06.03. - 12.03.2018: Chile

Urlaub in Viña del Mar

Nach unserem Flug mit "unterdurchschnittlicher Beinfreiheit", von der wir unterwegs wenig bemerkt haben, und auf dem wir gut geschlafen haben, landen wir früh morgens in Santiago de Chile. Die Einreise ist wieder schnell erledigt und wir bekommen zum zweiten Mal auf dieser Reise einen rot-blauen Einreisestempel in die Pässe gedrückt und auch das Gepäck kommt heil über das Förderband zu uns zurück.

Vom Flughafen aus nehmen wir den Bus zu einem Busterminal im Zentrum, von wo aus wir direkt weiter ins gut 100 km entfernte Viña del Mar fahren wollen. Der Plan ist ein paar entspannte Tage am Meer zu verbringen und die Eindrücke der letzten Wochen zu verdauen, bevor wir uns ins Abenteuer Neuseeland stürzen. Wir merken immer wieder, dass wir inmer noch sehr schnell unterwegs sind und eigentlich gerne mal "Urlaub" hätten. Da kommt der Urlaubsort am Meer ganz gelegen.

Schon auf der gut halbstündigen Fahrt vom Flughafen ins Zentrum von Santiago fällt sofort der Kontrast zu Peru auf. Vor Allem durch eine Tatsache - auf der ganzen Fahrt hören wir kein einziges Mal ein Auto hupen - in Peru unvorstellbar! Außerdem halten sich die Autos an ihre Fahrspuren und warten an roten Ampeln. Das haben wir so nicht erwartet und das kommt - zumindest für mich - definitiv überraschend. In den letzten Wochen hat sich eher schleichend einiges verändert, was uns nun bewusst wird. Natürlich merkt man das an den Preisen, die hier wieder deutlich höher sind, aber die unglaublich ruhige Busfahrt vom Flughafen ins Zentrum war schon erstaunlich.

Im Busterminal im Zentrum von Santiago angekommen, machen wir uns auf die Suche nach einem günstigen Busticket nach Viña del Mar. Es gibt einige Unternehmen, die die Strecke anbieten und ca. alle 15 Minuten fährt ein Bus ab. Beim Unternehmen unserer Wahl sind die Ticketpreise am Schalter deutlich höher als online (hier kann man die Tickets sogar wieder online buchen - verrückt!), also machen wir uns auf die Suche nach einen freien Wlan-Zugang und versuchen online zu buchen. So schön die Möglichkeit auch wäre, mit ausländischer Kreditkarte und ohne chilenische Steuernummer haben wir keine Chance auf ein Online-Ticket und uns bleibt am Ende nur der Gang zurück zum Schalter. Wir wählen den Schalter der selben Busgesellschaft, nur um die Ecke zum Ersten, und bekommen zwei Tickets, die zwar teurer sind als online, aber immer noch günstiger als am ersten Schalter. Diese Preispolitik hat sich also nicht verändert, auch wenn es hier im Vergleich zu Bolivien oder Peru keinen Sinn macht die Ticketpreise zu verhandeln.

Wir haben noch Zeit für ein Frühstück am Terminal und fahren dann gute eineinhalb ruhige Stunden über perfekte Straßen ans Meer. Unsere Unterkunft liegt in Viña del Mar, der Zwillingsstadt von Valparaiso, in der wir ankommen.

Bei der Ankunft sind wir erstaunt, denn im Vergleich zu Santiago ist diese "Urlaubsstadt" eher heruntergekommen und auch nicht die sicherste Stadt in Chile. Mit beispielsweise Rio de Janeiro oder La Paz ist das hier aber nicht zu vergleichen. Mit Umwegen gelangen wir vom Terminal zur nächsten Metro-Station und kaufen uns etwas umständlich eine Bezahlkarte und genug Guthaben für die Fahrt zwei Stationen weiter.

Ein weiterer Kulturschock in Chile ist die Sprache. Während wir in Bolivien und Peru gut zurecht kamen und dachten, dass unser Spanisch mittlerweile ganz gut für den "Touristengebrauch" sei, sprechen die Chilenen so schnell und undeutlich, dass wir nur schwer mitkommen. Von einem uruguayanischen Pärchen wird uns später bestätigt, dass Chile dahingehend sonderbar ist und die Sprache nicht immer Spanisch zu sein scheint.

Der Weg von der Metrostation ins Hostel ist nicht mehr weit und wir besorgen uns noch in einem kleinen Laden um die Ecke, dem Jumbito, ein paar Empanadas. Mit dem Ladeninhaber unterhalten wir uns ausgiebig, während wir darauf warten, dass unsere Empanadas warm werden. Hier klappt die Unterhaltung auf Spanisch wieder erstaunlich gut, was aber daran liegt, dass der Inhaber und seine Frau oft europäische Sprachschüler beherbergen und er zu wissen scheint, wie man für uns Anfänger verständlich spricht. Wir diskutieren tatsächlich über Gott und die Welt.

Die heißen Empanadas essen wir im Garten des Hostels und beziehen unser Doppelzimmer, was wir die nächsten zwei Tage nur selten verlassen werden. Wir machen wirklich Urlaub und sonst gar nichts. Im Endeffekt hätten wir dafür vielleicht genauso gut in Santiago bleiben können, aber hier ist es schön ruhig und wir können vom Bett aus den Möwen zuhören.

Na gut, am nächsten Tag verlassen wir am sehr späten Nachmittag doch mal das Bett und gehen anstandshalber in Richtung Zentrum.

Vorbei an einem der Strände...

...zur bekannten "Blumenuhr"...

...und weiter vorbei an alten Häusern.
Blick zurück auf die Hügel von Viña del Mar.

Das Zentrum ist klein, aber belebt. Die Bars und Hostelkneipen sind voll, als wir vorbei schlendern. Wir essen einen mittelprächtigen Shawarma Kebab, die hier scheinbar beliebt sind, und kaufen uns danach unter anderem eine Flasche Wein im Supermarkt, mit der wir uns wieder auf den Weg ins Zimmer machen, schließlich haben wir ja Urlaub.

Auch der zweite Tag verläuft überaus ruhig. Ich raffe mich nachmittags auf eine Runde laufen zu gehen, wobei sich die steilen Straßen die Hügel rauf und runter nicht wirklich gut dafür eigenen, aber die Aussicht ist oben einfach deutlich besser.

Abends genehmigen wir uns nur ein paar hundert Meter von unserer Unterkunft entfernt...

...eine sehr gute Pizza und lokales Bier.

Die anschließende Nacht ist auch schon wieder die Letzte und wir machen uns nach dem Frühstück auf den Weg zurück nach Santiago. Nur der Bus, der uns von Valparaiso in die Hauptstadt bringt ist diesmal lila anstatt grün ;)

In den letzten Tagen haben wir kaum etwas von der Gegend gesehen, alleine Valparaiso mit seinen bunten Häusern, Streetart und steilen Hängen mit den alten Aufzügen wäre sicher eine Reise wert, aber wir brauchten die Zeit dringend, unsere ganzen Eindrücke zu verarbeiten und einfach mal nichts zu tun.

Santiago de Chile - Abschied von Südamerika

Gegen 15 Uhr in Santiago angekommen, kaufen wir uns erneut eine Zahlkarte für die hiesige Metro und machen uns auf den Weg zu unserer Unterkunft. Dort angekommen, versuchen wir der Pförtnerin und Putzfrau in Personalunion zu erklären, in welches Appartment wir wollen und, ob sie Bescheid geben könne, dass wir da seien. Dank Sprachbarriere brauchen wir einige Anläufe, aber schließlich macht sie den einen entscheidenden Anruf und wenige Minuten später kommt unser Gastgeber um die Ecke, um uns zu begrüßen. Zum Glück kommen wir ab hier auf Englisch weiter (Chilenisch ist wirklich speziell!) und werden in unsere großzügige Wohnung geführt. Auf dem 11. Stock gelegen, bietet der Balkon einen wunderbaren Ausblick über die Berge in der Umgebung. Leider ist es die meiste Zeit aber diesig, sodass man die Berge nur erahnen kann.

Auch hier erkunden wir nur die nächste Umgebung, für das trubelige Stadtzentrum fehlt uns momentan die nötige Aufmerksamkeit. Außerdem kann die Aussicht über Santiago vom Cerro St. Lucia auch nicht besser sein, als von unserem Balkon. Den Rest der Zeit verbringen wir damit Wäsche zu waschen, Organisation für Ozeanien zu betreiben,...

...ein letztes Mal die Schuhe für Neuseeland zu putzen, Blog zu schreiben...

...und vor dem Schlafen gehen vom Balkon aus den Sonnenuntergang zu beobachten.

Ein Punkt steht allerdings noch auf der To-Do-Liste, vor dem ich mich schon einige Zeit erfolgreich drücke. Aber es nutzt alles nix - die Haare müssen ab!

Ein Friseur muss her bzw. ich zu Selbigem. Aber kein Problem, Salons gibt es mehr als genug und auf dem Weg zum Supermarkt finde ich einen, wo gerade ein Kunde fertig wird. Ich nehme also Platz und Pia erledigt in der Zwischenzeit den Einkauf.

Puh, da war was mit Chile und Spanisch... - Na gut, die Haare müssen ab, so viel ist klar, und der Rest geht mit Händen und Füßen - Dachte ich. Noch die letzte Frage, ob Maschine oder Schere und dann gibt es kein Zurück mehr. Irgendwann fragt sie mich ob es kurz genug sei und ich antworte: "Ein bisschen geht noch.". Leider die falsche Antwort, denn der nächste Schnitt ist etwas zu großzügig und hinterlässt ein Loch. Aber zu spät, da muss ich jetzt durch. Immerhin sind die Haare kürzer und es könnte schlimmer sein. Pia unternimmt später noch einen verzweifelten Versuch mit der Nagelschere zu retten, was zu retten ist.

Im Supermarkt hat Pia zum Glück eine Flasche Pisco Sour gefunden. Nicht so gut wie frisch gemixt, aber durchaus lecker und ein guter Abschluss für Südamerika. So lässt sich die Frisur besser ertragen...

... und der Blog bis in die Nacht besser schreiben. ;)

Prost!

Dann kommt er auch schon - unser letzter Tag in Südamerika. Wir haben wieder einmal Glück mit unserem Gastgeber und können so lange in der Wohnung bleiben, wie wir wollen. Der Flug nach Neuseeland geht erst kurz nach Mitternacht und wir sind froh am letzten Tag ausschlafen und alles in Ruhe packen zu können.

Es ist soweit.

Wie bestellt ist in den letzten Stunden die Aussicht deutlich besser als in den letzten Tagen: ...

...Auf Wiedersehen Südamerika!