Da stehen wir also mittags am Arthur's Pass und erfahren, dass wir trotz bestätigter Buchung für den Abend keine Unterkunft in Christchurch haben. Zum Glück haben wir Internetempfang und machen uns auf die Suche nach einer Alternative. Diese ist recht schell gefunden und die Anfrage per AirBnB gestellt - jetzt heißt es auf eine schnelle Antwort zu hoffen. Immerhin ist Christchurch ja eine große Stadt und selbst wenn wir eine Absage erhalten sollten, würde sich irgendwo ein Zimmer für uns finden.
In der Zwischenzeit fahren wir weiter nach Christchurch und sind die nächsten Stunden im Funkloch. Da wir den Weg schon kennen und zur Not lieber etwas mehr Zeit in Christchurch haben möchten, um uns ein Zimmer zu suchen, fahren wir ohne Halt durch und bestaunen die Landschaft lediglich aus dem Auto.
Am nächsten größeren Ort steht wieder ein Sendemast und auf dem Handy wartet die erfreuliche Botschaft, dass wir unser Zimmer bzw. unseren Garten-Bungalow ab nachmittags beziehen können. Glück gehabt. Das Timing ist perfekt, denn genau um diese Zeit haben wir die 260 km lange Strecke hinter uns und stehen vor der Hauseinfahrt. Unsere Gastgeber sind leider nicht da, aber unser Bungalow ist wie angekündigt offen (bzw. gar nicht abschließbar - in Neuseeland nicht Neues) und wir werden freundlich vom vierbeinigen Familienmitglied begrüßt. Schnell schaffen wir all unser Geraffel aus Ronny in unsere gemütliche Unterkunft für die nächsten Nächte.
Na gut, die Toilette befindet sich im Haupthaus nebenan, aber das stört nicht wirklich. Nur bei Regen wird der Weg ziemlich ungemütlich, aber das finden wir erst in ein paar Tagen heraus. :)
Als wir alles erkundet und uns gemütlich eingerichtet haben, nutzen wir die letzten Stunden mit Ronny, um den Einkauf für unsere Zeit hier zu erledigen.
Am nächsten Tag heißt es für uns leider Abschied von Ronny zu nehmen. Der knubbelige Kleinwagen hat uns die letzten drei Wochen tapfer durch gruselige Tunnel, tiefe Furten und über so manche Schotterpiste gebracht. Die letzte Fahrt führt uns am Nachmittag in die Nähe des Flughafens, wo wir unseren roten Flitzer pünktlich und unbeschadet wieder abgeben.
Wir warten vergeblich auf die angekündigte Mail der Mietwagenfirma, dass mit unserer Rückgabe alles in Ordnung ist und wir keine nachträglichen Gebühren zu zahlen haben. Schließlich geben wir auf, trinken einen Cappuccino im Café um die Ecke und steigen dann in den Bus zurück ins Stadtzentrum.
Nach einer halben Stunde Fahrt steigen wir mitten im weitläufigen Hagley Park aus dem Bus und schlendern bei bestem Wetter die letzten Meter in Richtung Innenstadt.
...aber wir wollen den möglicherweise vorerst letzten sonnigen Tag nutzen, um uns Christchurch ein wenig näher anzusehen.
Hier gibt es Hunderte verschiedene Arten von Rosen in den verschiedensten Farben. Und alle stehen sie gerade in voller Blüte.
Kaum aus dem Botanischen Garten der Stadt raus, stehen wir gleich im Souvenir Shop des Canterbury Museums und werden immer weiter in die Ausstellung gezogen.
Über die Ankunft der Maori in Neuseeland und ihre Lebensweise, die Tierwelt des Landes bis zu den Veränderungen nach der Ankunft der Europäer berichtet der erste Ausstellungsteil.
Danach landet Thomas im Spieleparadies rund um das Thema Licht, während Pia auf einmal mitten im Paua Shell Haus von Fred und Myrtle steht. Das Ehepaar hat über Jahrzehnte hinweg die bekannten Paua-Shell-Muscheln gesammelt und ihr Haus damit dekoriert. Diese kleine Haus, ursprünglich an der Südspitze der Südinsel in Bluff stehend, hat ein Wohnzimmer mit Muscheln statt Tapete und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Faszinierend wie hier alles glitzert und glänzt.
Der letzte Teil des Museums, durch den wir stiefeln zeigt Exponate aus den beiden Weltkriegen und präsentiert die Geschichten der beteiligten Neuseeländer.
Wir ziehen weiter durch die Straßen und machen einen kurzen Stopp in der i-site der Stadt, die mit dem Kunstzentrum in einem der wenigen nach dem Erdbeben erhaltenen viktorianischen Gebäude untergebracht ist. Ein Besuch der Banks Peninsula vor Christchurch wird leider wegen des angekündigt schlechten Wetters die kommenden Tage für uns wohl nicht in Frage kommen.
Die ganze Stadt ist auch jetzt, mittlerweile haben wir 2018, immer noch gezeichnet von den Erdbeben 2011. An allen Ecken und Enden wird gebaut und mit dem Auto ist das Stadtzentrum ein fast undurchdringliches Labyrinth an Baustellen, wie wir gestern feststellen mussten.
Die ehemalige Containermall, die die letzten Jahre feste Ladenzeilen ersetzt hat, ist mittlerweile allerdings verschwunden.
Im Rahmen des Re:Start-Projektes sind überall neue Gebäude aus dem Boden geschossen und die Stadt erholt sich sichtbar nach und nach wieder.
Beim Beben damals ist der Kirchturm der Cathedral of Christchurch eingestürzt und hat große Teile des Hauptgebäudes mit sich gerissen.
Wir sind ziemlich erschüttert, wieviel Schaden das Erdbeben am anderen Ende der Welt damals hinterlasen hat, deren Überreste noch heute zu sehen sind. Unbekümmert davon zocken ein Taxifahrer und ein Tourist auf dem Vorplatz der Kirche eine Runde Riesenschach in fixem Tempo.
Das Leben geht hier wieder seinen Gang und die restaurierte Tram zuckelt auch wieder durch die Stadt. Einige Asiaten um uns herum sind so rasend begeistert von der kleinen Bimmelbahn,...
Stadtbesichtigungen sind schon anstrengend und machen hungrig - eigentlich wollten wir ja nur kurz unser Auto zurück geben... Abhilfe und eine kleine Ruhepause für die Füße schafft ein japanisches Restaurant einige Straßen weiter. Eine Udon-Nudelsuppe und ein paar Sushi stellen uns schnell wieder soweit her, dass wir beschließen für den Rückweg auf den Bus zu verzichten und lieber die paar Kilometer zu Fuß zu gehen.
Die nächsten drei Tage lassen sich schnell zusammenfassen: Bei Regen zu faulenzen,...
Na gut, am nächsten Tag ist das Wetter noch recht annehmbar und es zieht mich am Nachmittag tatsächlich aus unserem Bungalow, um mit dem Bus ein Stück aus der Stadt zu fahren und zurück zu joggen.
Ansonsten ist das Wetter jedoch mehr als bescheiden und wir erfreuen uns an der elektrischen Heizung, die bitter notwendig ist. Den Bungalow verlassen wir nur, um zum Bad zu kommen - dazu die Regenjacke lieber nicht vergessen!
Nach insgesamt fünf Nächten verabschieden wir uns von unseren Gastgebern...
Ob sie froh ist, dass wir gehen? Sie hat zwar gerne gespielt, aber für mehr als zwei Runden Stöckchenwerfen über die winzige Rasenfläche hat ihre Kondition nie gereicht und sie hat sich schnell wieder verdrückt.
Ab dem nächsten Morgen ist Luxus angesagt und der beginnt schon bei der Abfahrt: Wir genehmigen uns bei heftigen Regenschauern ein Uber zum Flughafen, anstatt umständlich mit Sack und Pack ein paar Mal den Bus wechseln zu müssen.
Am Flughafen angekommen steuern wir auf den Avis/Budget Schalter zu und nehmen unseren neuen knallroten SUV "Rolf" in Empfang - natürlich mit Schiebedach, Sitzheizung, Rückfahrkamera und auch sonst allem, was man sich wünscht. Die Zeit der Kleinwagen ist vorbei - zumindest für die nächsten zwei Tage. :)
Warum so ein großes Auto? Na, weil's geil ist! Gut, hauptsächlich, weil wir für die zwei Tage mit Rolf weniger als einen Euro zahlen müssen. Richtig gelesen, weniger als einen Euro. Rolf ist ein Relocation-Auto. Heißt, Jemand, der deutlich mehr als wir bezahlt hat, hat das Auto in Picton im Norden der Südinsel abgeholt und hier abgegeben und jetzt muss er irgendwie wieder zurück. Wir erbarmen uns selbstverständlich dazu diese Aufgabe zu übernehmen.
Mehr aĺs zwei Tage haben wir für die gut 400 km nach Picton nicht, aber Stress ist auch irgendwie anders. Das Wetter lädt sowieso nicht zu langen Wanderungen am Wegesrand oder ausgedehnten Strandspaziergängen ein.
Da wir die ganze Zeit an der Küste entlang fahren, sind einige Abstecher zum Strand aber quasi unvermeidbar. Den Ersten unternehmen wir nach knapp zwei Stunden Fahrt. Irgendwann stehen wir vor einem Tor im Naturschutzgebiet und dahinter geht es über einen nassen Feldweg den Hang herunter zum Wasser. Scheinbar dürfen wir durch, also Tor auf und runter - Was mit Ronny ein kleines Abenteuer gewesen wäre, ist mit einem SUV dagegen ein Kinderspiel. Mit Rolf wären wir sicher auch durch die Furten zum Greenstone-Caples Track gekommen...
Einen weiteren Nachteil hat unsere Fahrt mit Rolf, denn ich bin als einziger Fahrer eingetragen. Daher können wir uns die Fahrt leider nicht teilen und legen am einsamen Strand nach unserer Mittagspause im nächsten Regenschauer erstmal ein Nickerchen ein.
Nach einer guten Stunde Mittagspause schalten wir die Sitzheizung wieder an und tuckern im Hagel über den Feldweg nach oben zur Straße.
Dort angekommen beziehen wir unser Hostelzimmer und Rolf bekommt natürlich den Logenparkplatz vor dem Zimmerfenster. Begrüßt werden wir dabei von zwei jungen Deutschen, die zum Work & Travel für ein Jahr in Neuseeland sind und zur Zeit das Hostel schmeißen.
In einer Regenpause verlassen wir unser Hostel und suchen uns etwas zum Abendessen. Als wir nach zehn Minuten im "Zentrum" sind (sofern man bei den drei Cafés und zwei Bars von Zentrum sprechen kann), fängt es wieder an zu schütten. Wir entscheiden uns gegen die Fish and Chips am Imbiss und für luxuriösere Fish and Chips im Whaler's Pub nebenan.
Dazu ein leckeres Bier, um den Tag ausklingen zu lassen. Ähhh, Ausweis? Reisepass? Jetzt sind wir schon so lange in Neuseeland und vergessen immer noch jedes Mal unsere Pässe mitzunehmen, wenn wir ein Bier trinken oder eine Flasche Wein kaufen wollen. Da sind die Kiwis echt streng und genau - Alkohol ohne Ausweis bekommt man hier erst, wenn man mit dem Rollator ankommt. So stehe ich etwas bedröppelt an der Theke und diskutiere mit der deutlich jüngeren Kellnerin, ob ich wirklich schon älter als 25 Jahre bin. Am Ende hilft, dass Pia ihren Personalausweis dabei hat und ich meine Passkopie, die sie erst nicht akzeptieren wollte. Aber nach Rücksprache mit der Chefin gibt es grünes Licht...
Nach dem Essen gibt es sogar noch ohne Probleme eine zweite Runde Bier, bevor wir den Rückweg zum Hostel antreten und recht zeitig und frierend ins Bett fallen.
Am nächsten Morgen werfen wir unsere Sachen in Rolf und fahren zum Meer. Wir waren gestern schon hier, aber außer dicken grauen Regenwolken war kaum etwas zu sehen.
Die Schneegrenze ist gestern laut Wetterbericht auf 700 Meter gefallen und wir haben schon auf der Herfahrt immer wieder Schneedecken auf den weiter entfernten Bergen gesehen.
Bei Ebbe spazieren wir über den felsigen Strand, bis wir einen kleinen Pfad entlang der Küste erreichen. Hier leben einige Robbenkolonien, die es sich hier überall gemütlich gemacht haben..
Damit man die Tiere nicht stört, sollte man immer mindestens 10 Meter Abstand halten, weisen mehrere Warnschilder an. Das ist leider nicht immer ganz so leicht, wenn man den Weg entlang durchs Gras läuft...
Aber alle dösen friedlich in der Sonne und scheinen sich nicht an uns zu stören, manche werden gar nicht erst wach, als wir vorbei gehen. Allerdings liegen nur vereinzelt ein paar Robben neben dem Weg,...
Neben den Robben gibt es auch diverse Vögel zu bestaunen, wie beispielsweise....
Wir stellen fest, dass wir besser Biologen hätten werden sollen, um nach unbekannten Tierarten zu suchen und diese benennen zu dürfen. Vielleicht im nächsten Leben...
Am anderen Ende der Bucht knickt der Weg ab und führt die Steilküste hinauf.
...wandern wir zurück zu Rolf und machen uns auf den Weg nach Picton. Weit kommen wir aber vorerst nicht, nur wenige Meter hinter dem Parkplatz steht ein Imbiss am Straßenrand, an dem wir einen Stopp einlegen.
Damit haben wir der ehemaligen Walfang-Stadt Kaikioura auch die Ehre erwiesen ihre bekanntesten Fischsorten zu probieren. Und sie waren wirklich gut, besonders, da wir unser Essen erfolgreich gegen Spatzen und zudringliche Möwen verteidigen konnten.
Der restliche Weg über den Highway 1 ist im Prinzip eine einzige Baustelle. Bei einem Erdbeben in 2016 sind hier einige Hänge herunter gekommen und haben sowohl die Straße, als auch die Eisenbahntrasse daneben in vielen Teilen zerstört und verlegt.
In Blenheim, dem letzten größeren Ort vor Picton, kaufen wir noch einmal im Pak'n Save ein und besorgen uns eine neue Gaskartusche im Warehouse, bevor wir die letzten 30 km in Angriff nehmen.
Unser Hostel lassen wir dort angekommen zunächst links liegen und fahren durch bis zum Hafen. Genauer gesagt bis zum Visitor Centre, das nur noch eine halbe Stunde geöffnet hat. Dort geben wir kurz entschlossen einige Hundert Dollar aus und halten im Gegenzug dafür Tickets für eine Fähre nach Shipcove und in fünf Tagen von Anakiwa zurück in den Händen. Zudem noch die Permits für den Queen-Charlotte Track - endlich ist unsere erste richtige Mehrtageswanderung in Neuseeland gesichert - Hoffentlich.
Das ging erstaunlich unkompliziert und ohne jede Vorbuchung -wir sind halt in der Nebensaison. In der Hochsaison wäre es vermutlich undenkbar einfach am Abend vorher hier einzuschneien und Tickets für den nächsten Tag zu bekommen.
Morgen heißt es also früh aufstehen, Rolf am Fährhafen abgeben und um 8:45 Uhr auf die Fähre, die nur wenige Meter neben der Mietwagenstation ablegt. Und jetzt ab ins Hostel - Wir müssen Rucksäcke packen!
Über unsere Erlebnisse auf dem Queen-Charlotte Track und unsere Meinung zu Opossums im Zelt könnt ihr dann im nächsten Eintrag lesen.