Wir sind eigentlich sehr glücklich mit unserer Entscheidung nach Peru und Richtung Arequipa in wärmere Gefilde aufzubrechen. Als wir aber am Morgen in Copacabana aufwachen, regnet es in Strömen. Noch haben wir die Hoffnung, dass es bis nach unserem Frühstück (in Bolivien meist Kaffee oder Tee und weiße Brötchen mit Marmelade und Margarine) auhört - Wir wollen doch noch auf den Markt ein bisschen bummeln...
Das Wetter tut uns diesen Gefallen leider nicht und nachdem wir unser Zimmer geräumt und das Gepäck wieder in den erstaunlich trockenen Schließfächern des Hostels unten im Keller direkt neben dem Bach untergebracht haben tapsen wir los. Weiter im Regen kurz über den kleinen Markt, der auch heute stattfindet, trotzdem es Faschingsdienstag ist. Wir finden sogar die Läden, in denen die Bolivianerinnen ihre traditionellen Faltenröcke kaufen. Sieht noch lustiger aus, wenn ein ganzer Laden damit bis unter die Decke voll hängt. Lange halten wir es bei dem Wetter aber nicht draußen aus und wir entern ein nett aussehendes Café.
Die Wartezeit bis zur Abfahrt des Busses mittags überbrücken wir in diesem wirklich a...kalten Raum mit Kaffee und Coca-Tee. Wir sind froh, als es endlich Zeit ist unsere Rucksäcke zu holen und zur Busagentur zu gehen. Einreisekarten für Peru und Zollkarte für Bolivien ausgefüllt und es kann los gehen. Der Bus ist sehr komfortabel, das WC an Bord nur leider außer Betrieb.
Bis zur Grenze ist es nicht weit. Wir tauschen unsere letzten Bolivianos in peruanische Soles und machen noch Passkopien auf eigene Rechnung für die bolivianische Ausreise, da das System abgestürzt ist. Scheint hier öfter zu passieren, denn der Geldwechsler neben dem Grenzhäuschen bietee auch Fotokopien an. In der Warteschlange treffen wir noch eine junge Deutsche im Gap-year frisch nach dem Abi und einen schwer nervösen älteren Finnen, der zwar schon viel gereist ist, aber irgendwie Angst vor den Grenzern (und allem möglichen anderen) zu haben scheint.
Wir warten noch darauf, dass wir eine "Ausreisegebühr" zahlen müssen, als wir an der Reihe sind, aber der Stempel der bolivianischen Grenzer ist wieder mal schneller in unseren Pass geknallt, als wir gucken können. Bis zum nächsten Mal Bolivien !
Mit Ausblick auf den Titicacasee geht es zu Fuß die wenigen Meter rüber nach Peru.
Großartige Aussicht und die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel, obwohl wir noch nicht mal eingereist sind. So in etwa haben wir uns das vorgestellt.
Die Einreise auf der peruanischen Seite geht noch schneller, als die Ausreise auf der bolivianischen und wir haben jeder einen pinken Stempel im Reisepass. Welcome to Peru!
Direkt an der Grenze stehen mehrere Tuktuks, die für den Karneval geschmückt sind und uns gerne mitnehmen würden. Witzig anzusehen, diese kleinen Dreirad-Autos, die gab es in Bolivien nicht und hier steht gleich ein ganzer Haufen von ihnen rum.
Wir würden eigentlich gerne noch ein wenig die Sonne genießen, aber unser Busfahrer hupt schon ungeduldig, dass wir einsteigen sollen. Jetzt geht es rund um den Titicaca-See Richtung Puno. Wir passieren viele kleine Siedlungen am Ufer, meist Lehmhütten oder die uns bereits bekannten unfertigen Bauten aus unverputzten Ziegelsteinen. Frauen sitzen in ihren traditionellen Kleidern mitten in der Wiese und hüten Schafe, Fischreusen stehen am Ufer und im Wasser....
Gute zwei Stunden später kommen wir auf der anderen Seite an und tauchen nach dem Aussteigen direkt wieder in das Gewusel am Busterminal ein. Unsere beiden Begleiter von der Grenze verabschieden sich, sie wollen heute Nacht hier bleiben und wahrscheinlich morgen weiter fahren.
Wir finden eine Busgesellschaft, die vertrauenswürdig erscheint und die Busfahrt nach Arequipa am Abend zu einem akzeptablen Preis anbietet. Leider haben wir noch keine peruanischen Soles, mit denen wir die Tickets bezahlen könnten und Kreditkarten werden nicht akzeptiert. Ein Geldautomat steht hier um die Ecke leider nicht (den im Terminal haben wir erst viel später entdeckt), also machen wir uns mit Gepäck auf den Weg in die Stadt. Glücklich halten wir wenig später unsere Busfahrkarten für die Nacht in der Hand und können am Fahrkartenschalter der Agentur auch gleich unser Gepäck abstellen. Da der Busbahnhof wenig zu bieten hat und wir erst um 22:30 Uhr abfahren, machen wir uns wieder auf Richtung Zentrum.
An der Uferpromenade laufen wir geradewegs in die letzten Gruppen des Karnevalsumzuges, schließlich ist heute Faschingsdienstag. Die Tribünen sind schon halbleer, die Leute merklich angetrunken, mehrere Herren (versuchen) sich neben dem Gehweg in den See zu erleichtern und die letzten kostümierten Truppen ziehen durch. Wir schlängeln uns unter und zwischen den Tribünen durch und können noch ein paar Blicke auf den peruanischen Karneval erhaschen.
Die Melodien und Tanzschrit variieren nur wenig, aber die Leute haben sichtlich Spaß. Nur die als Affen verkleidet Herren sind nicht so froh über ihr Kostüm und tragen den Kopf unter dem Arm.
Damit ihr einen kleinen Eindruck von dem Ganzen Spektakel bekommt, haben wir hier für Euch ein paar bewegte Bilder vom Umzug gemacht: klick.
Dies ist nur eine kleine Version des Ganzen, unser französischen Freunde aus der Salar haben sich die berühmten Karnevalsumzüge in Oruro angesehen. Wir aber sind froh einen Einblick in den Karneval in dieser Region bekommen zu haben, aber auch nicht den ganzen Tag auf einer der Tribünen im Kalten zu sitzen, da wie gesagt die Musik und die Gruppen sich immer wiederholen bzw. sehr ähneln.
Auf der Suche nach etwas Essbarem zieht es uns zum alten Landungssteg, von dem auch die Touristenboote zu den schwimmenden Inseln der Uros fahren. Die Aussicht auf den riesigen See, der eher wie ein Meer wirkt, ist wunderschön,....
Ob die hier das alles nur aufgebaut haben für die Touristen, oder weil Karneval ist oder morgen Valentinstag? Wir wissen es nicht.
An einem kleinen Marktstand gibt es dann unser erstes peruanisches Abendessen. Für Thomas ein hervorragend gewürztes Lomo Saltado, eine Art Geschnetzeltes mit Zwiebeln, Gemüse, Reis und Pommes, und für mich eine Variation der vielfältigen peruanischen Kartoffelarten mit Käse.
Am Nachbartisch sitzen zwei Peruanerinnen in traditionellen Kostümen, die wohl sehr schmerzende Füße hatten und schon etwas mehr alkoholische Getränke als wir. Denn als sie aufstehen müssen sie sich gegenseitig festhalten und kichern zu unserer Freude fröhlich vor sich hin, als sie aus dem Lokal wanken.
Wir stromern noch etwas durch die Straßen und entdecken einen lokalen Markt in einer Halle. Für uns absolut faszinierend, was hier auf kleinstem Raum angeboten wird.
Die Fleisch- und Fischtheken sind wie immer etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem, was den Geruch angeht.
Wir wissen wieder gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollen. Einkaufen hier würde wirklich viel Spaß machen, aber wir sind ja nur auf der Durchreise und können gerade nichts mitnehmen.
Wieder zurück am Busterminal ist es bei den Massen an Menschen, die hier sind nicht einfach sich ein Plätzchen zu suchen. Schlussendlich warten wir draußen und beobachten die unzähligen Menschen, die scheinbar nur für den Umzug hierher angereist sind und sich jetzt alle mit Kostüm oder Musikinstrument unter dem Arm wieder auf den Rückweg machen. Wir sind schwer beeindruckt, wieviele Menschen und Busse hier an diesem relativ kleinen Terminal ein- und ausgehen bzw. -fahren.
Mit unserem Busunternehmen haben wir es gut getroffen und werden später in einem weichen Cama-Sitz bequem bis Arequipa geschaukelt.
Normalerweise hofft man ja immer, das der Bus nicht allzu viel Verspätung hat, in unserem Fall hatten wir aber gehofft, dass wir nicht so früh ankommen wie geplant. Ein ganz klitzekleines Bisschen Verspätung wäre schon nett gewesen, wir haben nämlich ganz gut geschlafen. Aber den Gefallen tut uns der Busfahrer leider nicht. Wir kommen pünktlich bzw. sogar etwas zu früh um 4:30 Uhr in Arequipa an.
Es ist noch dunkel und wir suchen uns erstmal ein Plätzchen auf der Aussichtsterrasse des Busterminals und werden langsam wach.
Langsam wird es hell und wir können erst die Straße hinter dem Terminal und dann auch den Vulkan Misti erkennen, der hinter der Stadt liegt. Der Vulkankegel liegt mit der oberen, schneebedckten Spitze noch im Nebel, lässt aber erahnen, dass hier Erdbeben und vulkanische Aktivität nicht unbekannt sind.
Irgendwann haben wir ausreichend Erkundungsgänge über das Gelände gemacht, um zu wissen, wo hier die Minibusse in die Stadt abfahren, der Busbahnhof liegt nämlich nicht zentral, sondern etwas außerhalb. Ein Taxi zu nehmen wäre auch eine Möglichkeit, da wir uns in La Paz aber ja schon mit den Minibussen erfolgreich durch die Gegend kutschieren haben lassen, versuchen wir auch hier unser Glück. pp Der Minibus zum Plaza de Armas ist schnell gefunden und wir springen auf. Durch das Gewirr der Straßen geht es im Zickzack-Kurs laut GPS grob in die richtige Richtung, an einer viel befahrenen Hauptstraße ruft die Kassiererin uns jedoch auf hier auszusteigen. Wir sind irritiert und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Hauptplatz - soweit ist es schließlich nicht mehr.
Wir sind zwar müde, aber merken schnell, dass hier bergan laufen und Treppensteigen mit den großen Rucksäcken wegen der geringeren Höhe (Arequipa liegt nur auf 2200 Metern) viel weniger anstrengend ist, als noch in La Paz oder Uyuni.
Scheinbar dürfen Minibusse und Autos hier im historischen Zentrum fast gar nicht durchfahren, wir wir überrascht feststellen, wohl auch der Grund, warum wir unten an der Hauptstraße rausgeschmissen wurden.
Es ist immer noch früh und wir beschließen die Aussicht auf den noch menschenleeren Plaza de Armas beim Frühstück zu genießen.
Leider ist das Frühstück mit kaltem Kaffee weder das Günstigste, noch das Beste und die Kellnerin wenig begeistert über unsere frühe Anwesenheit. Wir genießen trotzdem die Aussicht und die Tatsache, dass es im Vergleich zu Copacabana herrlich warm ist und wir im T-Shirt frühstücken können.
Nach dem Frühstück setzen wir uns noch einen Moment mitten auf den Platz und beobachten die Menschen, die hier durchgehen, anscheinend meist auf dem Weg zur Arbeit. Nach einem Blick auf die Uhr beschließen wir, dass es spät genug ist, um im Hostel um die Ecke mal nach einem Zimmer zu fragen. Eine Taube verabschiedet uns noch mit einem speziellen Gruß auf einen der Rucksäcke, aber das bringt ja bekanntlich Glück.
Ein paar Straßen weiter neben der eleganten, fast westlich anmutenden Fußgängerzone liegt in einem alten Gebäude das von uns preferierte Hostel, das wir vorher im Internet schon unter die Lupe genommen haben. Der nette Herr von der Rezeption hat sogar nach etwas Suchen noch ein Zimmer für einen akzeptablen Preis für uns und gibt uns gleich noch einen Haufen gute Ratschläge und Empfehlungen. Das Zimmer liegt in einer Art Gewölbekeller mit Lampen in Kerzenleuchtern (es ist schon Länger her, dass wir Lampenschirme zu Gesicht bekommen haben). Die Kleinigkeiten fallen uns aber erst später auf, da wir erst einmal eine gute Portion Schlaf nachholen.
Am Abend ziehen wir durch die Straßen der hübschen Kolonialstadt. Viele alte Gebäude wurden erhalten oder wieder aufgebaut und moderne Geschäfte gut neben alten Häusern in das Stadtbild integriert. Am Kloster Santa Catalina vorbei zieht es uns zum Puente Grau, hier scheinen viele Minibusse abzufahren. Der kleine Park nebenan ist nicht wirklich sehenswert. Mit ein paar wirklich guten Churros in der Hand (wir werden den kleinen Stand in den nächsten Tagen noch öfter besuchen) überbrücken wir den aufkommenden Hunger und .....
Dank Tripadvisor, was wir vorher eigentlich wenig bis gar nicht genutzt hatten, haben wir zum Abendessen eine kleine Pastabar gefunden. Eine Abwechslung vom einheimischen Essen ist nie verkehrt und freut den Bauch meist sehr.
Auf dem Rückweg zum Hostel auf dem Plaza de Armas kommen wir an einer Bühne vorbei, um die sich mittleweile viele Menschen drängen. Vorhin war hier noch nicht viel los und am Morgen hatten wir eigentlich gedacht, die Leute bauen ab und nicht auf. Es ist der 14.02. und Valentinstag, der hier augenscheinlich groß celebriert wird.
An jeder Ecke warten Rosen-, Schokoladen- oder Kuscheltierverkäufer, die versuchen ihre Ware an den Mann oder die Frau zu bringen. Die Bühnenshow zur Feier des Tages gibt nur irgendwie wenig her und unser Tag war lang, sodass es uns hier nicht mehr lange hält und wir wenig später in unser ausgesprochen gemütliches Bett plumpsen.
Die nächsten Tage bringen wenig Aufregendes mit sich: Wir tigern durch die Gassen, kaufen einige Souvenirs und Postkarten, waschen Wäsche und schicken ein Paket nach Hause. Nach unserer Erfahrung in Südafrika mit der dortigen Post ist das schon leichter, nur das wir diesmal die Formalitäten mit der Postbeamtin auf Spanisch klären und einige Dokumente ausfüllen müssen. Schiffspost gibt es von hier leider nicht, dafür wird dieses Paket aber vielleicht früher ankommen, als das andere, das immer noch unterwegs ist. Wir drücken nur fest die Daumen, dass es keine Probleme mit dem Zoll gibt....
Außerdem will unsere Tour in den Colca Canyon organisiert werden, der immerhin um die 200 km von Arequipa entfernt liegt. Unser netter Rezeptionist im Hostel kennt einen Busunternehmer, bei dem er zwei Tickets für die Fahrt nach Cabanaconde reserviert und gibt uns sogar eine Gaskartusche mit, die von vorherigen Hostelgästen nicht aufgebraucht wurde. Nach einem Besuch im großen Supermarkt auf der anderen Stadtseite und dem Kauf einer peruanischen SIM-Karte sind wir soweit ausgerüstet und können unsere Rucksäcke packen. Die nicht benötigten Sachen können wir glücklicherweise für die Zeit, die wir unterwegs sein werden, im Hostel unterstellen.
Abfahrt ist früh ab halb vier Uhr angesagt, damit wir nach sechs Stunden Fahrt noch in den Canyon wandern und dort die erste Nacht verbringen können.
So war es jedenfalls geplant, es kam natürlich anders als gedacht, aber dazu bald mehr.