Wir landen pünktlich früh morgens nach einem langen, aber angenehmen Flug in Neuseeland. Auf diesen Moment habe ich mich schon seit Anfang der Reise gefreut - endlich das Land selber sehen, Wandern und Zelten in atemberaubender Natur. Aber zunächst stehen Einreise, Zoll und der Check der Ausrüstung zum Schutz der Biodiversität an. Wie in den vorigen Blogeinträgen erwähnt, haben wir vor allem vor letzterem etwas Schiss, auch wenn wir unsere Ausrüstung, insbesondere unser Zelt, mehr als gründlich gereinigt haben. Aber mit eingeschleppten Tier- oder Pflanzenarten oder Keimen und Krankheiten verstehen die Kiwis keinen Spaß!
Schon im Flugzeug beim Ausfüllen der Einreisedokumente müssen wir auf der Rückseite aufpassen, um nicht wie gewohnt überall Nein anzukreuzen. Alles was man irgendwie essen kann ist in meinem Rucksack und wir wissen quasi bis aufs letzte Reiskorn was drin ist. Lieber keine bösen Überraschungen bei dem was man teilweise im Internet so liest.
Also: Gewürze dabei? Ja! Sonstige Lebensmittel? Ja! Campingausrüstung dabei? Auch ja!
Puh, die Lebensmittel sind kein Problem, wir müssen ja eh alles deklarieren und können nicht wie gewohnt einfach durch den grünen Ausgang beim Zoll nach draußen spazieren. Es wäre schade um die wirklich guten Currymischungen, die wir noch aus Südafrika dabei haben. Sorgen machen uns eher die gelblichen Flecken an unserem Zelt. Die könnte man leicht als Pilzbefall interpretieren - und wir wären uns noch nicht einmal sicher, ob es das nicht sogar ist. Und gerade für Neuseeland schleppen wir das Zelt doch eigentlich mit.
Erst einmal steht die eigentliche Einreise an. Vor zwei Tagen haben wir extra noch (relativ teure) Flugtickets nach Melbourne gebucht, denn ohne Ausreisenachweis kommt man nicht rein. Und dann das: Mit vielen Pässen, unter anderem eben unseren deutschen Pässen bekommt man noch nicht einmal einen Grenzbeamten zu Gesicht, sondern kann durch die elektronischen Schleusen gehen. Bevor die Türen aufgehen muss man auf einem Touchscreen anklicken, dass man noch nie länger als zwölf Monate im Gefängnis war und, dass man weiß, dass man innerhalb von 90 Tagen wieder ausreisen muss - Und schon öffnen sich die Türen: Willkommen in Neuseeland!
Tolle Wurst, extra Flüge gebucht, um die Tickets dem kritischen Beamten unter die Nase halten zu können, und dann sowas. Wir sind überrascht, wie einfach das jetzt war. Aber was soll's besser so als anders herum und: Wir sind in Neuseeland!
Dann kommt die (gefühlt) größere Hürde: Schon auf dem Gepäckband führt eine Zöllnerin einen Hund zu jedem einzelnen Koffer und jeder Tasche. Wonach die genau suchen - keine Ahnung, aber sie sind eifrig und auch kein Handgepäck bleibt von dem Vierbeiner verschont. Ich befürchte schon, dass unser Zelt am Flughafen bleiben muss...
Zum ersten Mal steuern wir also auf den roten Ausgang des Zolls zu und packen vor einer freundlichen Beamtin unsere Wanderschuhe, Trekking-Stöcke und Zelt aus. Alles wird genau untersucht, insbesondere die blitzblanken Heringe, aber alles in Ordnung. Wir zählen unsere Essensvorräte auf, auspacken brauchen wir sie nicht. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie man teilweise liest. Auffallend freundlich sind sie bisher auch, die Kiwis.
Beim Zelt wird erst einmal nichts gesagt, denn alle Zelte müssen ins Labor! Wir bekommen einen Abholschein, verlassen den Einreisebereich und sollen ca. 15 Minuten vor einem Schalter warten, bis unser Zelt fertig ist. Wir sind nicht die Einzigen Wartenden.
Einige Minuten später geht alles ganz schnell, ein grünes Gewirr erscheint auf dem Tresen, wir geben unseren Zettel ab, nehmen unser Zelt und schon ist die Frau wieder im Labor verschwunden. Warum haben wir uns nochmal Sorgen gemacht und alles zig Mal geputzt? Wir sind beide schwer erleichtert, als wir unser Zelt aufrollen und wieder in den Rucksack stopfen.
Alles ging viel schneller, als wir erwartet hätten. Vor weniger als einer Stunde saßen wir noch im Flieger. So stehen wir also morgens um 7 Uhr im langsam erwachenden Terminal in Auckland und müssen noch ein wenig Zeit totschlagen, bevor wir in unsere Unterkunft fahren können.
Zuerst einmal Bargeld abheben, auch wenn das hier fast unnötig ist, denn überall kann man mit Kreditkarte bezahlen. Danach setzen wir uns im Food Court an einen Tisch und schreiben ein wenig an unserem Blog. Irgendwann geht die Sonne auf und wir machen uns auf den Weg in Richtung Mount Eden und zu unserer Unterkunft.
Nach kurzem Warten kommt der Bus und für schlappe 18 Neuseeland-Dollar (ca. 11 €) pro Person kommen wir in die Stadt. Puh, ein klein wenig anderes Preisniveau als in Peru, aber das wussten wir vorher. Dafür bekommt man für sein Geld auch was geboten. Der Bus ist leer, hat einen großzügigen Gepäckablage-Bereich und der Busfahrer sagt über Lautsprecher die nächsten Stationen an. Dazu perfekte Straßen, nirgends Müll auf der Straße, sondern Mülltrennung, keine wilden Hunde am Wegesrand und auch sonst ist alles irgendwie so modern, so aufgeräumt, so geordnet, so wie zu Hause. Am Zebrastreifen halten sogar sämtliche Autos an! Zu Chile ist der Unterschied kleiner, aber direkt aus Lima hierher ist sicher ein Kultur-Schock!
Worüber ich mich aber fast am meisten freue ist, dass man wieder mit den Leuten reden kann. Ich hatte keine Ahnung, was mich hier erwartet, aber die Kiwis sprechen ein gut verständliches Englisch, wenn auch mit einem teilweise sonderbaren Wortschatz: z.B. ist wandern hier "trampen" und Paprika sind "Capsicum". Wenn man sich auf ein kaum verständliches Englisch wie z.B. in Schottland gefasst macht, wird man angenehm überrascht. Während ich mich freue wieder mit den Leuten reden zu können, findet Pia das Ganze fast schon langweilig, weil es so unkompliziert ist und man immer weiß was los ist.
Kurz vor Mt. Eden steigen wir aus dem Bus aus und machen uns auf die Suche nach einem Café, um zu frühstücken. Da gibt es für mich nur eine Wahl: Full English Breakfast! Mehr als gut gestärkt legen wir die letzten 2 km zu unserer Unterkunft durch das Wohngebiet zu Fuß zurück.
Die freistehenden Häuser sind umgeben von Rasen und Gärten und die breiten Straßen bieten überall Platz für die großen Autos, die hier herum fahren. Ohne Auto geht (in der laut WHO dritt-fettesten Nation) nichts.
Um kurz nach 10 Uhr kommen wir, wie abgesprochen, in unserer Unterkunft an und dürfen uns eins der drei freien Zimmer aussuchen. Da sich sonst niemand angekündigt hat, haben wir die gesamte Wohnung für uns alleine und breiten uns aus. Später kommt unser Gastgeber noch mit ein paar Handwerkern vorbei, scheinbar stehen einige Renovierungsarbeiten an. Wir können uns sogar mit allen unterhalten, hatte ich schon erwähnt, dass es zur Abwechslung wirklich schön ist, wieder mit den Leuten reden zu können?
Nach einer kleinen Ruhepause machen wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg die Umgebung zu erkunden und gehen in ein kleines Einkaufszentrum. Outdoor-Ausrüstung und insbesondere Merino-Kleidung sind hier wohl deutlich erschwinglicher als zu Hause. Immer noch sind wir erstaunt, wie ruhig und aufgeräumt es hier ist und, dass man sogar als Fußgänger an einer roten Ampel wartet. Zuerst laufen wir zu einem "Warehouse", so etwas wie Walmart in den USA. Die Idee war uns ein paar Decken für mögliche kalte Nächte im Zelt zu kaufen, am Ende entscheiden wir uns doch vorerst dagegen und gehen weiter ins Einkaufszentrum. Hier gibt es - wie in ganz Auckland - gefühlt von jedem "Outdoor-Hersteller" mindestens einen Laden. Und gerade ist Schlussverkauf. Tatsächlich sind die Merino-Sachen hier deutlich günstigER als zu Hause, was aber immer noch nicht heißt, dass sie günstig sind.
Bei sowas können wir leider viel zu lange stöbern und sind versucht Sachen zu kaufen, die wir eigentlich nicht unbedingt brauchen. Das Gepäck ist schließlich begrenzt und unsere Rucksäcke nicht endlos groß. Wir vermerken wir uns erst mal nur im Kopf, was sich lohnen würde später zu kaufen.
Beim Schaufensterbummeln und werden wir langsam hungrig. Im Food-Court finden wir sehr gutes und wirklich günstiges Sushi. In ganz Neuseeland gibt es viele asiatische Einwanderer und daher auch asiatisches Essen. Viele Hinweistafeln oder Werbung sind neben Englisch auch auf Chinesisch beschrieben. Besonders japanisches Essen ist beliebt. Sushi gibt es fast überall und ist verhältnismäßig günstig, was zu Hause ja eher anders ist. Wir finden in Auckland auch einen großen Supermarkt, der tatsächlich nur japanische Produkte hat - vom Boss-Dosenkaffee, über Natto bis hin zum passenden Besteck, verrückt.
Wir beenden unsere Runde durch das Einkaufszentrum und gehen am Stadion vorbei zum Supermarkt bei uns um die Ecke. Hier kommt auch endlich der erwartete "Preis-Schock" bei den Lebensmitteln, insbesondere bei Obst und Gemüse. Avocados hatten wir in den letzten Wochen zum Glück genug, hier ist man über 2,40 € los, wenn man eine haben möchte und 1,50 € für eine (!) Paprika ist auch nicht gerade günstig. Die Lebensmittelpreise in Deutschland sind im Vergleich zum übrigen Preisniveau einfach verdammt niedrig.
Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir wieder zu Hause an, legen uns aufs Sofa und schauen uns an, was es so im neuseeländischen Fernsehen gibt. Für mehr langt die Energie nach dem langen Tag und Flug nicht mehr. Auch das Fernsehen ist wieder deutlich verständlicher als in Südamerika - und es gibt einen Kanal, bei dem es nur um Essen geht. Die spinnen, die Neuseeländer :)
Nach der ersten Nacht in Neuseeland schlafen wir erst einmal aus und machen uns erst am frühen Nachmittag auf den Weg zum nahe gelegenen Mt. Eden. Am Rande eines Wohngebietes geht es...
Nach einem kleinen Spaziergang und fast 40 Höhenmetern, erreichen wir den Gipfel auf knapp unter 200 m. Irgendwie sind die Höhenangaben hier am Meer nicht mehr ganz so spannend wie in Bolivien oder Peru,...
Bis auf den inneren Stadtkern stehen hier in Auckland nur wenige Hochhäuser oder höhere Gebäude. Man hat in der ganzen Stadt das Gefühl im Wohngebiet eines Vorortes zu sein. Reihenhäuser gibt es hier so gut wie nicht. Die Kiwis legen wert auf ein eigenes, freistehendes Haus. Auf diese Weise erstreckt sich die Stadt auch auf eine gigantische Fläche.
Alleine sind wir hier oben nicht, neben uns tummeln sich auch noch andere Touristen, darunter erstaunlich viele junge Deutsche, die vermutlich nach dem Abi zum Work & Travel hierher kommen. Gefühlt sind in Neuseeland noch mehr Deutsche unterwegs als im Rest der Welt.
Neben der Aussicht ist die eigentliche Sehenswürdigkeit hier oben ein riesiger...
Ganz Auckland ist auf erloschenen Vulkanen erbaut, die vulkanische Aktivität im ganzen Land ist hoch und Erdbeben keine Seltenheit.
Auf der anderen Seite des Mt. Eden geht es wieder runter und 2 km durch Wohngebiete zum Broadway, begleitet von Schülern in ihrer Schuluniform, die gerade Schulschluss haben. Der Broadway liegt nicht im Zentrum von Auckland, wie man vermuten könnte, er gehört zum Stadtteil Newmarket. Dafür gibt es hier - wie soll es anders sein - einige Outdoor-Outlets, die uns anziehen. Wenn wir schon Merino-Sachen kaufen, dann wollen wir die auch dabei haben, wenn es im Zelt kalt wird, also gehen wir jetzt in den ersten Tagen ein wenig shoppen!
Im ersten Outlet werde ich auch schon fündig und verlasse es mit einer nagelneuen Marken-Daunen-Weste für weniger als die Hälfte des Preises zu Hause. Ich hätte niemals gedacht, dass hier irgendetwas günstiger wäre als bei uns. Als wir danach weiter einkaufen wollen, fällt uns auf, dass es kurz vor 5 Uhr ist und so langsam alle Läden schließen. Tatsächlich ist kein Laden länger als bis halb 6 Uhr geöffnet und die Gegend danach quasi ausgestorben. Neben Bürogebäuden und Shops gibt es hier wenig.
Der Hunger macht sich bei uns bemerkbar und in einer kleinen Straße finden wir noch einen Laden, der geöffnet hat und es gibt: Sushi! Alles wird frisch für uns zubereitet und nach einer ersten Runde bestellen wir noch einmal nach, bevor wir als vermutlich letzte Gäste des Tages wieder auf die Straße treten, um unsere Bushaltestelle zu finden und nach Hause zu fahren.
Heute sind wir früher dran und nehmen gegen 10 Uhr einen Bus ins Zentrum von Auckland. Nach einer halben Stunde Fahrt steigen wir in der Nähe vom Hafen aus und sehen auf der anderen Straßenseite als Erstes: einen Outdoor-Laden. Es ist wirklich verrückt, allein von Kathmandu oder Macpac laufen wir heute an jeweils mindestens drei Läden vorbei. Aber neben dem Sightseeing sind wir genau dafür ja auch ins Zentrum gefahren, also gehen wir natürlich erst mal rein.
Danach schlendern wir zwischen Büro-Komplexen hindurch in Richtung Fischmarkt. Der Markt ist klein und überschaubar und bietet...
Die ausliegende Ware ist wirklich frisch aus dem Meer und wir beschließen gleich das neuseeländische Nationalgericht zu probieren:...
Gut gestärkt laufen wir weiter und finden uns um die Ecke gleich auf der Hafenpromenade wieder, auf der sich ein Fischrestaurant neben dem nächsten befindet und die Touristen ihren Weißwein zum Fisch schlürfen. Wir sind ganz froh um unsere Fish and Chips und setzen uns ein paar Minuten ans Wasser und beobachten...
Über eine kleine Brücke...
gehen wir weiter und stehen plötzlich inmitten einer Zeltstadt. Der Grund: Am Sonntag startet hier die nächste Etappe des Volve-Ocean-Race,...
Wir haben ein kleines Déja-vu, denn genau die gleiche Regatta machte Station in Kapstadt, als wir in Südafrika waren. Leider verpassen wir auch diesmal den Start der Boote. Am Sonntag ist der Start, wir fliegen aber schon am Samstag auf die Südinsel.
Schon beeindruckend, was an Technik in einem Renn-Segelboot steckt. Auch die Ausstellungen in den diversen Zelten sind interessant und wenn man sich den harten Tagesablauf während der Etappen anschaut, ist man ganz froh auf dem Festland bleiben zu können.
Nachdem wir uns alles angeschaut haben, machen wir uns weiter auf den Weg durch das Zentrum.
...ziehen wir durch sämtliche Outdoor-Läden, an denen wir vorbei kommen. Schlussendlich erstehen wir beide je ein Merino-Shirt und dicke Merino Socken für kalte Nächte im Schlafsack. Für Pia gibt es nach einigen Anläufen auch eine neue Hose.
Irgendwann erreichen wir den Campus der Universität...
Anschließend machen wir im Park nebenan eine kurze Rast...
Den Abschluss unseres Rundgangs durch die Stadt bildet der Aotea Square mit dem ...
Nur ein paar hundert Meter weiter stehen wir wieder an der Bushaltestelle, an der wir vor einigen Stunden aus dem Bus ausgestiegen sind. Und nebenan der erste Outdoor-Laden des Tages, hier kaufen wir noch die lang gesuchte Hose für Pia. Nebenbei bügeln die netten Mitarbeiter auch noch einen Rechnungsfehler der anderen Filiale aus. Damit ist das Thema Shopping jetzt endgültig erledigt und wir steigen in den Bus in Richtung Unterkunft. Sushi gibt es heute ausnahmsweise mal nicht. Aber ein Fischdefizit entsteht bei uns nicht, ein Stück frischer Lachs wartet zu Hause im Kühlschrank darauf gebraten zu werden.
Am letzten Tag in Auckland steht lediglich Wäsche waschen auf der Tagesordnung, ansonsten faulenzen wir einfach in der Wohnung und auf der großen Terasse.
Nur am Mittag zieht es uns doch noch einmal kurz aus der Wohnung. Für die nächsten Tage im Mietwagen sind eine neuseeländische Sim-Karte und Internetzugang unterwegs sicher praktisch. Der passende Shop ist im Einkaufszentrum "um die Ecke".
Der Plan ist schnell gefasst, nachdem wir eine SIM-Karte erstanden und einige Einkäufe erledigt haben, macht sich Pia mit Sushi für den Abend (was auch sonst) auf den Heimweg und schreibt am Blog, während ich noch eine Runde laufen gehe. Auf der Karte gab es da einen netten Weg...
Der Weg ist zwar nur kurz so schön und wird danach zu einem breiten Asphalt-Radweg neben einer Autobahn, aber zum Laufen ist es gar nicht schlecht.
Zu Hause wartet dann das dritte Sushi in vier Tagen - keine schlechte Bilanz.
Mit dem Gaskocher im Zelt wird das demnächst wohl nicht so weiter gehen. Aber das könnt ihr selber in den nächsten Einträgen lesen.