17.02. - 23.02.2018: Peru

Anfahrt nach Cabanaconde

Wie im letzten Eintrag erwähnt, sollten wir mitten in der Nacht mit dem Bus am Hostel abgeholt werden, um die 6-stündige Fahrt nach Cabanaconde, dem Dorf direkt am Colca Canyon, anzutreten. Somit wollten wir früh genug ankommen, um noch am selben Tag in den Canyon absteigen zu können.

Die Abfahrt ist zwischen 3:30 Uhr und 4 Uhr angesagt worden. Also klingeln wir um kurz vor halb 4 Uhr unseren Rezeptionisten wie vereinbart aus dem Bett und überlassen ihm den Teil unseres Gepäcks, den wir die nächsten Tage nicht brauchen werden. Während sich unser Rezeptionist wieder auf's Ohr haut, warten wir auf unseren Bus...
Und warten. Und warten. Um kurz vor 5 Uhr, klopfe ich dann noch einmal an und frage, ob die Busse öfter so viel Verspätung hätten. Aber scheinbar ist dies nicht der Fall. Der Rezeptionist fragt uns eingehend, ob wir wirklich an der Tür des Hostels und nicht im Zimmer gewartet vielleicht das Klopfen oder Klingeln überhört hätten. Er checkt kurz die Reservierung und ruft beim Veranstalter an, um nachzufragen. Die noch verschlafene Stimme am anderen Ende erwidert, dass es für keine Reservierung aus unserem Hostel gäbe. Die Reservierungsbestätigung am PC im Hostel sagt definitiv etwas anderes. So geht es eine Weile hin und her, aber der Bus ist eh schon lange unterwegs. Unser Rezeptionist entschuldigt sich mehrmals - aber er kann ja gar nichts dafür - und sucht uns immerhin die Abfahrtszeiten der "Linienbusse" vom Busterminal nach Cabanaconde am Vormittag heraus.

Etwas genervt von der sinnlosen und unnötigen Warterei gehen wir also wieder ins Bett und überlegen unsere Optionen. Die nächsten für uns passenden Busse fahren morgens gegen 9 oder 10 Uhr, d.h. wir wären frühestens am späten Nachmittag in Cabanaconde. Ein Abstieg in den Canyon am selben Tag somit nicht mehr möglich. Wir planen um und buchen uns kurzerhand eine Unterkunft für die kommende Nacht in Cabanaconde, sodass wir am Folgetag morgens unsere Wanderung starten können.

So können wir immerhin noch ein paar Stunden schlafen, bevor wir auschecken und uns ein Micro zum Busterminal nehmen. Das Ticket nach Cabanaconde ist schnell gekauft und gegen 11 Uhr sitzen wir im Bus.

Wie so oft dauert die Fahrt verhältnismäßig lange 6 Stunden für ca. 220 km Strecke. Wir müssen über einen Pass auf über 4200 m, was bedeutet, dass der Bus sich zunächst einmal 2000 Meter in die Höhe quälen muss. Unterwegs halten wir gelegentlich an, um Leute aufzugabeln. An einem Aussichtspunkt direkt am Pass, steigen einige Frauen zu, die noch hektisch die Waren von ihren Souvenir-Verkaufsständen einwickeln müssen. Der Busfahrer hilft zum Glück, sodass sie schneller einsteigen können.

Nach dem Pass, den ich glorreich verschlafen habe, verlassen wir die Hauptstraße und biegen in Richtung Canyon ab. In dem kleinen Städtchen Chivay legen wir einen Pause ein.

Zeit sich die Beine zu vertreten oder sich bei den Damen am Terminal eine Kleinigkeit zu essen zu kaufen.

Unter stetiger interessierter Beobachtung aus dem Nachbarbus.

Viel ist hier nicht los.

Wir kaufen zwei frische Kaktusfeigen für unterwegs, die die Verkäuferin geschickt schält und in Tüten wirft.

Von hier aus geht es die letzten Kilometer in Richtung Cabanaconde durch die Dörfer am Straßenrand, in denen wir weiter Leute einsammeln oder abladen.

Durch den faszinierenden ersten Ausblick auf den Canyon, an dessen Rand wir uns entlang schlängeln,...

...ist der Abschnitt ziemlich kurzweilig und um kurz vor 17 Uhr erreichen wir Cabanaconde. Der Bus hält am zentralen Platz des kleinen Dorfes und kaum 150 m über die alten Steinstraßen liegt schon unsere Unterkunft.

Das Gebäude ist außen wie innen ziemlich neu und passt nicht so ganz in die Umgebung. Unser Zimmer ist groß, es gibt warmes (!) Wasser und wir haben einen Balkon...

...mit Blick über die Nachbarschaft.

Kurz vor Sonnenuntergang machen wir uns auf den Weg das Dorf zu erkunden und etwas zu essen. Wir drehen also eine Runde um den Hauptplatz und durch die umliegenden Gassen. Der Versuch die relativ teuren Eintritsskarten für den Nationalpark Colca Canyon zu kaufen scheitert, da die offizielle Touristeninformation schon geschlossen hat. Auch sonst ist kaum etwas los. Nur ein paar Einheimische stehen am Hauptplatz oder vor den wenigen Läden und unterhalten sich. Die Auswahl der Restaurants ist überschaubar und wir entscheiden uns gegen unsere sonstigen Gewohnheiten für ein Restaurant in einem der zwei Hostels am Hauptplatz. Hier kann ich direkt mein Handy nochmal an ein freies Ladekabel anschließen. Wir haben selber keines dabei, immerhin rechnen wir die nächsten Tage nicht damit, dass es irgendwo Strom gibt.

Die beiden Kerle am Nachbartisch empfehlen uns beim Blick auf das Menü das Alpaca-Steak, welches sie gerade vor sich haben. Sieht gut aus, wird bestellt. Eine gute Entscheidung - findet auch der Hund, der von der Straße den Weg nach oben gefunden hat und sich entschließt, dass der beste Platz für ihn genau unter unserem Tisch ist. Pia scheint die Straßenhunde irgendwie anzuziehen... Die sind selten wirklich aufdringlich, sondern freuen sich einfach über Gesellschaft. Unser Essen interessiert unseren neuen, mittlerweile schlafenden Freund unter dem Tisch auch in keinster Weise. Erst als draußen ein Bellkonzert beginnt, schießt er unter dem Tisch hervor.

Prost!

Trotz des Fehlstartes sind wir sehr zufrieden wie es bisher gelaufen ist. So können wir morgen früh völlig entspannt und ausgeschlafen in den Canyon gehen.

Tag 1 - Hinab in den Canyon

Der Start in den nächsten Tag ist perfekt, als wir beim inbegriffenen Hotel-Frühstück nicht nur das übliche Brötchen mit ein wenig Marmelade auf den Tisch gestellt bekommen. Die (vermutliche) Tochter des Hauses serviert uns dazu zwei frisch gebratene Spiegeleier.

Somit steht der Wanderung nichts mehr im Wege und um kurz vor halb 9...

...laufen wir durch Cobanaconde in zum Anfang des Trails nach Llahuar.

Wir starten noch einen letzten Versuch in der Touristeninformation das Nationalpark-Ticket zu kaufen, aber wieder ist alles geschlossen. Im Laden nebenan gibt es den Hinweis, dass am Trail Tickets verkauft werden. Wir stiefeln los und tatsächlich laufen wir auf eine Frau zu, die mit ihrer kleinen Tochter im Gras liegt. Als wir uns nähern, zückt sie die Tickets aus ihrer Tasche und knallt einige Stempel darauf. Eine teure Angelegenheit, ca. 17 € pro Person - gültig für 5 Tage. Und natürlich interessiert sich unterwegs kein Mensch mehr dafür. Die gute Dame erklärt uns, dass wir unterwegs auf keinen Fall noch irgendwelche anderen Gebühren zahlen müssen und die Tickets nur gestempelt werden.

Generell treffen wir an unseren Wandertagen im Canyon kaum eine Menschenseele, was auch daran liegt, dass wir uns eine scheinbar ungewöhnliche Route ausgesucht haben.

Die geführten 3-tägigen Touren durch den Canyon führen von Cabanaconde runter nach San Juan. Am nächsten Tag Oasis und von dort aus am dritten Tag per direktem Aufstieg zurück nach Cabanaconde (hellgrüne Linie in der Karte).

Wir dagegen wollen weiter westlich davon nach Llahuar absteigen, wo es heiße Quellen zum Baden geben soll. Hier eine kleine Übersicht über unsere Route durch den Canyon (blaue Linie).

Die blaue Linie ist die gelaufene Strecke,
die Punkte markieren jeweils unsere Übernachtungen.
Screenshot aus Locus Map, Kartendaten und Layout: openandromaps (basierend auf openstreetmaps).

Nachdem wir die Gebühren bezahlt haben und bevor wir uns auf den Weg zum über 1000 Meter tiefer gelegenen Rio Colca machen, steuern wir den ersten Aussichtspunkt an.

Vom Mirador Achachihua sehen wir uns den Canyon vor dem Abstieg noch einmal von ganz oben an.

Das liegt vor uns:
Nach einem steilen ersten Abstieg geht es ein Stück am Hang entlang. Nach dem Abstieg zum Fluss wollen wir auf der anderen Uferseite wieder ein Stück bergauf nach Llahuar wandern.

Also nichts wie los. Die ersten knapp 2,5 km verlaufen...

relativ flach durch einige terassierte Felder.

Dann beginnt der Ernst des Lebens, als der Weg sich steil nach unten stürzt. Mit Gepäck inkl. Essen für drei Tage, drückt der Rucksack ganz schön und wir sind froh über unsere Trekking-Stöcke (die praktischerweise auch unsere Zeltstangen sind), um die Knie etwas zu entlasten und ein wenig mehr Halt auf dem oftmals gerölligen Weg zu haben. Bei dem grandiosem Ausblick auf den Canyon halten wir gerne ab und zu an.

Kurz vor Punkt 1 aus dem oberen Bild überqueren wir einen Sturzbach...

...über eine nicht allzu vertrauenerweckende Brücke.

Einige der Holzbretter liegen nur noch lose auf. Da hier auch Esel rüber getrieben werden, die die Dörfer im Canyon versorgen, hält die Brücke uns auch aus.

Ein guter Platz für eine erste Pause - Je mehr wir essen, desto leichter der Rucksack!

Es geht zunächst ein Stück am Hang entlang und dann in Serpentinen wieder steil bergab.

Insbesondere der letzte Abstieg zum Fluss hat es in sich, aber irgendwann sind wir unten...

...am Fluss!

Beim Abstieg haben wir in der Ferne andere Wanderer über die Brücke gehen gesehen, begegnet sind wir unterwegs allerdings keiner Menschenseele.

Von hier aus scheint es nur noch ein Katzensprung über die Straße zu sein und wir gehen den Anstieg schnell an. Aber 100 Höhenmeter sind nun einmal 100 Höhenmeter, die überwunden werden wollen. Es ist schon 13 Uhr, der Magen hängt in den Kniekehlen und die Sonne hilft auch nicht gerade.

Dazu kommt die Unsicherheit, ob wir in Llahuar wirklich übernachten können. Im Hostel hieß es, dass es nur ein Haus gäbe und man hier wohl zelten könne. Sicher wirkte sie aber nicht... An diesen Hängen ist einfach keine flache Stelle zu finden, an denen man das Zelt aufstellen könnte. Von oben hatte ich einige Stellen als Notlösung ausgemacht, aber Vegetation und Landschaft sehen von Nahem ungeeigneter aus und machen uns da einen Strich durch die Rechnung.

Bei einer kurzen Rast finde ich mich auf der Suche nach einem geeigneten Platz zum Zelten in einem Kaktus-Feld wieder, da die Terassen die einzigen ebenen Stellen in der Umgebung sind. Blöd nur, wenn man vergisst wie man dahin gekommen ist und Kakteen bekanntlich sehr stachelige Eigenschaften haben. Außerdem sind die Früchte ganz schön "schmierig", wenn sie platzen. Als ich wieder aus dem Feld finde, sieht mein Arm aus, als wenn ich den Berg herunter gestürzt wäre und überall bluten würde, was Pia zunächst nicht allzu witzig findet :)

Wir gehen weiter die Straße entlang und biegen in Richtung Llahuar ab. Hinter einem winzigen Dorf mit eher wortkargen bzw. wenig an uns interessierten Leuten steigen wir die erklommenen Höhenmeter wieder über steile Serpentinen hinab. Wir kreuzen den Rio Molloco kurz vor seiner Mündung in den Rio Colca und stehen kurz danach vor unserem Ziel.

Es stellt sich heraus, dass meine Befürchtungen zum Zeltplatz völlig unbegründet waren. Es gibt zwar mehr als ein Haus (ein etwas größeres ist gerade im Bau und der Esel-Baustofftransport hat uns eben am Fluss überholt), aber tatsächlich nur eine Familie. Diese hat hier unzählige kleine Hütten gebaut, in denen man übernachten kann. Als wir von den Bauarbeitern an den Eseln vorbei gelassen werden, schicken sie uns in Richtung "Rezeption", einem Schreibtisch im überdachten Innenhof neben der Küche, wo schon ein Zimmerschlüssel auf dem Tresen für uns bereit liegt. Wir fragen nach einem Campingplatz, was auch kein Problem ist. Der Schlüssel wird wieder weg geräumt und das Zelt können wir weiter unten bei den Hütten aufschlagen. Abendessen wird für ca. 2,50 € pro Person angeboten, was wir gerne annehmen.

Wir quetschen uns an den Eseln vorbei auf dem Weg zum Fluss. Hier unten treffen wir auf ein spanisches Pärchen, die ebenfalls gerade ihr Zelt aufbauen.

Der Himmel ist mittlerweile dunkelgrau und wir stellen zuerst das Zelt auf.

Das Zelt steht!

Jetzt packen wir aber erstmal den Kocher aus, um die Stunden bis zum Abendessen mit einer Nudelsuppe aus der Tüte zu überbrücken. Für die nächsten Tage beschließen wir für die Mittagspause einen Wecker auf 12 Uhr zu stellen und dann zu kochen, um nicht noch einmal in so ein Hungerloch zu fallen wie heute.

Gerade, als das Wasser kocht, fängt es an zu tröpfeln und wir ziehen ins Zelt um. Es bleibt aber bei ein paar Tropfen.

Nach dem Essen ziehen wir unsere Badesachen an - Da war doch was mit heißen Quellen?! Die Schilder führen uns in Richtung Fluss, wo wir zwei Pools vorfinden. Der scheinbar ältere ist eher trüb, aber der andere sieht ganz einladend aus.

Bademeister?! Nicht vom Beckenrand springen!

Das Wasser kann man höchstens als lauwarm beschreiben, aber was soll's. Die Aussicht auf die steilen Wände des Canyons ist dafür genial.

Nach einer Weile werden wir nichtsahnend zum Opfer eines hinterhältigen Anschlags. Nur Zentimeter neben Pia's Kopf schießt lautstark ein faustgroßes Objekt ins Wasser. Wie sich herausstellt eine Kaktus-Feige, gefolgt von einer zweiten. Zum Glück kann der Täter nicht allzu gut zielen und trifft uns nicht. Außerdem kann er nicht weg, denn er ist angebunden...

...und wird später zur Rede gestellt!

Er schwört, dass er keinerlei Absicht hatte uns zu treffen und, dass wenn die Leine nur ein paar Zentimeter länger gewesen wäre, die Kaktusfeigen sicherlich nicht im Pool gelandet wären!

Nach dem Vorfall setzen wir uns ein wenig aus der Gefahrenzone, bevor uns doch zu kalt wird. Nach einer leider kalten Dusche (die Spanier haben das ganze warme Wasser verbraucht...) legen wir uns mit einem Buch und der Isomatte vor bzw. in's Zelt und warten auf das Abendessen.

Das Abendessen besteht aus der hier typischen Kombination aus Suppe und Hauptgang, schmeckt wunderbar und ist mit 10 Soles, ca. 2,50 €, pro Person auch hier unten sehr günstig. Vor Allem verglichen mit einer 2,5 l Flasche Wasser, die hier ebenfalls 10 Soles kostet (im Supermarkt sind es nur etwa 3 Soles). Wasser ist eben schwer und hierher gibt es zumindest auf den letzten Kilometern nur einen kleinen Pfad und alles muss per Esel hergebracht werden. Klar, jeder der hier übernachtet und sich nicht gerade das Wasser aus dem Fluss filtert, muss hier Wasser kaufen, womit die Einheimischen Geld verdienen. Aber bei einem von insgesamt 15 € für uns beide für Übernachtung, Abendessen und 5 Liter Wasser durchaus vertretbar ;)

Zum Abendessen versammeln sich die Familie und die Bauarbeiter, die hier übernachten, während sie das neue Haus bauen, an den Tischen im Innenhof und die Chefin bringt jedem seine Portion.

Irgendwann - es ist schon lange dunkel - taucht aus dem nirgendwo tatsächlich noch ein Pärchen mit Tagesrucksäcken aus und fragt nach einem Zimmer. Entweder haben sich die beiden total in der Zeit verschätzt oder sie sind direkt vom Bus aus in Cabanaconde noch los, aber im dunkeln macht das sicher keinen allzu großen Spaß.

Wir sind auf jeden Fall mehr als zufrieden mit unserem ersten Tag im Canyon, als wir im Licht unserer Stirnlampen die Treppe zu unserem Zelt hinab steigen.

Tag 2 - Llahuar nach Malata

Die Nacht auf dem weichen Gras ist sehr erholsam und wir schlafen relativ lange. Als wir uns aus den schön warmen Schlafsäcken und aus dem Zelt begeben, begrüßen uns unsere spanischen Nachbarn, die schon alles gepackt haben und zum Aufbruch bereit sind.

Die Strecke für heute ist überschaubar, also sehen wir keinen Grund so früh loszugehen, außer, um der Sonne zu entkommen. So träumen wir am Rio Colca bei Sonnenaufgang herum und frühstücken unser Müsli, aufgelöst in Wasser und feinstem peruanischen Milchpulver.

Eselfrühstück!

Milchpulver ist hier scheinbar sehr beliebt, zumindest war die Auswahl im Supermarkt riesig.

Der Esel auf der anderen Seite hat über Nacht ganze Arbeit geleistet und am säuberlich abgefressenen Gras kann man perfekt seinen Bewegungsradius ablesen. Wir lassen uns Zeit und gucken der Sonne zu, wie sie stetig höher steigt und unser taubedecktes Zelt trocknet.

Gegen 9 Uhr sind wir zum Aufbruch bereit. An der Rezeption begleichen wir bei Oma unsere Schulden und informieren uns ausführlich über die Gehzeiten zu den verschiedenen Ortschaften in der Umgebung, da unser Tagesziel noch nicht fest steht. Die Oma scheint auf jeden Fall Spaß an meinen minimalen Spanischkenntnissen zu haben, gibt freudig Auskunft und meint immer, dass wir ja sicher schnell unterwegs wären.

Als wir ausreichend informiert sind, gehen wir hinter der Eselkolonne zum Fluss, um dem gleichen Weg wie gestern hoch zurück zur Straße zu folgen.

Die Esel sind deutlich schneller unterwegs als wir.

An der Straße angekommen, überqueren wir diese und folgen einem Trail immer weiter nach oben. Nach kurzer Zeit laufen wir durch eine Ansammlung von Kakteen.

Manche sind einfach nur verdammt stachelig,...

...aber die meisten tragen Früchte, die verlockend aussehen.

Pia kann nicht widerstehen und beschließt ein paar Kaktusfeigen zu pflücken. Leider kein ganz schmerzfreies Unterfangen, denn die Früchte sind übersät mit feinen Stacheln, die sich wie winzige Holzsplitter in die Haut bohren und schwer wieder heraus zu bekommen sind.

Vor allem das Schälen ist ohne Handschuhe leicht schmerzhaft.

Aber es lohnt sich, die Kaktusfeigen frisch aus der Sonne schmecken herrlich! Wir packen noch ein paar ein, bevor wir weiter gehen. Das ist fast unnötig, da rundrum Kakteen wachsen und auch überall auf den Feldern am Hang angebaut werden.

Durch die Terassen geht es steil nach oben, ...

... bis die Vegetation immer dichter und der Weg immer schmaler wird.

Irgendwann grunzt uns etwas von der linken Seite an - ein Schwein, welches einsam an einen Baum angebunden ist, aber immerhin im Schatten steht. Ein wenig später stehen wir auch schon im zugehörigen Dorf, bestehend aus ein paar wenigen Häusern. In der Gegend gibt es ausreichend Wasser für die durchaus dichte Vegetation in der nahen Umgebung, die hier sehr ungewöhnlich ist.

Der Trail geht weiter steil nach oben, wo uns ein älteres Paar entgegenkommt, die gerade auf ihrem Feld arbeiten waren. Ein Stück weiter ist die Landschaft wieder karg und wir erreichen ein größeres Dorf bestehend aus dutzenden von Backsteinhütten mit Wellblechdächern, die in der Sonne glänzen. Viel ist nicht los, wir sehen und hören einige Leute in und an ihren Häusern arbeiten. Ein Mädchen will uns Wasser verkaufen und ein ätererer Mann fragt uns, wohin wir wollen und beschreibt uns wie wir gehen sollen. Wir haben nicht vor den direkten Weg zu gehen, denn es ist ja noch früh am Tag. Wir laufen erstmal genau entgegengesetzt der Richtung, die er uns gewiesen hat, immer weiter den Berg hinauf.

Mittlerweile sind wir schon 500 m höher als unser Campingplatz von vergangener Nacht und legen noch 100 Meter in Richtung des Dorfes Fure drauf. Kurz bevor wir in einen Trail einbiegen, der in die falsche Richtung geht, nur um einmal schnell "um die Ecke zu schauen", klingelt der Wecker - 12 Uhr Mittagspause! Wir laufen noch einige hundert Meter weiter um die Ecke bis wir einen perfekten Platz zum Kochen gefunden haben, der uns in einem Überhang sogar ein klein wenig Schatten bietet.

Mittagspause mit Aussicht auf den Wasserfall Richtung Tal.

Das Menü des Tages heute: Kartoffelpürree mit Milchpulver und Kaktusfeigen zum Nachtisch. Auch Kartoffelpürree in Tüten findet sich massenhaft im Supermarkt und mit dem Milchpulver und etwas Pfeffer bin ich begeistert davon. Das kommt in's Kochbuch für die nächsten Mehrtagestouren!

Als die Sonne unseren Schattenplatz langsam aber sicher übernimmt, machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem eigentlichen Trail. Wir verpassen kurz darauf eine Abbiegung, weshalb wir ein Stück weiterbüber die Straße laufen müssen, als geplant. Bei einem Verkehrsaufkommen von weniger als einem Auto pro Stunde ist das durchaus akzeptabel. Außerdem scheint der von uns anvisierte Trail oberhalb von uns zu verlaufen und von einigen Erdrutschen erwischt worden zu sein - vielleicht ist die Straße daher sogar die bessere Wahl.

Wie es der Zufall will, treffen wir kurz nach der Mittagspause auf einen kleinen Sturzbach neben dem Weg.

Zeit für den Abwasch! Kurze Zeit später haben wir wieder einen sauberen Topf.

Die nächsten 4 km folgen wir der...

...Straße.

Hier oben kommen tatsächlich ab und zu kleine LKWs und sogar kleine Linienbusse durch, die sich hinunter zur Brücke über den Fluss schlängeln und auf der anderen Seite wieder hinauf!

Die Aussicht auf den Canyon ändert sich hinter jeder Ecke,...

...sodass es uns selbst auf der Straße nicht langweilig wird. Bei ebener Strecke bleibt so auch viel mehr Zeit die Aussixht zu genießen. Unterwegs begegnen wir tatsächlich zwei anderen Touristen, die uns entgegen kommen, aber ansonsten sind wir die einzigen Gringos weit und breit.

Schließlich wollen wir über einen Trail von der Straße steil hinab in den Canyon steigen und die Nacht in Oasis verbringen. Der Trail ist zu Beginn aber dermaßen steil und voller losem Sand und Schotter, dass wir nach einigen Metern beschließen, dass dieser Abstieg mit den schweren Rucksäcken trotz Stöcken einfach zu gefährlich ist. Leider heißt das zusätzliche 3 km laufen zu müssen, um von Malaga, dem nächsten Dorf, einen Weg nach unten zu nehmen.

Für uns ist mittlerweile die Option unten in Oasis de Sangalle zu übernachten deutlich unattraktiver als noch heute Morgen. Zum Einen ist Oasis der Anlaufpunkt für alle Leute, die in den Canyon gehen, inkl. Swimmingpools überall und von dem, was wir von einer Gruppe kurz vorher hören, überteuert. Zum Anderen liegt Oasis nochmal gute 500 m tiefer als die Straße und wir müssten den gleichen Weg morgen früh wieder nach oben laufen, wenn wir nicht direkt wieder nach Cabanaconde aufsteigen wollen. Unnötig gelaufene Höhenmeter also. Das alles zusammen klingt nicht allzu verlockend, also versuchen wir in Malata einen Platz zum Campen zu finden. Mehrere Leute sagen uns zwar, dass wir auf dem Dorfplatz zelten könnten...

...aber die paar grünen Flecken mitten im Dorf sind zum Zelten nicht wirklich einladend.

Von der Straße aus entdecken wir weiter unten auf dem Weg nach Oasis ausladende Felder und grasbedeckte Terassen, die sich perfekt als Übernachtungsplatz eignen würden. Und falls nicht, bliebe uns immer noch die Option bis ganz runter nach Oasis zu steigen.

Vorsichtshalber füllen wir unsere Wasservorräte noch einmal in Malata bei einer netten Dame in einem Minikiosk auf und machen uns auf den Weg. Es ist 15:30 Uhr - allzu viel Zeit bis zum Sonnenuntergang bleibt nicht mehr.

Genau auf dem Abschnitt entlang der Felder stehen zwei Verkaufsstände, belagert von einigen Touristengruppen mit Guide, jeweils so um die 10 Leute, die auf dem Weg in Richtung Oasis sind. Puh, so viele Menschen auf einem Haufen sind wir fast gar nicht mehr gewöhnt, ein weiterer Grund lieber hier oben irgendwo zu zelten.

Die gute Nachricht ist, dass die Felder und Wiesen mit kurzem und weichem Gras tatsächlich so perfekt zum Zelten sind, wie sie von oben aussahen. Die ganzen Esel- und Pferdeäpfel, die hier liegen, sind besonders weich. Aber gerade in fremden Ländern, wo man sich nicht auskennt, bemühe ich mich beim Wildzelten möglichst um einen Platz, an dem man das Zelt nicht sofort sieht oder zufällig daran vorbei läuft.

Wir suchen ausgiebig und machen einige Stellen aus, die sich eignen würden und nehmen letztendlich einen Platz hinter einer Baumreihe einige hundert Meter einen anderen Trail Richtung Straße hinauf. So sind wir weit genug weg von den Verkaufsständen und auch, wenn sich der alte Mann, der uns vorhin noch zwei Bananen verkauft hat, vermutlich nicht für uns interessiert, schaue ich immer wieder, was er so treibt, bis er sich mit seinen Eseln auf den Heimweg gemacht hat (Anmerkung Pia: Es brach (nur leichte) Paranoia bei Einem von uns aus.).

Inzwischen kochen wir uns Nudeln und zaubern uns mit einem Brühwürfel eine schöne Nudelsuppe. Wer würde auch das Nudelwasser wegkippen, dass man mühselig hierher schleppt und bei der Hitze sicherlich besser trinken würde!

In der Dämmerung bauen wir das Zelt auf - ich bin da lieber vorsichtig, das Zelt wird erst bei Sonnenuntergang aufgebaut und bei Sonnenaufgang wieder abgebaut, bevor jemand uns überhaupt bemerkt.

Zeltplatz mit perfekter Aussicht.

Damit strecken wir uns nach 20 gelaufenen Kilometern heute auf den Isomatten aus, während es draußen stockfinster wird und nirgends auch nur ein einziges künstliches Licht zu sehen ist. Sterne sieht man dagegen leider auch nur vereinzelt, da der Himmel sich am Nachmittag wieder bewölkt hat. Regen blieb aber zum Glück heute aus.

Tag 3 - Über die Ruinen bei Tapay nach San Juan

Der Wecker klingelt früh morgens und wir stehen mit der Sonne auf. Als wir die Nase aus dem Zelt stecken ist alles um uns im Nebel versunken und wir beschließen noch etwas länger im warmen Schlafsack liegen zu bleiben. Der Nebel lichtet sich nach und nach, wir begeben uns wenig später aus dem Zelt...

...und genießen die Aussicht.

Gemütlich packen wir unsere Sachen zusammen und breiten alles für das Frühstück auf unserem Essens-Felsen aus.

Alles drin?

Alles drin!

Während des Frühstücks sehen wir den alten Mann mit seinen Eseln wieder in Richtung seines kleinen Verkaufsstandes am Wegesrand nach Oasis ziehen. Als wir in Ruhe bei herrlicher Aussicht gefrühstückt haben, packen wir alles in unsere Rucksäcke und machen uns um kurz nach 8 Uhr auf den Weg. Wir wünschen dem Herrn am Verkaufsstand einen Guten Morgen und gehen auf dem selben Weg wie am Abend die gut 150 Höhenmeter zurück nach Malata. Wir sind froh, dass wir gestern nicht nach Oasis abgestiegend sind und uns heute früh die unnötigen Höhenmeter den selben Weg hoch sparen können. In Malata füllen wir noch einmal Wasser auf und wandern entlang der schmalen Hauptstraße aus dem Ort.

Wir könnten auch einfach den Bus nehmen...

...aber dafür sind wir ja nicht hier :)

Außerdem wollen wir nach ein paar Kilometern in Richtung Tapay abbiegen. Unterwegs treffen wir noch auf einen neugierigen Einheimischen, der mit Spitzhacke vermutlich zu seinen Feldern unterwegs ist. Wir unterhalten uns ein bisschen - soweit das eben auf Spanisch geht - und er freut sich, dass uns die Gegend gefällt. Anschließend bekommen wir noch Hinweise zum Weg, bevor er sich verabschiedet.

Als die Straße eine Schlucht kreuzt, verlassen wir diese, um einem Trail in der Schlucht steil nach oben zu folgen. Vorher nutzen wir noch schnell die Wassermassen, die sich hier über die Straße ergießen, zum Spülen...

...und waschen unsere Handtücher und Füße.

Der Trail schraubt sich steil immer weiter nach oben, Tapay liegt auf 3000 Metern und uns fehlen noch gute 300 Höhenmeter bis dahin. Die Aussicht wird immer besser und weiter oben werden wir...

...von einem kleinen Wasserlauf neben dem Trail begleitet.

Hübsch anzusehen - so macht das Wandern gleich doppelt Spaß.

Vor Tapay geht der Trail in eine (Inca-?)Treppe über.

Kurz darauf stehen wir vor dem Stadttor von Tapay.

Durch das Dorf gehen wir auf die Kirche zu, wo wir eine kurze Pause einlegen und uns die relativ große Kirche von...

...innen und...

...außen ansehen.

Neben der Kirche findet gerade eine Dorfversammlung statt, die wir erst entdecken, als wir um die Ecke biegen. Das halbe Dorf sitzt im Halbkreis um einen Tisch und diskutiert - worum es geht finden wir leider nicht heraus. Ein paar Info-Blätter sind im Dorf verteilt, die aufrufen seinen Müll nicht in die Landschaft zu werfen, nicht neben dem Sportplatz zu parken und auch über eine Kirchensanierung berichten. Vielleicht war Letzteres ja der Grund für die Versammlung?

Auf meiner Karte findet sich ein Trail zu den Ruinas de Qapa-Tapay. Der Trail führt, zumindest auf der Karte, bis nach San Juan, unserem heutigen Ziel, also beschließen wir an den Ruinen unsere Mittagspause einzulegen. Nichts wie los, es ist schon nach 12 Uhr und der Hunger meldet sich. Am Dorfausgang...

...parkt gerade eins der hier beliebten Moto-Pickups - oder wie man das auch immer bezeichnen will.

Wir biegen auf den Trail ein, der uns zunächst...

... anscheinend zur Müllkippe Tapays führt.

Kurz dahinter hat die Natur den Weg zurück erobert und wir schlagen uns durch die Büsche weiter, in der Hoffnung, dass der Weg ein Stück weiter besser wird. Diese Hoffnung erfüllt sich nicht, der Weg ist mit einem Erdrutsch in die Tiefe verschwunden. Hier ist endgültig Ende und kein Durchkommen mehr.

Wir ärgern uns ein wenig, weil wir annehmen über die Straße in's Tal laufen zu müssen. Zurück auf der Straße etwas unterhalb des Trails entdecken wir hinter dem Erdrutsch aber einen anderen Zugang zum Trail, sogar mit Wegweisern nach San Juan. Glück gehabt, meine Karte ist also nur veraltet. Trotzdem hoffen wir, dass es weiter unten keinen weiteren Erdrutsch gegeben hat, der uns zwingen würde wieder ganz zurück nach oben zur Straße laufen zu müssen.

Nach einigen hundert Metern zweigt ein Weg nach links den Berg hoch ab zu den Ruinen. Da wir dort unsere Mittagspause einlegen wollen, quälen wir uns gute 100 Höhenmeter über den steilen, felsigen und zugewachsenen Weg nach oben. Hier scheint niemand mehr hoch zu gehen.

Als wir oben ankommen, erkennen wir auch den Grund dafür. Neben massigen Felsblöcken erkennt man in der nächsten Senke einige alte Mauern eines Dorfes, die aber nur durch einige Kletteraktionen zu erreichen wären. Nicht sonderlich spektakulär, aber um asiatische Instant-Suppe zu kochen reicht es allemal.

Leider ziehen - wie auch die letzten Tage - pünktlich zum frühen Nachmittag dunkle Wolken und Wind auf. Während wir die letzten Tage trocken geblieben sind, fängt es heute an zu tröpfeln und zu donnern. Wir streifen auf dem Weg in's Tal unsere Regenjacken über.

Vorerst bleibt es bei einigen Tropfen, während wir...

... immer weiter in Richtung Tal absteigen.

Wir durchqueren steile Serpentinien umsäumt von unzähligen Kakteen mit noch mehr Feigen an ihren Blättern. Zweimal stehen wir noch vor Erdrutschen, die den Weg unter sich begraben haben, aber passierbar sind. Eine gute Stunde nach unserer Mittagspause treffen wir kurz vor San Juan auf eine Kreuzung.

Wie die Oasis, ist auch San Juan das Ziel jeder geführten Tour und von weiter oben haben wir schon einige Gruppen über die Zeltplätze schlendern gesehen. In der entgegengesetzten Richtung, nur einige hundert Meter von hier, wird auf der Karte eine einzelne Unterkunft angezeigt. Wir beschließen den Umweg in Kauf zu nehmen und einfach mal vorbei zu schauen, um zu sehen, ob wir dort auch zelten können.

Kurz vor unserem Ziel fängt es noch einmal leicht an zu regnen. Als wir an der Posada Roy, unserer Unterkunft, vorbei kommen, spricht uns die Chefin direkt schon an. Zelten ist kein Problem, der Preis von 5 Soles ist perfekt (und unglaublich niedrig!) und das Gras sieht wunderbar weich aus. Hier bleiben wir!

Wir schlagen schnell unser Zelt auf dem Rasen zwischen den kleinen Häuschen auf, die um die 10 Doppelzimmer bieten.

Da taucht die kleinste Tochter des Hauses, vermutlich so um die 6 Jahre alt, auf und sagt uns, dass wir ruhig das Bad in einer der Hütten benutzen können, was wir gerne annehmen und gleich duschen gehen.

Danach sortieren wir kurz unsere Sachen und setzen uns auf einen Mate de Coca nach oben in den überdachten Bereich vor der Küche. Wir werden etwas verwundert angesehen, scheinbar ist es hier nicht allzu üblich zwischen den Mahlzeiten noch etwas zu bestellen, aber schließlich bekommen wir einen frischen Tee durch eine kleine Durchreiche direkt aus der Küche. Wir fragen schnell noch nach dem Abendessen und melden uns für das 3-Gänge Menü um 19 Uhr an. Kostenpunkt: je 15 Soles, also ca. 4 €.

Wie sich herausstellt, kommen heute keine weiteren Wanderer mehr hierher und wir bleiben die einzigen beiden Gäste für den Abend. Um kurz vor 19 Uhr gehen wir wie besprochen nach oben und finden einen mit zwei Gedecken und einer Kerze gedeckten Tisch vor. Strom gibt es hier keinen - auch in den Zimmern steht lediglich eine Kerze auf dem Nachttisch.

Wir freuen uns über das ungeplante Candlelight-Dinner und genießen das vorzügliche Essen, das von der Chefin persönlich serviert wird. Es gibt ein typisch-peruanisches Menü mit (wie soll es auch anders sein) Quinoa-Kartoffelsuppe, als Hauptgang gegrilltes Huhn mit Reis und Pommes und als Dessert Banane mit Honig. Den Mate de Coca gibt es zum Abendessen umsonst dazu.

Wir fragen noch nach der Gehzeit zurück nach Cabanaconde und werden verwundert angeguckt, als wir sagen, dass wir morgen erst um 8 Uhr los wollen. Scheinbar gehören wir damit nicht zu den Frühaufstehern. Aber warum sollten wir früher losgehen, wenn wir doch nur 4 Stunden Fußmarsch (reine Gehzeit) vor uns haben? Das werden wir wohl nie verstehen...

Bei einem Bier, mit dem wir uns nach dem Essen auf die Mauer setzen, können wir ein wenig die wenigen Sterne angucken, die zwischen den Wolken zu sehen sind. Ein guter Tag und mit "nur" 14 gelaufenen Kilometern auch entspannter als gestern.

Tag 4 - Immer nach oben: Zurück nach Cabanaconde

Der Tag startet wie üblich mit Kaffee und Müsli, bevor wir unser Zelt abbauen und pünktlich um 8 Uhr unsere Rechnung begleichen. Die Wegbeschreibung für heute ist denkbar einfach. Zunächst geht es runter zum Fluss, über die Brücke und anschließend nach oben, bis wir den Rand des Canyons gute 1000 Meter über uns erreichen. Da unsere Essensvorräte mittlerweile so gut wie aufgebraucht sind, sind die Rücksäcke ein Stückchen leichter als beim Abstieg, was heute bestimmt von Vorteil ist. Nach einer guten Viertelstunde...

...überqueren wir den Fluss...

...und machen uns an den Aufstieg. Schon bald kommt uns ein Junge mit einem bepackten Esel entgegen, der nicht der Einzige bleiben wird, dem wir begegnen.

Aber auch einige tierische Bebegnungen warten am Wegesrand.

Wir schrauben uns langsam aber stetig immer weiter nach oben, wobei die Aussicht gewohnterweise immer besser wird. Schnell sind wir oberhalb unseres Zeltplatzes von letzter Nacht,...

...auf der Wiese vor den Häusern rechts unten im Bild.

Unter einer riesigen Steilwand zieht der Weg eng am Fels durch. Gestern Nachmittag haben wir versucht von unten den Weg den Canyon hoch nachzuvollziehen, sind aber spätestens an dieser Wand gescheitert.

Die erste kleine Pause legen wir im ersten schattigen Plätzchen unter einem Felsen ein, um der Sonne für ein paar Minuten zu entgehen. Danach geht es weiter...

...über Serpentinen immer nach oben.

Von hier aus können wir fast die ganze Tour überblicken und nachvollziehen.

Auf diesem Plateau haben wir vorletzte Nacht unser Zelt aufgeschlagen.

Und auch die Aussicht auf Tapay ist wunderbar, von wo aus wir gestern oberhalb der Straße (rechts im Bild) abgestiegen sind.

In diesem Teil des Canyons waren wir allerdings nicht.

Nach ca. der Hälfte unserer Strecke wird es schlagartig voll auf dem Weg. Zunächst kommt uns eine Frau mit einem Esel entgegen, die fast im Laufschritt den Berg herunter läuft. Danach begegnen wir einer geführten Touristengruppe nach der anderen. Unterscheiden kann man die Gruppen an der Farbe des Gehstocks. Eine gefühlte Ewigkeit laufen wir gegen den Strom der Leute, die mal mehr, mal weniger glücklich aussehen die steilen Serpentinen absteigen zu müssen. Allen gemeinsam ist aber, dass sie uns merkwürdig ansehen, weil wir diesen Weg nach oben steigen.

Auf einmal erkennen wir zwei bekannte Gesichter - ein Paar aus England, die wir beim Frühstück in La Paz kennen gelernt haben, sind auf dem Weg nach unten. Sie fragen uns nach Tipps und Unterkünften. Was wir im Nachhinein nicht so ganz verstehen, da sie mit den typischen Wanderstöcken einer Agentur unterwegs sind und die Tour vermutlich komplett organisiert ist. Wir unterhalten uns ein wenig, bevor die beiden weiter nach unten absteigen und wir den Canyon Stück für Stück erklimmen.

Irgendwann ist auch die letzte Gruppe an uns vorbei gezogen und wir sind wieder allein auf weiter Flur. Als wir die meisten Höhenmeter bereits bezwungen haben, kochen wir unsere letzten Nudeln auf einer schattigen Bank an einem Aussichtspunkt. Von hier aus sind es laut Karte nur noch 200 Höhenmeter bis zum Rand des Canyons, in der Realität sind es aber weniger. Aber, je nachdem wie genau der Trail auf der Karte eingezeichnet ist, kann der Weg bei den steilen Canyonwänden schnell 50 Höhenmeter daneben liegen. Leider ändert das an den insgesamt 1000 zu bewältigenden Höhenmetern nichts.

Unterwegs gab es immer wieder Markierungen mit der Entfernung zum Trailende, die uns anzeigen, ...

...dass wir dem Ziel immer näher kommen!

Geschafft!

Zumindest ist der Trail hier zu Ende. Von Cabanaconde werden die Gruppen per Bus hierher gefahren, ein Luxus den wir nicht haben. Aber die letzten 3 km über die Straße in's Dorf sind schnell geschafft. Wir finden (naja, wohl eher wir werden gefunden) schnell einen der vierbeinigen Locals, ...

...der uns die gesamte Strecke begleitet.

Kurze Stippvisite auf dem lokalen Friedhof am Straßenrand.

Durch viele kleinere Pausen unterwegs, um die Aussicht zu genießen und die ausgedehnte Mittagspause, sind wir mittlerweile schon sieben Stunden unterwegs. Um kurz vor 15 Uhr kommen wir an unserem Hostel von vor vier Tagen an. Unser Zimmer vom letzten Mal ist noch frei - Perfekt.

Das noch feuchte Zelt wird auf dem Balkon aufgehängt und die Klamotten ausgepackt. Frisch geduscht überbrücken wir den Hunger bis zum Abendessen mit dem letzten Rest Kartoffelpürree.

Vor dem Abendessen besorgen wir uns noch Bustickets zurück nach Arequipa und kaufen Brötchen von einer netten Frau, die mit ihrem Korb an der Straße steht und einige Probleme hat zu berechnen, was wir ihr jetzt schulden. Das ist oft ein Problem hier - für alles und jedes wird der Taschenrechner gezückt. Hier ist es leider oft so, dass die Kinder nur sporadisch zur Schule gehen und eher zu Hause und auf dem Feld mithelfen müssen.

Wie schon vor ein paar Tagen ist in Cabanaconde kaum etwas los und wir beschließen zum Abendessen einfach wieder in's gleiche Hostel zu gehen. Diesmal gibt es Pizza und Bier, um die gelaufenen, insgesamt 60 Kilometer der letzten Tage feierlich zu begießen.

Die Tage im Canyon waren einfach genial und sollten wir noch einmal hier in die Gegend kommen, steht der Colca Canyon sicher wieder auf unserer Liste!

Rückkehr nach Arequipa

Nach einer geruhsamen Nacht und Frühstück mit Spiegeleiern, steigen wir um sieben Uhr früh in den Bus zurück nach Arequipa. Dieses Mal sammeln wir in Cabanaconde an fast jeder Ecke Leute ein, die nach ein paar Kilometern Einer nach dem Anderen alle paar hundert Meter wieder aussteigen, um auf die Felder zu gehen.

In Chivay haben wir wieder einen längeren Stopp, bevor es auf den restlichen Weg nach Arequipa geht. Dort kommen wir gegen Mittag an, besorgen uns im Busterminal noch schnell ein Ticket für den Nachtbus morgen Abend nach Cusco und steigen in ein Micro in's Zentrum.

Mittlerweile haben wir wieder Hunger und beschließen erst etwas essen zu gehen, bevor wir unser zurückgelassenen Gepäck wieder einsammeln. Eigentlich haben wir schon ein Restaurent im Sinn, als wir an einem fast überfüllten Restaurant vorbei kommen, dass ein Menu del día mit zwei Gängen für gerade mal 7 Soles (also für weniger als 2 €) anbietet. Wir können diesen Preis zunächst gar nicht glauben, beschließen aber das zu überprüfen. Im oberen Stockwerk gibt es noch einen freien Tisch und wir quetschen uns mit unseren großen Rucksäcken zwischen den Leuten durch, die hier ihre Mittagspause verbringen. Die Auswahl an Menüs ist hervorragend und am Ende zahlen wir tatsächlich nur 14 Soles für zwei Gänge inklusive Getränk - Verrückt!

Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Hostel, aber leider ist hier kein Zimmer mehr frei. Wir sammeln also nur unser Gepäck ein und machen uns auf den Weg eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Wir hatten gestern schon vorsorglich im Internet geschaut und ein paar hundert Meter weiter werden wir fündig. Ein Doppelzimmer oben in einem Hostel, direkt neben der Dachterasse - Da schlagen wir zu. Die Preisverhandlungen sind etwas mühsam, aber schließlich bekommen wir doch den gleichen Preis, wie online angeboten.

Wir lümmeln etwas auf der Terasse herum und machen uns schließlich noch einmal auf den Weg ins Zentrum.

Pünktlich zum Sonnenuntergang ...
...über der Plaza de Armas...
... und der Kathedrale!

Wir schlendern durch die Gassen und kaufen Churros von unserem altbekannten Straßenstand. Lediglich ein Ziel haben wir noch - Faden zu kaufen. Die Nähte an Pias Wanderhose haben ein wenig Lochfraß, der behoben werden sollte.

Aber wo kauft man in Peru Faden ?! Der Supermarkt hat schonmal keinen. Immer wieder kommen wir an kleinen Nähereien vorbei und fragen einfach nach Faden. Wir werden etwas komisch angeguckt, weil wer kauft hier schon Faden? Zum Nähen lassen haben wir leider keine Zeit, morgen geht es ja schon nach Cusco. Am Ende werden wir auf den Markt direkt neben unserem Hostel verwiesen, wo wir tatsächlich fündig werden. Wir haben die Wahl zwischen unzähligen Farben und erstehen 100 m Faden, die sicher eine Weile reichen werden.

Zum Abschluss des Tages genießen wir auf unserer Dachterasse einen Fleischspieß und einen wirklich guten und nebenbei extrem günstigen Burger von einem Stand vor dem Hosteleingang. Wir werfen die letzten Blicke auf die Lichter von Arequipa und dann ab in die Falle!

Abschied von Arequipa

Nach dem Frühstück auf der Dachterasse packen wir mal wieder unsere Habseligkeiten und räumen das Zimmer. Die nächsten Stunden bis zur Abfahrt des Busses verbringen wir Blog schreibend auf der Terrasse. Auch sonst passiert heute nicht viel. Zum Mittagessen gehen wir wieder in das selbe Restaurant wie gestern, setzen uns anschließend in ein Café und schreiben fleißig eine ganze Ladung Postkarten. Wir schlendern ein letztes Mal durch die schönen alten Straßen, bevor wir uns zum Abendessen mit Burgern auf's Hosteldach setzen und den Sonnenuntergang betrachten. Kurz wird das allgegenwärtige Hupen der Autos übertönt,...

...als eine Demonstration vor dem Hostel vorbeizieht.

Wir sitzen noch eine Weile auf der Terasse, bis es Zeit wird zum Busterminal zu fahren.

Das nächste Ziel heißt Cusco, liegt wieder deutlich höher als Arequipa und wir bereiten uns mental schon auf einige ähnlich kalte Tage wie in La Paz und am Titicaca-See vor. Cusco ist nur noch einen Katzensprung von Machu Picchu entfernt, ob wir allerdings noch Tickets dafür bekommen oder wie wir generell dorthin gelangen können, das erfahrt ihr erst im nächsten Eintrag.