28.01. - 02.02.2018: Chile

San Pedro de Atacama

Nach der langen Busfahrt kommen wir mittags in San Pedro de Atacama an. Es ist heiß und staubig, wie es sich für eine Stadt in der Wüste gehört und die Umgebung vom Busbahnhof scheint wie ausgestorben. Wir setzen also unsere Rucksäcke auf und machen uns auf den kurzen Weg zu unserer Unterkunft. Dort werden wir von unserer Gastgeberin begüßt und können direkt in unser riesiges 4-Bett-Zimmer, das wir ganz für uns allein haben.

Da momentan sowieso nichts los zu sein scheint, legen wir uns erst mal auf die bequemen Betten für ein Nickerchen - die Nacht war lang. Am späten Nachmittag raffen wir uns auf, um den Ort zu erkunden. San Pedro ist ebenfalls eine Backpacker-Hochburg mit zig Hostels, denn von hier aus starten die Touren in Richtung Salar de Uyuni in Bolivien - eine riesige Salzwüste. Daher gibt es neben den Hostels auch eine Unmenge an Anbietern für 4x4 Touren, die in der Regel über 3 oder 4 Tage gehen, aber allesamt eigentlich identisch sind.

Auch wir sind natürlich hierher gekommen, um mit einem Jeep nach Bolivien durh die Salar zu fahren. Allerdings bietet auch die nahe Umgebung von San Pedro einige sehenswerte Landschaften, wie z.B. das Valle de la Luna, das Tal des Mondes. Daher hatten wir ursprünglich 2 Nächte eingeplant, um einen Tag dorthin zu fahren.

Als wir zum ersten Mal in das belebte Zentrum gehen, fällt auch gleich eines auf - das Fortbewegungsmittel der Wahl ist das Mountainbike! Meine Augen werden direkt größer, an jeder Ecke kann man für ca. 6-8 € einen ganzen Tag ein Rad leihen - klar, keine super hochwertigen Räder und auch die staubige und sandige Umgebung hinterlässt schnell ihre Spuren - aber eben auch keine alten Gurken, die schon bein Ansehen klappern.

Auf unserer Erkundungstour gucke ich mir diverse Verleiher und ihre Räder an und frage nach den Preisen. Auch sonst nutzen wir den ersten Abend zur ersten Orientierung - chilenische Pesos abheben, zum Touranbieter unserer Wahl schlendern, Essen, Bett.

Die letzten Tage haben uns doch etwas geschafft, sodass am Folgetag eher ein Ruhetag ansteht.

Da zudem die Unterkunft einfach nur perfekt war - etwas außerhalb des Getümmels, neu, sauber, groß und mit netter Gastgeberin, packe ich am nächsten Tag mein bestes Spanisch aus und frage, ob wir nicht noch 2 Nächte länger bleiben könnten, was tatsächlich klappt. So haben wir keinen Stress und verschieben das Valle de la Luna guten Gewissens um einen Tag nach hinten.

Am späten Nachmittag ziehen wir zu Fuß los, um die nähere Umgebung zu erkunden. Über die Hauptstraße geht es aus dem Dorf,...

...in die Wüste.

Auf knapp unter 2500 m kann man auch noch laufen.

Weiter oben auf unserem Weg läge das Pukara de Quitor - ein altes Fort.

Wir sind aber mit unserer einsamen Strecke recht zufrieden.

Der Blick zurück auf San Pedro, dass wie eine Oase vor den schneebedeckten Bergen liegt.

Irgendwann hören wir von weit her Leute mit Megaphonen und laufen an den Rand des Hügels, von wo aus wir einen guten Überblick haben über...

...die Straßenblockade und Demo...
...gegen die Ausbeutung der Salar.

Scheinbar gibt es hier einige Lithium-Vorkommen, die abgebaut werden sollen, was aber verständlicherweise nicht Allen gefällt.

Wir betrachten das Geschehen einige Zeit bevor wir auf der anderen Seite des Hügels wieder bergab zum Fluss gehen.

Die Aussicht...
...auf den Vulkan Licancabur passt auf jeden Fall.

Nach knappen 9 km einsamer Wanderung - die Anderen lassen sich im Jeep zum Fort fahren - bei der wir die Höhe in Kombination mit der Hitze doch irgendwie gemerkt haben, sind wir wieder zu Hause. Morgen geht es in's Valle de la Luna!

Mountainbiken im Valle de la Luna

Um kurz nach 9 Uhr am nächsten Tag haben wir 2 babyblaue Mountainbikes geliehen. Dabei habe ich den Verleiher noch ein wenig gequält, da ich die 2 Räder mit den besten Reifen haben wollte, die natürlich ganz hinten standen. Noch eine ausreichend lange Sattelstütze gesucht, Ersatzschlauch und Luftpumpe in den Rucksack, Helm auf, Warnweste an - es kann losgehen! Ich freue mich wie ein kleines Kind endlich wieder auf einem Mountainbike zu sitzen und das auch noch in den Anden,...

...mitten in der Wüste.

Trotz kleiner Probefahrt vor dem Ausleihen fällt mir nicht auf, dass ich mit gebrochener Speiche am Hinterrad losfahre. Aber was soll's - dafür funktionieren Bremsen und Schaltung - wird schon schief gehen.

Aus San Pedro raus nehmen wir den kürzesten,...

...aber wohl auch sandigsten Weg.

Die Gegend ist schon hier beeindruckend.

Auf der Hauptstrecke rollt es dann wieder besser...

...und nach 6 km sind wir an der Info des Parks angekommen. Hier müssen wir ein Ticket kaufen und ab jetzt auch die Warnwesten tragen. Mittlerweile geht es auf den Mittag zu und die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel.

Die Landschaft ist schon vor dem eigentlichen Parkeingang grandios und entschädigt für die aufkommende Hitze. Wir treffen kaum jemanden, die meisten Touren starten erst am späten Nachmittag und enden mit dem Sonnenuntergang. Allerdings sind wir auch nicht die Einzigen, die genau in die Mittagshitze hinein radeln.

Weitere 5 km die Straße entlang rollen wir nach der Ticketkontrolle einige Meter in ein kleines Tal hinab zu einigen Canyons und Höhlen - unser erster Stop.

Die Fahrräder werden angeschlossen...

...und wir begeben uns in den kleinen Canyon.

Beim Blick nach oben sieht man interessante Gesteinsformationen.

Bald wird der Canyon aber zur Höhle und das Handy-Licht muss herhalten. Nach einigen engen Passagen kommt man aber wieder hinaus und läuft über den Hügel zurück.

Hier geht's lang.

Bevor wir in der Mittagshitze weiter radeln, stärken wir uns im Schatten einer anderen kleinen Höhle mit Empanadas.

Wie es so ein Tal nunmal an sich hat, geht es von hier aus relativ steil bergauf. Die Sonne steht nahezu senkrecht am Himmel, kein Schatten weit und breit - kein sonderliches Vergnügen - und dazu noch die Höhe, die den Atem raubt.

Geschafft.

Der nächste Stop, die Duna Major ist eine riesige Sanddüne. Ein Pfad führt hoch zur Düne, aber unterwegs sticht uns etwas anderes ins Auge:

Schatten!

So liegen wir eine gute Viertelstunde im Sand und hören: nichts. Sobald man die Stadt verlässt, fällt es schon auf, hier ist absolute Stille. Kein Vogel, keine Autos, wenige Menschen, nur ab und zu ein Luftzug. Es ist einfach unglaublich wie ruhig es hier ist.

Irgendwann kommt hinter zwei anderen Leuten ein Straßenhund gelaufen und legt sich spontan zu uns in den Schatten. Wir fragen uns wie der wohl hergekommen ist, aber es scheint ihm gut zu gehen.

Als wir es schaffen uns wieder aufzuraffen, gehen wir weiter nach oben über den sandigen Pfad,...

...entlang der Duna Major.

Irgendwann stehen wir auf dem Kamm der Düne und blicken...

...zurück auf die Straße und die "Mondlandschaft".

Aber der Pfad ist noch nicht zu Ende,...

...es geht noch weiter.

Schnell noch mit ein paar übrig gebliebene Nudeln vom Vorabend den Energiespeicher auffüllen.

Weiter geht es über den Bergkamm.

In dieser Umgbung bleiben wir gefühlt alle 2 Meter stehen, staunen und machen Fotos. Die Landschaft ist einfach zu surreal und vielfältig, um nur hindurch zu laufen. Selbst als wir beschließen, dass wir mehr als genug Fotos haben, fällt es schwer aufzuhören. Die Aussicht scheint sich ständig zu ändern und die Landschaft sieht nach jedem Schritt noch beeindruckender aus.

Allein dafür...

...hat sich die Fahrt...

...gelohnt!

Mittlerweile sind wir alleine hier oben, weit und breit niemand zu sehen. So sitzen wir eine Weile am Ende des Hügels und bestaunen die Umgebung.

Zurück bei den Rädern fahren wir noch einige hundert Meter weiter ins Valle de la Luna hinein, sind aber schon ziemlich fertig und auch der Wasservorrat schrumpft immer weiter. Daher belassen wir es kurz darauf und drehen um - das Highlight haben wir auf jeden Fall gesehen! Auf dem Rückweg treffen wir bei einer kleinen Pause im Schatten eines Unterstandes auf zwei junge Argentinier, die kein Wasser mehr haben, bevor wir zurück nach San Pedro fahren. Auf dem Rückweg fällt uns erst richtig auf, dass wir die meiste Zeit bergauf gefahren sind und jetzt etwas rollen lassen können.

Die letzten Meter kosten noch einmal ordentlich Kraft, vor allem durch die Anstrengung in der Hitze, aber nach 7,5 Stunden und über 33 km gefahrener Strecke haben wir es geschafft, geben die Räder wieder ab und freuen uns auf eine Dusche. Bevor wir aber essen oder ins Bett fallen können, wollen wir noch die Jeep-Tour nach Uyuni buchen und Pesos in Bolivianos tauschen, um den Eintritt für den Nationalpark in Bolivien zahlen zu können.

Die Wechselkurse dafür stehen hier recht schlecht - klar, Wechseln ist hier die einzige Möglichkeit an Bolivianos zu kommen und da jeder von hier aus los fährt, muss auch jeder hier wechseln. Zudem ist der Preis für die Tour (wie vieles andere auch, bedingt durch die hohe Inflation) in US-Dollar angegeben und wird entsprechend umgerechnet. Da wir auf die Tour einen Rabatt bekommen, wenn wir direkt in US-Dollar bezahlen, rechnen wir kurz nach und begeben uns anschließend in einen kleinen Wechsel-Marathon: Die übrigen argentinischen Pesos in Bolivianos, chilenische Pesos in Bolivianos und chilenische Pesos in US-Dollar.

Die Kurse der "offiziellen" Wechselbüros sind denkbar schlecht, vor allem beim Wechsel der argentinischen Pesos in Bolivianos wird erst in chilenische Pesos umgerechnet und die Büros verdienen doppelt. Da hier aber jeder Laden draußen ein Schild hängen hat mit "Money Exchange", hören wir uns ein wenig um und bekommen am Ende für alles deutlich bessere Kurse. Vor allem beim Wechsel der argentinischen Pesos in Bolivianos kriegen wir am Ende fast doppelt so viel wie in der offiziellen Stelle.

Alles in allem haben wir so in einer guten halben Stunde locker 1-2 Abendessen gespart, von denen wir eins direkt investieren und danach sehr zufrieden ins Bett fallen.

Getrennte Wege

Am nächsten Morgen geht alles etwas langsamer, wir müssen uns von der Mountainbike-Tour von gestern erholen. Mich packt allerdings schnell die Lust noch eine Runde zu fahren - wer weiß schon, wann ich das nächste Mal die Gelegenheit dazu habe. Pia dagegen macht ein paar Besorgungen, zieht durch die Läden und schreibt hier weiter. Wir verbringen also zum ersten Mal seit Langem den Nachmittag getrennt.

Ich suche mir einen Mountainbike-Verleih und achte diesmal auf gebrochene Speichen. Schon nach dem Losfahren merke ich, dass das Rad im Vergleich zu gestern unglaublich viel besser rollt - was nicht nur an einer gebrochenen Speiche lag. Ich ärgere mich ein wenig über den Verleih von gestern, mit diesen Rädern wäre die Tour sicher deutlich einfacher gewesen, ist aber leider nicht mehr zu ändern.

Für heute habe ich das Valle de la Muerte - oder auch Death Valley - ins Auge gefasst. Dazu geht es aus der Stadt raus und einen guten Kilometer über die Hauptstraße an der Vorgestern noch die Demo war, die mittlerweile ins Zentrum von San Pedro vorgedrungen ist und Unterschriften sammelt.

Der Abzweig ins Valle de la Muerte ist unten im Tal und von hier aus geht es nach oben. Die Dame am Eingang, bei der ich den Eintritt zahle, verstehe ich leider nicht so ganz. Es gibt hier jede Menge kleine und große Canyons links und rechts der Straße und sie sagt was von Rad fahren in die Canyons und ich bin mir eigentlich sicher, dass es verboten ist, also nicke ich einfach und darf dann rein ins Tal.

Auf geht's.

Hier bin ich wirklich komplett alleine, ich sehe eine ganze Zeit lang niemanden. Als ich immer weiter das Tal hinauf fahre sehe ich kleine Canyons und irgendwann einen größeren, in den einige Radspuren hinein gehen. Da sowieso niemand zu sehen ist, fahre ich also auch rein - wird schon passen.

Nach einem kleinen Exkurs in einen kleineren Canyon, in dem Radfahren sicherlich verboten war und ich auch einige Stellen schieben musste, fahre ich den größeren Canyon bis zum Ende durch.

Kurz hiernach...
...ist dann Schluss.

Nach einer kurzen Empanada-Pause im Schatten fahre ich wieder zurück und tatsächlich kommt dabei ein wenig Mountainbike-Feeling auf. Es geht leicht bergab um unzählige Windungen durch den Canyon, nur muss man etwas aufpassen, um nicht allzu viel im Sand zu schwimmen.

Wieder auf der Hauptstraße und weiter oben...

...taucht eine riesige Düne neben der Straße auf.

Hier treffe ich auch zwei andere Radler und im Gegensatz zur Duna Major im Valle de la Luna darf man hier sogar auf die Düne gehen, zumindest steht hier nicht alle 10 Meter ein Schild, welches das Gegenteil behauptet. Auch die Spuren im Sand sind eindeutig, man darf hier sogar Sandboarden (die entsprechenden Boards hätte übrigens auch jeder Fahrrad-Verleih im Sortiment). Ganz klar - ich muss da rauf!

Im Sand ist das Unterfangen durchaus anstrengender als gedacht, aber nach kurzer Zeit bin ich oben.

Poser-Selfie.

Um ein Kilo Sand im Schuh schwerer komme ich wieder bei meinem Rad an und mache mich auf den Weg weiter nach oben. Die beiden anderen Radler meinten zwar, dass da oben nur noch Sand sei und man nicht weiter komme, aber ich will es versuchen. Außerdem stehen schon seit geraumer Zeit zwei Motorradfahrer da oben und versuchen immer wieder durch den Sand nach oben zu kommen- mal sehen, was die da so treiben.

Tatsächlich ist oben tiefer Sand und an Fahren ist nicht mehr zu denken. Ich halte bei den beiden Motorradfahrern, einer aus der Schweiz mit seiner 650er GS Dakar und einer aus England mit einer großen 1000er V-Strom. Mittlerweile haben die beiden aufgegeben und wollen umdrehen, der Sand ist einfach zu tief und das Motorrad danach wieder aus dem Sand zu schieben ist auch kein Spaß. Wir reden ein wenig, bevor die beiden nach unten fahren und ich mich entschließe durch den Sand zu schieben. Hat doch durchaus Vorteile so ein Mountainbike im Vergleich zu einem Motorrad.

Nach gut 5 Minuten ist der Sand auch erst einmal vorbei und ich stehe...

...am Ende des Valle de la Muerte...

...und genieße die Aussicht.

Nicht ganz so spektakulär wie gestern, aber dennoch beeindruckend.

Da ich noch relativ viel Zeit habe, starte ich den Versuch entlang der Hauptstraße von hier oben weiter zu fahren, um dann über eine Nebenstraße an den Ausgang des Valle de la Luna zu gelangen und dieses als Rückweg zu nehmen.

Zunächst geht es bergab - leider wieder durch Sand. So muss ich immer wieder leise fluchend absteigen und das Rad bergab (!) schieben - was für eine Veschwendung. Bei der ersten Gelegenheit wechsle ich daher auf die Hauptstraße und rolle neben dem eher überschaubaren Verkehr...

...ganze 3 km schnurgerade bergab.

Die Nebenstraße zum Ausgang des Valle de la Luna entpuppt sich als gut fahrbare Piste,...

...auf der ich mal wieder komplett alleine bin.

Abgesehen von der Windhose, die fröhlich durch den Sand wirbelt.

Am Valle de la Luna sind eine Schranke und ein verlassenes Häuschen, aber die Schranke gilt sicher nicht für Fahrräder, also nichts wie rein.

Während ich wieder hoch kurbeln darf, was ich eben auf der Straße bergab gerollt bin, sehe ich auch den Sinn der Schranke.

Der Zustand der Straße ist eher bescheiden.

Mit dem Mountainbike aber kein Problem, auch wenn der Gegenwind mich beharrlich aufhalten will. Oben knickt die Straße ab, ich umfahre eine zweite Schranke und aus dem Gegenwind wird fast Rückenwind, als ich...

...vor den 3 Marias stehe (wer auch immer die 3 Marias in den Steinen erkannt hat).

Allerdings bin ich nicht mehr alleine...

...es ist später Nachmittag und die Touren zum Sonnenuntergang sind unterwegs. Hier stehen um die 10 Busse, die die Leute zu den Aussichtspunkten fahren und im Park ist fast mehr Verkehr als auf der Hauptstraße außerhalb.

Irgendwo zwischen zwei Aussichtspunkten setze ich mich neben die Straße...

...und genieße die Aussicht mit einem Nuxx, während hinter mir die Busse vorbeirauschen.

Danach geht es nonstop vorbei an den jetzt überlaufenen Aussichtspunkten durch das Valle de la Luna nach San Pedro - da war ich gestern lieber alleine mit Pia in der Mittagshitze hier, als nachmittags in den Scharen zum Sonnenunterang.

Mit knappen 40 gefahrenen Kilometern ist die Tour heute damit beendet und nach dem Abendessen geht es wieder ans Packen für die 3-tägige Jeep-Tour nach Uyuni. Dazu dann mehr im nächsten Eintrag.