17.03. - 22.03.2018: Neuseeland

Inselhopping

An diesem Samstagmorgen packen wir unsere ganzen frisch gewaschenen und neu erstandenen Klamotten ein und machen uns am späten Vormittag auf zum Flughafen in Auckland. Der SKY-Bus setzt uns wieder direkt vor dem Terminal ab und bei der Gepäckaufgabe bei der Billigairline Jetstar, die im Bereich Neuseeland und Australien operiert, werden wir doch tatsächlich gefragt, ob wir nicht am Notausgang sitzen möchten - kostenfrei! (Jede Sitzplatzwahl kostet bei dieser Linie sonst extra.)

Der Flug ist auch Dank der für uns ungewohnten Beinfreiheit entspannt (er hätte ruhig länger sein können) und wir landen pünktlich in Christchurch.

Im zweiten Anlauf hat der Shuttle einen Platz für uns und wir kommen aus dem kalten Wind raus. Der erste Wettereindruck auf der Südinsel ist eher kalt, hoffentlich klappt das überhaupt noch mit unseren Plänen zum Zelten...

Nach einiger Wartezeit bekommen wir unseren kleinen, knallroten Mietwagen, der auch nach der Schnellwäsche nicht wirklich sauberer ist, aber tadellos läuft.

Jetzt geht es auf große Einkaufstour durch Christchurch, die Unterkunft für unsere nächsten Tagen liegt buchstäblich im Nichts der Canterbury Plains, ein entsprechender Essensvorrat will angelegt werden. Obst- und Gemüsehändler, Warehouse um Gas zu kaufen und unser neuer Lieblingssupermarkt, der gelbe Pak'n Save werden angefahren. Der Supermarkt hat eher den Charme eines Großhandels mit Hochregalen, wo die Vorräte in den oberen Regalen gelagert werden. Dafür ist es der einzige Supermarkt, der nicht sofort alles in Plastiktüten stopft, wenn man nicht vorher laut genug schreit, sondern für die Tüten Geld verlangt. Daher auch der Name: keine Tüten, weniger bezahlen.

Mit voll beladenem Auto zuckeln wir aus der Stadt gen Wiesen und Hügel. Ziel ist die Farm von Caroline und ihrem Mann in den Malvern Hills, wo wir die nächsten Tage verbringen und ausspannen wollen. Unterwegs taucht am Wegesrand ein "Aussichtspunkt" auf und wir fragen uns ernsthaft warum, denn außer Feldern und Schafen gibt es hier doch nichts ?! An den Infotafeln erkennen wir es dann: Normalerweise kann man von hier aus die Berge sehen. Mit den tief hängenden Wolken sind die Berge heute aber noch nicht einmal zu erahnen.

Zufahrt zu "unserer" kleinen Farm.

Begrüßt werden wir von zwei Hunden und einem Dutzend Hühner, die sich sofort um unser Auto scharen, sodass wir kaum aussteigen können. Unsere Hütte liegt im hinteren Teil des großen Gartens und der Kühlschrank ist schon gefüllt für das Frühstück. Caroline holt uns zusätzlich noch eine Handvoll Eier frisch aus dem Nest (unsere gerade gekauften Supermarkt-Eier verschweigen wir lieber), später bringt uns ihr Mann noch eine ganze Packung Toast und Milch. Verhungern werden wir in den kommenden Tagen nicht.

Müde und angefroren fallen wir nach einem sehr leckeren Ofenkürbis ins Bett mit dem festen Ziel morgen auszuschlafen.

Sonniger "Arbeitstag"

Ok, das mit dem Ausschlafen ging zumindest für Eine von uns nicht ganz auf. Dafür sind, als Thomas aufsteht, die Fotos von Lima für unseren Blogeintrag schon bearbeitet und sortiert und das Frühstück fertig.

So können zum Zähneputzen schon die ersten Bilder vom Gartenzaun aus hochgeladen werden.

Hatten wir gestern schon Angst, dass es hier auf der Südinsel viel kälter ist als im Norden, belehrt uns die Sonne nach einer kleinen Anlaufphase eines Besseren. Strahlender Sonnenschein den ganzen Tag. Zum Frühstück noch dick eingepackt verbringen wir den Rest des Tages in T-Shirt und kurzer Hose.

In der Sonne schreibt es sich gleich besser.

Eine erstaunliche Entdeckung machen wir heute noch, etwas peinlich, dass uns das in der ganzen bisherigen Zeit nicht aufgefallen ist, aber die Sonne wandert auf der Südhalbkugel mittags über den Norden zum Westen und steht nie im Süden. Klingt komisch, ist aber so....

Während der Eine schreibt, relaxt der Andere wahlweise in der Hängematte oder auf der Isomatte in der Sonne. So entsteht der Eintrag zu Lima und auch das Kapitel über die letzten Tage im Colca Canyon bei Arequipa können wir so prima fertig stellen. Der Blog hinkt leider ziemlich hinterher und wir wollen uns von den "Altlasten" aus Südamerika befreien.

Der hier kam nicht nur, um auf uns aufzupassen...

Hunde und Hühner sind auf dem Hof nicht die einzigen tierischen Bewohner.

Diese Dame hier wohnt direkt neben der Einfahrt und beguckt die Besucher.

Das Kuh-Aufpass-Lama erinnert uns an Südamerika.

Und bei der Mülltrennung gibt es ein kleines Extra. Es gibt Restmüll, Flaschen und Dosen zum Recyceln, Biomüll und Biomüll, den die Schweine nicht fressen.

Die freundlichen beiden Biomüllverwerter im Gehege nebenan.

Mandarinenschalen sind nicht ihr Fall, Ananasstrunken und Pfirsichkerne dafür umso mehr. Bald haben wir ihre Vorlieben durchschaut und werden jedes Mal freudig rennend am Zaun begrüßt, wenn wir vorbeigehen. Jeder will der erste am Zaun sein und das Essen abgreifen, da entsteht manchmal schon ein wenig Gedränge.

Thomas hält am Nachmittag diese ganze Ruhe und Entspannung nicht mehr aus und dreht eine Runde über die Farmwege. Ein rundum gelungener "Arbeitstag" geht zu Ende.

Zum Chili con Carne gibt es abends eine gute Flasche Rotwein.

Mit dem letzten Glas in der Hand genießen wir nach Sonnenuntergang den unglaublich klaren Sternenhimmel.

Nächtlicher Blick auf die Sterne am anderen Ende der Welt.

Nachmittags-Wanderung in der Rakaia Gorge

Der Morgen am kommenden Tag verläuft wieder entspannt und wir waren eigentlich schon auf einen zweiten faulen Tag eingestellt, als wir einstimmig das Wetter als zu gut zum Nichtstun befinden.

Schon der Ausblick morgens aus der Hütte über die Felder ist genial.

Wir entscheiden uns für eine Wanderung in der Nähe, die als Familienspaziergang beschrieben wird. Perfekt für unseren Nachmittag. Die 30 km durch die Schafsfelder sind schnell gefahren...

... und die erste Sicht über die Brücke und den Fluss ist beeindruckend.

Über kleine Trampelpfade wandern wir die Schlucht hoch und halten immer wieder an, um das Panorama zu genießen. Seit unserer Ankunft in Neuseeland ist der erste richte Einblick in die großartige Natur und Landschaft dieses Landes

Das Blau des Gletscher-Flusses vor den grünen Wiesen und den Bergen ist unglaublich.

Ein paar Leute kommen uns entgegen, aber je weiter wir gehen, desto weniger werden es. Den Aussichtspunkt am oberen Ende der Schlucht, zu dem sich die letzten Meter des Weges hinziehen, haben wir ganz für uns alleine.

Von hier oben sieht man, wie der Fluss sich über die Jahrhunderte seinen Weg durch die Felsen gebahnt hat.

Die Picknickpause an diesem Scheitelpunkt fällt nicht lange aus, es zieht schneidender Wind auf, der die Situation ungemütlich macht.

Die Aussicht auf dem Rückweg ist nicht weniger schön, als zu Beginn.

Über kleine Pfade, Baumwurzeln, durch Matsch und Wald treibt uns der Wind zurück zum Auto. Die Wanderung war mit 10 km für uns entspannt, aber als Sonntagsspaziergang würden wir ihn nicht bezeichnen, wie wir vorher im Internet gelesen hatten.

Zurück am Parkplatz wartet unser kleiner roter Ronny ganz alleine brav auf uns.

Am Abend auf der Farm kramen wir nachts noch einmal die Kamera heraus und versuchen uns an Fotos vom Nachthimmel.

Der Sternenhimmel über uns ist atemberaubend.

Thomas spielt noch einige Zeit mit den Kameraeinstellungen, aber mehr ist nicht drin ohne Stativ.

Ausflug zum Arthur's Pass

Auch heute Morgen stehen wir mit strahlendem Sonnenschein auf und als die Bank vor unserer Hütte richtig in der Sonne steht, ist das Müsli zum Frühstück gleich noch besser.

Frühstück mit Hund.

Viel Zeit haben wir für den Hund, der sich heute besonders für uns interessiert und für jede noch so kleine Streicheleinheit dankbar ist, heute nicht. Hatten wir uns nicht vorgenommen die Tage hier nichts zu machen ?! Tja, da war was. Aber so ganz sind wir für's Nichtstun in einem anderen spannenden Land wohl nicht gemacht.

Für heute Nachmittag verlassen wir unseren kleinen von Rosen umwachsenen Garten.

Zum Arthur's Pass ganz in der Nähe wollen wir fahren, eine Strecke, die laut unserer Gastgeberin nicht länger als 1,5 Stunden für einen Weg in Anspruch nehmen soll. Neben dieser Zeitangabe haben wir an sie gestern Abend noch ein wesentlich wichtigeres Anliegen gehabt - wir wollen noch zwei weitere Nächte bleiben. Sie hat gelacht, meinte aber, wir können noch eine Weile bleiben, da sie keine anderen Buchungen habe, Glück für uns.

Mit sicherer Unterkunft für die Nacht wollen wir heute ein wenig mehr von der Landschaft sehen und im DOC Visitor Centre am Pass, quasi der neuseeländischen Wandervereinigung, ein paar Infos einholen.

Die Fahrt geht von der Farm ein paar Kilometer Richtung Christchurch zurück und dann schnurgerade auf die Berge zu. Heute ist, im Gegensatz zu unserem Ankunftstag hier, die Sicht bei gutem Wetter viel besser und wir können schon von Weitem die Gebirgskette vor dem Horizont hinter den ganzen Wiesen sehen.

Die grünen Weiden um uns sind voll mit Schafen.

Noch in den Canterbury Plains fahren wir durch Springfield, dass anlässlich des Erscheinens des Simpsons-Films einen übergroßen pinken Donut als neues Stadtwahrzeichen aufgestellt hat (und außerdem ziemlich teures Benzin verkauft).

Von dort aus schraubt sich die Straße in großen und kleinen Bögen immer weiter in die Höhe und die Gebirgstäler. Die Vegetation wird trockener.

Statt sattgrünen Wiesen steht das Gras hier in trockenen, harten Büscheln um Seen und an Hängen.

Das Ganze wirkt auf uns eher unwirklich und erinnert uns ein wenig an unsere Zeit in Island. Spätestens, als wir kurz vor dem Pass über eine verdammt lange einspurige Brücke über einen breiten Gletscherfluss in seinem Kiesbett fahren, fühlen wir uns dorthin zurück versetzt. Einspurige Brücken sind in Neuseeland wie in Island allgegenwärtig und in beiden Ländern kommt nur selten Gegenverkehr.

Vorne scheint die Sonne und hinten über dem Pass hängen tief die Wolken fest.

Wir fahren weiter und vom strahlenden Sonnenschein ist zwischen den Bergen auf einmal nichts mehr über. Der Wind pfeift und Regen zieht auf. Gut, dann gibt es über die kurze Hose eben Schal und Regenjacke, reicht auch. Wir sind ja gerüstet.

Im Visitor-Centre quetscht Thomas die freundliche Dame am Infoschalter gehörig aus, bekommt aber alle Informationen, die wir brauchen. Alle Fragen zu Wetter, potentiellen Wanderungen in der Gegend, Hütten und -Tickets beantwortet sie, lediglich zum Freedom Camping haben die Neuseeländer alle eine andere Einstellung und Definition. Wir sind uns nicht ganz sicher, wo genau man hier überhaupt noch wild zelten darf, es scheint mehr Einschränkungen als Erlaubnisse zu geben. Das Jedermannsrecht in Skandinavien ist da doch einfacher zu interpretieren. Wir halten uns wohl erstmal an Campsites und nehmen uns vor in nächster Zeit ein wenig mehr über das freie Zelten in Erfahrung zu bringen.

Auf dem Rückweg können wir uns mehr Zeit lassen, da uns Öffnungs- bzw. Ladenschlusszeiten uns kein Zeitlimit mehr setzen. Wir tuckern mit Ronny fröhlich die Serpentinen wieder runter und legen am Lake Pearson bei einer ehemaligen Sheep Station und am Castle Hill kurze Stopps ein.

Ein paar Kilometer hinter Castle Hill halten wir in einer beeindruckenden Kulisse.

Auf den Bergrücken scheint jemand lose Gesteinsbrocken verteilt zu haben.

Wir steigen aus und nehmen einen kleinen Fußweg zu einem Höhleneingang, in dessen Tiefen ein kleiner Gebirgsfluss verschwindet. Die Ecke hier ist Teil eines Maori-Heiligtums - können wir verstehen. Die Gegend ist irgendwie magisch.

Für den Rückweg entscheiden wir uns dagegen die Hauptstraße bis zum Ende zu fahren und biegen kurzentschlossen in die Pig Saddle Road ein. Eine kleine Schotterstraße, absolute Abkürzung!, die wir bis zur Farm zurück durch's Hinterland zuckeln.

Die Pilze am Wegesrand leuchten rot aus dem Gras.

Die Farmer wohnen im Hinterland meist mehrere Kilometer auseinander und bis zum nächsten Supermarkt braucht man in der Regel mindestens eine halbe Stunde. Ohne Auto ist man in dieser Gegend verloren.

Für morgen ist wieder ein ruhigerer Tag bei schlechtem Wetter angesagt. Wir beschließen den eindrucksvollen Tag mit den von Thomas lange vermissten Nudeln mit Pesto. Leider ist das Pesto gar nicht so gut, der Rotwein dafür umso besser.

Waschtag

Für heute ist schlechtes Wetter mit Starkregen und Sturmböen angesagt. Als wir morgens aus dem Fenster sehen, strahlt aber schon wieder die Sonne vom Himmel. Perfektes Wetter zum Waschen, da wird die Wäsche schnell trocken. Caroline hatte uns schon vor ein paar Tagen angeboten die Waschmaschine im Haus zu nutzen, das Angebot lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Abgeschlossene Türen scheint es hier eh nicht zu geben, unsere Hütte hat noch nicht einmal ein Schloss.

Während die Klamotten in der Waschmaschine ihre Runden drehen tippen wir noch ein paar Zeilen und planen ein bisschen für die nächsten Tage.

Hier entstehen gerade die letzten Zeilen zu Machu Picchu.

Das Wetter ist noch immer erstaunlich gut, sodass wir die ganzen nassen Sachen noch auf unsere improvisierte Wäscheleine und den Weidezaun hängen können.

Waschtag.

Der Wind frischt auf, die Klamotten werden schneller trocken, gleichzeitig machen wir uns Gedanken um fliegende Socken.

Gerade als alles einigermaßen trocken ist, fängt es an zu tröpfeln. Über den Nachmittag wird es immer nasser und windiger. Wir freuen uns ein festes Dach über dem Kopf zu haben und jetzt nicht gerade im Zelt zu hocken.

Langsam tragen das Gesuche im Internet und die Leserei Früchte und ein Plan für die kommenden Tage und die grobe Route danach entstehen: Ab morgen wird es über eine Unterkunft in Timaru zum Mount Cook und seinen Gletschergebieten gehen, in der Gegend planen wir auch unsere ersten Wanderungen und Zeltübernachtungen.

Von daußen pladdert der Regen gegen die Fenster und drinnen im Warmen trinken wir Bier - stilecht aus der 1-Liter-Dose.

Heute Abend wird es später, dafür steht am Ende des Tages das grobe Konzept bis zur Rückgabe des Mietautos und wir knipsen das Licht aus.

Morgen machen wir uns zunächst auf zur Küste und dann in Richtung Berge, dazu gibt es aber bald ein neues Kapitel.