Nach einer letzten Nacht in La Paz heißt es Abschied nehmen. Wir fahren ein letztes Mal mit dem Micro durch die Stadt zum Busterminal, wo wir morgens in einen kleinen Bus steigen und in Richtung Copacabana, einem kleinen Städtchen am Ufer des Titicaca-Sees fahren.
Leider ist die Busfahrt nicht allzu angenehm, da wir uns in die letzte Sitzreihe quetschen müssen und auch die Federung bzw. der Zustand der Straßen lassen uns unterwegs immer mal wieder vom Sitz abheben. Nachdem wir es aus der Stadt raus geschafft haben, fahren wir einige Zeit weiter auf knapp 4000 m Höhe durch die Landschaft Boliviens, die hier nur wenig Abwechslung bietet. Zumindest bis wir durch einige kleine Dörfer fahren, ...
Überall laufen Menschen mit bunten Kostümen, Pauken oder Trompeten herum.Leider sind wir ja auf der Durchreise und bekommen nur am Rande etwas vom Spektakel mit.
Nach ca. 60 km, für die wir gute 1,5 Stunden benötigt haben, taucht endlich der am höchsten gelegene schiffbare See der Welt auf. Wir umrunden den See noch weitere 40 km, bevor wir den Bus verlassen und auf eine Fähre wechseln müssen.... Also wir fahren in Grüppchen aufgeteilt mit einem kleinen Boot - Unser Bus hat eine eigene Fähre....
Nach 10 Minuten Beräucherung durch den Außenborder, sind wir auf der anderen Seite und warten auf unseren Bus, der etwas länger braucht.
Die kurze Fahrt täuscht über die eigentlich Größe des Sees hinweg. Diese Engstelle teilt vom Titicaca-See einen kleinen Teil ab, von dem wir bisher nur den wesentlich kleinere gesehen haben. In der Realität gleicht der See, der über 16 Mal so groß ist wie der Bodensee, eher einem Meer als einem See.
Wieder im Bus brauchen wir noch eine gute Stunde bis wir mittags in Copacabana ankommen. Das kleine Städtchen ist recht überschaubar und unser Hostel liegt keine 100 m entfernt. Nachdem wir also unser Zimmer bezogen haben, machen wir uns auf den Weg das Dorf zu erkunden und Tickets für eine Fähre zur Isla del Sol - der Sonneninsel - für den nächsten Morgen zu erstehen.
Zunächst müssen wir aber etwas essen. Dabei sind wir skeptisch, was das 2-Gänge Tagesmenü anbetrifft, das uns von der freundlichen Bedienung empfohlen wird, da der Preis von weniger als 3 Euro etwas gering erscheint. Aber tatsächlich sind diese Preise für die Tagesmenüs in Bolivien und auch in Peru, immer aus mindestens 2 Gängen inkl. Getränk bestehend, durchaus üblich und bisher sehr lecker.
...der Rest der Gäste sitzt über uns auf dem Dach, wir freuen uns aber über ein wenig Schatten in der gleißenden Sonne.
Der Ort ist touristischer, als wir gedacht hätten, da er der Startpunkt für sämtliche Ausflüge auf der bolivianischen Seite des Titicaca-Sees ist. Aber die Tretschwäne und Jet-Skis, die in der Bucht umher fahren, geschweige denn die Leute, die in aufblasbaren Bällen über's Wasser "laufen", wollen nicht so ganz ins Bild passen.
Wir versuchen gut gestärkt noch einmal vergeblich Tickets zur Isla del Sol zu kaufen und beschließen dann den Tretschwänen nicht noch näher zu kommen und lieber über die Inka-Treppen auf den Cerro Calvario, quasi den Hausberg Copacabanas, zu steigen.
Vom Strand zum Gipfel auf 4018 m sind gute 200 Höhenmeter zu bewältigen, was auf dieser Höhe ganz schön anstrengt. Und auch frustiert, man würde gerne schneller gehen, nur der Körper kommt nicht so ganz mit.
Da die Umgebung des Titicaca-Sees als Ursprung der Inkas gilt, gibt es hier einige heilige Stätten. Auch der Cerro Calvario ist seit der Zeit der Inkas ein heiliger Berg und Wallfahrtsort, ...
Auf der Treppe stehen immer wieder große Steinkreuze, an deren Fuß die Einheimischen Steine ablegen, die sie von unten herauf tragen und mit Wünschen und Gebeten hier ablegen.
Wir sitzen einige Zeit mit am Rand des Gipfels und...
Es ist kurz vor Sonnenuntergang und die Meisten scheinen darauf zu warten, wir beschließen aber vorher über einen kleinen, ziemlich steilen und oftmals verblockten Pfad in Richtung Strand abzusteigen.
Wir laufen noch ein wenig am Ufer des Sees entlang und bekommen tatsächlich noch die Tickets für die Fähre morgen früh, bevor wir im Hostel den Inhalt unserer Rucksäcke für morgen neu aufteilen.
Da es möglich ist auf der Isla del Sol zu campen, haben wir uns entschlossen unser Zelt endlich noch einmal zu benutzen. Also packen wir unsere Camping-Ausrüstung ein und sortieren die Sachen aus, die wir die wir im Hostel einlagern wollen.
Es ist Regenzeit, es hat die ganze Nacht durch geregnet und auch die Temperaturen sind aufgrund der Höhe eher noch niedriger als in La Paz. Trotzdem sind wir (noch) fest entschlossen heute Abend zu zelten, schließlich fahren wir ja auf die Sonneninsel!
Nach einem schnellen Frühstück im Hostel stehen wir um kurz nach 7 Uhr pünktlich am Steg und warten zusammen mit zig anderen Touristen auf unsere Fähre. Bzw. besser gesagt unsere Fähren, denn die Boote gleichen denen von der Fahrt am Vortag. Die kleinen Boote bieten Platz für gut 40-50 Personen, von denen die Hälfte auf Holzbänken auf dem Schiffsdach sitzen muss. Da das Wetter heute morgen leider nicht allzu rosig aussieht, sind wir froh einen Platz im unteren überdachten Bereich zu ergattern. Es regnet während der ersten Hälfte der zweistündigen Fahrt immer wieder, was die Leute auf dem Dach sicher nicht freut. Hier werden unabhängig vom Wetter so viele Leute auf die Boote gebracht, wie eben rein passen. Für die Ticketpreise von gerade mal 3 Euro pro Fahrt darf man sich nicht beschweren und die Bootsinhaber sehen nicht aus, als schwelgten sie im Luxus.
In Yumani, dem Süden der Insel, angekommen, zahlen wir noch auf dem Steg den "Eintritt" zur Insel. Die Isla del Sol galt bei den Inka als Geburtsort des Sonnengottes und ist eine heilige Insel. Wie auch die Umgebung von Copacabana oder generell Bolivien und Peru, ist auch die Isla del Sol quasi...
Autos oder gar Straßen sucht man vergebens an den steilen Hängen, die einzigen Wege gehen über alte Inka-Trails und -Treppen und als Transportmittel dienen Esel oder Lamas.
Vom Steg aus gibt es hier nur eine mögliche Richtung: nach oben! Und zwar gute 200 Höhenmeter, hauptsächlich über alte Inka-Treppen bis auf über 4000 m. Dabei laufen wir an einigen Hostels vorbei. Im gesamten Dorf scheint gebaut zu werden, um den Touristenströmen eine Unterkunft oder...
Als wir fast oben sind, entschließen wir uns einen Kaffee zu trinken und uns ein paar Sandwiches für den Tag bzw. Abend mitzunehmen, für den Fall, dass es an den möglichen Campingplätzen außerhalb der wenigen Dörfer nichts mehr gibt.
Nicht ahnend, dass das die beste Entscheidung des Tages sein wird, gehen wir in das kleine Café und während wir unseren Kaffee, bzw. Mate de Coca trinken, fängt draußen die Welt an unterzugehen. Es regnet in Strömen und wir sind froh, nicht schon aus dem Dorf raus zu sein, wo es uns voll erwischt hätte.
So wird aus einem Kaffee noch ein zweiter und wir entscheiden uns unsere Verpflegung lieber gleich zu essen und noch einmal nachzubestellen. Dabei haben wir genug Zeit unsere Pläne zu überdenken. So schön die Gegend auch sein mag, wir sind einfach in der falschen Jahreszeit hier. In den Nachrichten sieht man immer wieder Bilder von massiven Überschwemmungen in Teilen Boliviens und da es in fast keiner Unterkunft Heizungen gibt und oft auch kein warmes Wasser ist es auf Dauer unangenehm kalt hier. So sitzen wir und beschließen so bald wie möglich von den Bergen in wärmere Gefilde zu ziehen und direkt nach Arequipa zu fahren. Eigentlich wäre Cusco die nächste Station, um von dort aus nach Machu Picchu zu besuchen. Und danach würden wir erst die Anden verlassen und an der Küste entlang nach Lima fahren. Aber Sonne und deutlich wärmere Nächte klingen gerade einfach zu verführerisch. Sollten wir nach Cusco wollen, müssen wir eben noch einmal hoch in die Anden fahren.
Für die Nacht wollen wir uns zunächst die Campingplätze anschauen und dann entscheiden ob wir uns eine Unterkunft suchen.
Irgendwann kommt die Sonne wieder durch die dicke Wolendecke und wir nehmen die letzten Meter auf den Bergrücken in Angriff.
Von hier aus machen wir uns auf dem Weg aus dem Dorf hinaus auf den nahe gelegenen Gipfel des Cerro Palla Khasa. Hier gibt es zwei Aussichtspunkte, in denen man sogar regengeschützt übernachten könnte. Auch auf den weiten...
Allerdings sind wir uns schnell einig, dass wir auf dieser Insel nicht wild zelten werden, auch wenn es vermutlich keine Menschenseele stören würde. Der Grund ist, dass seit einigen Monaten der Norden der Insel für Touristen gesperrt wurde und ein Streit zwischen den Dörfern der Nord- und Südhälfte herrscht. Das macht den Besuch der Insel mittlerweile fast uninteressant, denn der Norden soll der interessantere sein, da er alte Ruinen der Inka berherbergt. Die Einwohner des Norden scheinen nicht allzu glücklich mit den Touristen, die alles nieder trampeln und haben daher den Zugang verboten. Die Vermutung liegt nahe, dass die Touristen früher im Norden der Insel nur die Ruinen besichtigt haben, um anschließend Richtung Süden zu laufen, dort zu übernachten und entsprechend ihr Geld hier ausgegeben haben.
Wie genau die Hintergründe auch sind, wir müssen unter diesen Umständen nicht wild unser Zelt in einem Feld aufstellen. Auch wenn wir keine Pflanzen zerstören oder sonstige Spuren hinterlassen würden.
Wir steuern also Richtung eines auf der Karte verzeichneten Campingplatzes und verlassen den Gipfel auf einem kleinen Pfad durch die Felder.
treffen wir wieder auf den Camino del Norte, den alten Inka-Trail, der längs über die Insel führt. Kurz darauf,...
Eine Gruppe Einheimischer lagert neben neben dem Trail und gibt uns, als wir uns nähern zu verstehen, dass ab hier gesperrt sei. Leider kam diese Sperrung früher als geplant - ganze 3 km vor dem nächsten eingezeichneten Campingplatz! Durch die Sperrung ist weniger als ein Viertel der Insel zugänglich und daher zum Wandern nahezu uninteressant.
Auf die Nachfrage, wo man hier campen könnte, werden wir auf den Strand als einzige Möglichkeit verwiesen.
Der Strand als Zeltplatz war uns zwar bekannt, allerdings scheint der Strand augrund der guten Erreichbarkeit oft mit Zelten überfüllt zu sein. Trotz Regenzeit haben wir die letzten Tage immer wieder Leute mit Zelten von den Fähren kommen sehen. Dazu Sand, in dem die Heringe für unser (nicht frei stehendes) Zelt möglicherweise nicht halten würden und die Aussicht auf Kälte, Wind und Regen - Nein Danke!
Damit ist das Thema Zelten auf der Isla del Sol für uns erledigt und wir entscheiden uns dafür noch ein Boot zurück nach Copacabana zu nehmen. Kurz danach sind wir also wieder an den Landungsstegen. Eigentlich wollten wir erst um 16 Uhr ein Boot zurück nehmen, aber scheinbar sind die Boote noch nicht voll und wir werden überredet jetzt gleich mitzukommen. Und warum auch eine Stunde hier rum sitzen? Leider ist das Boot, auf dem wir als Letzte landen eigentlich schon voll. Also klettere ich auf den letzten freien Platz auf dem Dach, während Pia sich auf eine Bank neben den Motor quetscht und die nächsten 2 Stunden von Abgasen beräuchert wird. Auf dem Dach kämpfen wir nach der Hälfte der Fahrt mit unangenehmem Wind und Regen und versuchen uns so gut es geht unter unseren Schwimmwesten zu verstecken.
Da zum Glück der Wind dem Regen überwiegt, ist alles halb so wild und die Aussicht von oben ist besser als unter Deck! Trotzdem sind wir froh in Copacabana anzukommen und auch, dass wir den Entschluss gefasst haben weiter in die Wärme zu ziehen.
Im Hostel werden wir ein wenig belächelt, als wir wenige Stunden nach der Abfahrt schon wieder nach einem freien Zimmer fragen und unser Gepäck abholen, dass wir da gelassen haben. Wir machen uns direkt im Anschluss auf dem Weg zu den "Büros" der Busunternehmen, wo wir für morgen ein Ticket nach Puno in Peru kaufen mit dem Ziel in der Nacht weiter nach Arequipa zu fahren. Damit steht also fest, dass dies unsere letzte Nacht in Bolivien wird.
Erleichtert und zufrieden schlendern wir zurück in Richtung Strand, um die letzte Aufgabe in Bolivien anzugehen - man kann nicht am Titicaca-See gewesen sein ohne Forelle gegessen zu haben!
Mittlerweile sind wir wieder etwas mutiger (oder besser angepasst), was das Essen in Bolivien angeht und "wagen" uns an einen der vielen Straßenstände, die sich entlang des Strandes aneinander reihen.
Endlich wieder an einem Straßenstand essen! Die Atmosphäre passt: Eine Gruppe Einheimischer sitzt hinter uns, ein Opa mit Enkel am Tisch nebenan, hinter der Theke werden haufenweise Forellen geputzt und scheinbar trifft sich dort auch gerade die Familie zum Abendessen.
Wobei, eins fehlt noch. An der Straße stehen überall riesige Säcke mit übergroßem Mais oder Riesen-Popcorn. Das muss definitiv auch probiert werden. Wir entscheiden uns aber lieber für die...
Passend dazu schauen wir an diesem Abend bolivianisches Fernsehen, also abgesehen von dem, was man auf den Fernsehern sieht, die in jedem kleinsten Laden und an jeder Straßenecke laufen. Heute im Programm: Der Marsianer auf Spanisch.
Damit ist unsere Zeit in Bolivien so gut wie vorbei - morgen geht's nach Peru!