Dieses Fazit kommt wieder ohne Anspruch auf Vollständigkeit etc. daher - siehe hierzu unser Südafrika-Fazit. Aber die Hinweise zu unserer fehlenden politischen Korrektheit im Rahmen einer Momentaufnahme des Landes kennt ihr ja schon.
Peru gehört, wie Argentinien und Bolivien auch, zu den Andenstaaten und bietet das damit verbundene Höhenprofil und die verschiedenen Klimazonen.
Der Norden des Landes bietet die höchsten 6000er und gleichzeitig ein riesiges Areal an Regenwald rund um Iquitos. Nur wenige Orte im Regenwald sind über Land erreichbar, viele nur mit dem Flugzeug.
Rund um Lima und Huancayo schmiegt sich die Cordillera blanca mit großartigen Trekkingmöglichkeiten für alle Schwierigkeitsgrade. Ein Teil des Landes, den wir bei unserem nächsten Besuch von Peru gerne ansteuern würden.
In den Anden findet man an vielen Stellen Zeichen der vulkanischen Aktivität. Seien es Krater, überwachsene Lavafelder oder heiße Quellen.
Die Hauptstadt Lima liegt direkt an der Pazifikküste, wunderschönen langen Sandstrand und üppige Natur so nah an der Küste sucht man hier aber vergeblich. Der Humboldt-Strom verhindert ein angenehmes mediterranes Klima, es ist eher eine Küstenwüste. Was bleibt sind dichte Nebel, die tagelang über der trockenen Stadt hängen.
Ähnlich trocken bzw. noch trockener zeigt sich der Süden des Landes, Peru teilt sich hier mit Chile die Atacama. Eine der trockensten Wüsten der Welt.
Ganz anders ist die Landschaft um den Titicacasee, der auch die Grenze zu Bolivien bildet. Viel Regen und grüne Landschaften, aber auch kalte Winde aufgrund der Höhe auf dem Anden-Plateau erwarten einen hier.
Peru ist wie viele andere südamerikanische Länder von Regenwald und Anden geprägt. Das Klima in den großen Höhen und die damit verbundene Kälte haben uns nach unserem Aufenthalt in Bolivien irgendwann nicht mehr gefallen.
Lima war angenehm warm, aber durch den Nebel nicht immer angenehm. In Arequipa fanden wir es von den Temperaturen und den geringen Winden, als auch vom Stadtbild sehr angenehm.
Das Bild der großen Städte im Land ist geprägt von hässlichen Hochhäusern im 70er-Jahre-Stil und teilweise wirklich heruntergekommenen Ecken, sowie vielen Rohbauten. Andere Stadtteile und das Zentrum um die Plaza de Armas präsentierten sich uns meist mit schöner, oft auch restaurierter Kolonialarchitektur aus der Zeit der spanischen Herrschaft.
In weiten Teilen des Landes sind immer wieder die Spuren der Inca zu finden. Ob es nur ein paar Treppen oder ein Tempel um den Titicacasee sind oder das großartige Machu Picchu mitten im peruanischen Regenwald - Die Einflüsse der Incakultur sind überall.
Erdrutsche und heftige Regenfälle spielen in der Regenzeit im ganzen Land eine nicht unerhebliche Rolle, wie ihr schon in unserem Kapitel zur An- und Abfahrt nach Machu Picchu lesen konntet.
Die Peruaner sind ein freundliches und lebendiges Volk, das sich viele seiner Traditionen bewahrt hat. Auffallend ist das am Ehesten auf dem Land.
Wie in Bolivien tragen die Frauen oft traditionelle Kleidung. Einen knöchellangen, farbigen, meist zweilagigen Rock, oft auch mit Samtbesatz. Die Röcke wirken meist edel und gut angezogen, aber z.B. zum Stufensteigen im Bus sind sie nicht besonders gut geeignet und wirken schwer. Dazu eine Bluse oder einen Pullover und eine Strickweste. Das Schultertuch gehört hier traditionell dazu. Wie die Bolivianerinnen werden Tragetücher benutzt, um Gegenstände und Kinder von A nach B zu transportieren. Die Farben der Tragetücher sind hier aber nicht so knallbunt wie in Bolivien, sondern dezenter. Als Kopfbedeckung tragen die Damen einen weißen Schlapphut aus Stoff mit bunten Mustern, dessen Krempe vorne und hinten hochgeklappt wird. Die traditionellen zwei dicken Flechtzöpfe lugen auch hier unter dem Hut hervor. Jeans, Karohemd und Cowboyhut stellen bei den Männern die Arbeits- und Alltagskleidung dar. Praktisch, bequem und fast wie im Wilden Westen.
Der Zusammenhalt der Familie ist ein hochgeschätztes Gut und Familienleben, zusammen zu Essen, zu Kochen und beeinander zu sitzen ist im Gegensatz zu westlichen Ländern viel intensiver praktiziert.
Das Leben der Menschen auf dem Land ist einfach und hart. Der große Teil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft, in Ballungszentren und touristisch interessanten Gebieten ist der Tourismus mit die wichtigste Einnahmequelle.
Was uns beim Durchfahren der Dörfer noch aufgefallen ist, waren große gemalte Buchstaben auf Häusern, teilweise mit Jahreszahl. Parteiwerbung bzw. die eigene politische Zugehörigkeit haben die Bewohner hier auf ihre Häuser aufgemalt, für Jedermann von Weitem sichtbar. Inwieweit die Demokratie hier in der Praxis bei den Wahlen ausgelebt wird, das lassen wir mal dahingestellt.
Karneval ist ein wichtiges Thema, dass hier nicht fehlen darf. Peruanischer Karneval ist wie in Bolivien traditionell und religiös ausgerichtet.
Eine Art Kultur bildet auch das Treiben auf dem Markt. Frische Lebensmittel bekommt man hier in Hülle und Fülle. Die Märkte haben uns immer wieder angezogen und wir hätten stundenlang zugucken, zuhören, Fotos machen und uns durch die Gassen treiben lassen können. Es ist laut, meist voll und es riecht selten angenehm.
An allen Ecken und Ständen wird gequatscht und um jedes Produkt gefeilscht. Auch, wenn es uns nicht auf jeden Cent ankommt, Feilschen gehört hier einfach dazu und macht Spaß. Auch den Verkäufern, wie wir immer wieder festgestellt haben.
Wie im Großteil Südamerikas ist Spanisch die Hauptsprache Perus. Die Peruaner haben wir im Gegensatz zu z.B. den Chilenen immer relativ gut verstanden, auch, wenn unsere Spanischübungen zu unserer Zeit hier im Land langsam etwas eingeschlafen sind.
Neben dem Spanischen gibt es in Peru noch mehrere indigene Volksgruppen und Urwaldeinwohner. Die beiden meistverbreiteten Sprachen neben dem Spanischen sind Quechua und Aimara, ebenfalls Amtssprachen des Landes.
Armenviertel gibt es in Peru in diesem Sinne nur am Rande der großen Städte. Durch die starke Landflucht entstehen aber immer mehr solcher Problemzonen insbesondere um Lima. Ein Viertel der peruanischen Bevölkerung lebt mittlerweile in der Hauptstadt.
Die Menschen auf dem Land leben fast ausschließlich von der Landwirtschaft, von der Hand in den Mund. Insbesondere die indigene Bevölkerung meist unter der Armutsgrenze. Elektrizität und fließendes Wasser sind selten anzutreffen.
Auffallend war, dass in den Randzonen der Städte Perus noch mehr Straßenhunde herumlaufenm als z.B. beim Nachbarn Bolivien. Ganze Rudel streiten sich um die Müllberge am Straßenrand.
Unsichef haben wir uns mit unserer an dieser Stelle schon oft beschriebenen Bauchgefühl-Taktik nie. Taschendiebstahl ist an touristischen Orten und in Menschenmassen häufig. Unsere Taschen waren fast immer leer und damit uninteressant. An das Tragen des Geldgürtels haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Handys sollte man nie offen herumliegen lassen. Mit der Kamera in der Hand durch die Straßen zu laufen war aber kein Problem.
Die Sicherheit im Straßenverkehr ist da eine ganz andere Geschichte...
Als wir die Grenze von Bolivien nach Peru am Titicacasee überquert haben, fiel uns als erstes eine Ansammlung von Tuktuks auf. Diese dreirädrigen Motorräder mit Kabine sind nicht überall zu finden oder so weit verbreitet wie in Asien, stellen aber ein gebräuchliches Transportmittel und v.a. Taxi dar.
Ansonsten sind Micros und Minibusse, sowie Langstreckenbusse die Transportwege der Wahl. Zugverbindungen gibt es wenig bis gar nicht. Inlandsflüge sind für europäische Verhältnisse günstig zu haben und ab einer bestimmten Strecke genauso teuer bzw. preiswert wie Langstreckenbusse.
Im Bus wird alles transportiert, was irgendwie rein passt. Ob die Waren vom Souvenirstand am Aussichtspunkt, Möbel, Kühlschränke, Kartoffelsäcke oder kleine Lamas spielt keine Rolle.
Hupen ist beim Autofahren essentiell. Ohne Hupen geht nichts. Für die Vorfahrt, als Warnsignal, als Gruß, grundlos... Einfach mal drauflos gehupt. Je größer die Straße, desto laut. Wir waren überrascht, wie leise es im Verhältnis zu Lima in Santiago de Chile war.
Bus- und Autofahrer fahren und überholen wie die Verrückten. Dabei wird gerne im Bus vorne über dem Busfahrer neben dem Haltesignal ein Feld mit einer elektronischen Geschwindigkeitsanzeige für die Businsassen angezeigt. Gefühlt fährt man selten über 70 km/h, wird aber gehörig durchgeschaukelt.
Nach Bolivien haben wir uns riesig gefreut, dass man das Leitungswasser in Peru wenigstens zum Zähneputzen nehmen kann. Trinken sollte man es wegen der fehlenden Klärung und Abwasserentsorgung aber weiterhin nicht.
Eingekauft wird für die Mahlzeiten auf dem Markt. Auswahl gibt es auf den Märkten unglaublich viel, dazu Essensstände und Dinge des täglichen Lebens. Von Lebensmittelhygiene bei offen herum liegendem Fisch oder Fleisch kann man auch hier nicht sprechen.
Im Gegensatz zu Bolivien muss man sich hier aber bei Fisch wenig Gedanken um sein Alter machen, aufgrund der Nähe zum Pazifik bekommt man wirklich frische Ware.
Frischer Fisch spielt eine wichtige Rolle für das typisch peruanische Mittagsgericht Ceviche. In Zitronensaft und Chili eingelegter Fisch, wahlweise mit Meeresfrüchten oder Tintenfisch als Ceviche mixto.
Trucha, also Forelle, ist wie in Bolivien rund um den Titicacasee ein beliebtes Essen.
Lomo saltado ist eines unserer Lieblingsgerichte in Peru geworden. Eine Art Geschnetzeltes mit Zwiebeln und Paprika, dazu Reis. Das gab es eigentlich überall, häufig im Rahmen des Menu del día, und es war immer lecker.
Suppe ist zu einem Hauptgericht die traditionelle Vorspeise. Andere Entradas gibt es auch, Suppe ist jedoch der Klassiker.
Als Beilage gab es wieder oft Reis und Pommes, aber Kartoffeln und Mais sind zwei weitere wichtige Hauptnahrungsmittel der peruanischen Küche. Kartoffeln kennen die Peruaner über 50 verschiedene Sorten und bauen diese auch an. Lila ist, wie beim Mais die bevorzugte Farbe.
Lila Mais wird auch benutzt, um das bekannte Getränk Chicha morado herzustellen. Der Mais wird mit Gewürzen, u.a. Nelken, gekocht, gezuckert und mit Zitronensaft versetzt kalt serviert. Er ist das Pendant zum bolivianischen Api, der eher dickflüssiger ist und meist aus gelbem Mais hergestellt wird. Chicha bekommt man als Alternative zum Softdrink besonders in Lima überall.
Lama und Alpaka kommt gerne gegrillt als Steak auf den Teller und schmeckt ziemlich gut. Huhn ist noch wesentlich häufiger auf der Speisekarte, es gibt ganze Hähnchenbratereien, sogenannte Pollerias, die oft gerammelt voll sind.
Ein Schmankerl darf natürlich auf gar keinen Fall vergessen werden:
Im Beitrag zu Cusco haben wir ja schon geschrieben, dass Meerschweinchen am ehesten wie Räucherlachs schmeckt. Lachs ist uns aber lieber, da an dem kleinen Nager wirklich nicht viel dran ist und eine andere Option, als ihn mit den Fingern zu essen steht außer Frage. Mit Besteck ist es schlicht nicht möglich.
Meerschwein ist ein so traditionell peruanisches Gericht, dass es sogar Eingang auf das Abendmahl-Gemälde im Kloster San Francisco in Cusco gefunden hat. Auf diesem Bild finden sich neben dem Cuy ausschließlich peruanische Speisen, eine kleine künstlerische Freiheit, die der Maler sich erlaubt hat.
Salgados und Empanadas, die allseits beliebten Teigtaschen, gibt es hier natürlich auch. Worauf die Peruaner aber wirklich abfahren sind Torten und Süßkram. Diese Kunstwerke stehen in den Vitrinen der Pastelerias und locken mit ihrem fabelhaften Aussehen.
Neben dem Café oder der Tortenbäckerei liegt oft gleich eine Jugeria, ein Saftladen. Frisch gepresste Säfte aus Früchten oder Gemüse, oder auch gemixt, stehen bei den Peruanern hoch im Kurs.
Das traditionelle Heißgetränk heißt auch hier Mate de Coca. Tee aus frisch aufgebrühten Coca-Blättern gibt es oft kostenlos zum Menu del día dazu.
Der alkoholische Klassiker ist ganz klar Pisco sour. Der Traubenschnaps Pisco gemixt mit Zitronensaft, Eiklar und Eiswürfeln. Wegen des Eiklars haben wir lange gezögert diesen Cocktail zu probieren, haben ihn in Lima aber endlich und probiert und müssen sagen: Er ist mega lecker. Da wir ihn auch erst in Lima, also am Ende unserer Zeit in Peru schätzen gelernt haben, gibt es leider auch kein gutes Rezept von uns dazu.
Bier ist gängiger als Wein und die verschiedenen Regionen haben ihre eigenen Brauereien und Marke, die wir probiert haben.
Wir als bekennende Avocado-Fans waren auch begeistert davon die Avocados direkt vom Baum oder auf dem örtlichen Markt kaufen zu können. Bäume mit Avocados, Mangos oder Papaya stehen oft wild am Wegesrand.
Kaktusfeigen sind uns trotz ihrer Stacheligkeit leckere, fruchtige Begleiter auf unseren Touren geworden. Es geht nichts über eine frisch aus der Sonne gepflückte Kaktusfeige - und die kleinen feinen Stacheln, die der Schäler hinterher in der Hand hat.
Besonders an der Küche Limas sind die Chifa-Restaurants, die eine Kombination aus traditioneller peruanischer und chinesischer Küche anbieten.
Eine Kuriosität der peruanischen Küche haben wir nicht so ganz verstanden. Es gibt im Supermarkt drei verschiedene Varianten von Milch. Dosenmilch und Milchpulver werden von verschiedensten Marken in zwei kompletten Regalreihen angeboten. Was zur Hölle machen die damit?! Wir haben dieses Rätsel nicht gelöst.