Wir waren im Herbst im Land und hatten zwar mit dem Wetter und den Temperaturen nicht immer Glück, aber andererseits war Erntesaison und die lokalen Produkte waren gut zu bekommen. Ananas, Bananen, Mandarinen, Kiwis, Feijoas, Avocados und Tomaten haben wir frisch und zu halbwegs günstigen Preisen kaufen können.

Herbst ist Kiwi-Saison!

Den Unterschied, ob eine Avocado oder Kiwi frisch vom Baum kommt, oder die letzten Tausend Kilometer halbreif und gekühlt geflogen ist, den schmeckt man leider immer. Unsere neuen Lieblingsfrüchte wurden hier die Feijoas, die man ähnlich wie Kiwis isst und die ein bißchen wie kleine grüne Quitten aussehen. Einfach so oder im Müsli - super lecker.

Insgesamt ist die neuseeländische Küche nach unseren Erfahrungen leider weder ausgewogen, noch gesund. Viel Zucker und Fett dominieren die Ernährung.

Typisches Pub-Essen in Kaikoura.

Kein Wunder, dass laut den aktuellsten WHO-Ratings Neuseeland die dritt-dickste Nation ist (nach den USA und Mexiko). Insbesondere die Maori-Frauen, die wir sahen, brachten meist einige Kilogramm zu viel auf die Waage.

Um dem Übergewicht und nachfolgenden Gesundheitsproblemen vorzubeugen und die Leute zu einer gesünderen Ernährung zu bringen, ist ein Rating System für Nahrungsmittel eingerichtet worden.

Das Health Star Rating findet man auf vielen Lebensmitteln.

Wasser z.B. hat die Maximalanzahl von fünf Sternen, der Joghurt oben nur vier Sterne. Unsere Lieblingskekse hatten leider auch nur 1,5 Punkte - vielleicht waren sie gerade deswegen besonders lecker. ;)

Wir haben uns öfters einen Spaß daraus gemacht zu erraten, wieviele Sterne ein Produkt bekommen hat und waren immer wieder überrascht.

Bei Lebensmitteln sind die Aufschriften "98 % fettfrei", "probiotisch" und "ohne künstliche Farb- und Konservierungsstoffe" beliebt. Oft spiegelt sich dies aber nicht in der Sternebewertung wider. Wenn man sich dann die Anzahl der enthaltenen dreistelligen Lebensmittelzusatzstoffe auf der Rückseite durchliest, weiß man, warum.

Die Menschen hier stehen irgendwie auf Lebensmittel, die auseinandergenommen, behandelt und wieder zusammengesetzt wurden. Skim-Milk und Joghurt sind da die besten Beispiele. Normale Vollmilch im Supermarkt zu finden, war nicht immer leicht.

Weitere Favoriten der Kiwi-Küche sind Vegemite, ein ziemlich intensiver Hefe-Brotaufstrich, und natürlich Erdnussbutter.

Thomas hat Erdnussbutter-Marmelade-Toasts für sich entdeckt.

Tim Tam's (Schokoladenüberzogene Schokokekse mit Schokocreme-Füllung) sind auch sehr lecker, werden von den Australiern aber genauso als ihre Erfindung bewertet. Das geht zwischen den Kiwis und den Aussies in vielen Dingen so, wie wir festgestellt haben - Eine Hassliebe.

Vielleicht kann man das auch auf die Weine ausweiten. Sowohl Kiwis, als auch Australier haben sich einen Namen in der Weinerzeugung gemacht. Und australische Weine stehen überall friedlich neben denen aus den Marlbourough Sounds in den Regalen.

Pinot Gris, einer unserer weißen Favoriten.

Bier steht dem Wein aber in nichts nach. Es sprießen quer durch das Land Microbreweries aus dem Boden und Bier passt einfach auch besser zu Fish and Chips. Die Biersorten und -auswahl ist dabei sehr britisch bzw. amerikanisch mit vielen Ales und Stouts und immer sechs bis sieben Sorten vom Fass. Davon könnten sich die Kneipen zu Hause noch eine Scheibe abschneiden.

Weinproduktion mag den Neuseeländern ja liegen, aber beim Brot hört es da ganz auf. Weiches Weißbrot und Toast sind die einzigen Brotsorten, die man kaufen kann. Dunkles oder körniges Mehl gibt es schon gar nicht. Schreibt irgendein Hersteller auf sein Brot "German" oder "European Style", bedeutet das nur, dass das Brot drei Körner auf der weichen Kruste trägt und braun gefärbt wurde. Es bleibt weiterhin wabbelig und ein ganzer Brotlaib lässt sich kinderleicht auf Faustgröße zusammen drücken.

Viel Einfluss auf die Essgewohnheiten nehmen die Mengen eingewanderter Asiaten. Sushi zum Lunch in der Mittagspause ist üblich, verschiedene andere landestypische asiatische Gerichte finden sich auch nicht weit.

Vietnamesisch oder lieber Japanisch heute?

Ganz klassisch neuseeländisch ist eine große Vorliebe für Take-aways. Sie lieben es einfach Essen zum Mitnehmen zu bestellen und zu Hause aufzuwärmen. Essen gibt es im Restaurant eigentlich immer entweder vor Ort oder auch die Möglichkeit abzuholen.

Beliebt für den Snack zwischendurch sind Pies. Handtellergroße Küchlein, die mit Fleisch oder Gemüse gefüllt sind. Quasi das lokale Pendant zu den Empanadas aus Südamerika. Auch, wenn wir nur einige Male welche gekauft haben.

Statistiken:

Highlights dieser Reise:

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