Brasilien: Fazit

Auch dieses Fazit kommt wieder ohne Anspruch auf Vollständigkeit etc. daher - siehe hierzu unser Südafrika-Fazit. Außerdem sei noch einmal angemerkt, dass wir das Land auf unserer Reise lediglich angekratzt haben - Brasilien ist einfach riesig.

Landschaft:

Landschaftlich hat der Südosten Brasiliens viel zu bieten. Regenwälder, Berge, viele feinsandige und ....

... teils einsame Strände ...

...und überall zwischendrin kleine oder größere Wasserfälle.

Natürlich gekrönt von den Iguazu-Fällen an der Grenze zu Argentinien.

Was die Flora und Fauna angeht, ist hier eine schier unglaubliche Artenvielfalt vorhanden.

Diese beeindruckend rote Pflanze gibt es bei uns nicht,...

....hier wächst sie einfach mitten im Dschungel

Den hier gibt es zu Hause sicher auch nicht.

Ansonsten bietet Brasilien eine schier endlose Zahl an Vogelarten, die sich in den dichten Wäldern wohl fühlen. Wir sind nicht gerade Experten auf dem Gebiet, aber Menschen mit riesigen Ferngläsern, die in die Bäume starren gab es durchaus häufiger.

Unter den größeren Landraubtieren finden sich dagegen Puma, Jaguar und Ozelot, auch wenn wir leider keinen davon selber gesehen haben.

Die meiste Zeit unserer Zeit hier haben wir am der Atlantik verbracht. Im Gegensatz zur Atlantikküste in Südafrika ist Schwimmen kein Problem - das Wasser ist kühl, abernicht zu kalt. Lediglich auf die Strömungen und den nicht zu unterschätzenden Wellengang muss man beim Schwimmen achten. Wenn ab uns zu eine größere Welle anrollt, sollte man sich vorsehen, um eine unfreiwillige Nasenspülung zu vermeiden.

Die Strände, die wir besucht haben, waren allesamt überraschend sauber und gut gepflegt, was uns besonders in Rio erst einmal sehr überrascht hat.

Kein Müll weit und breit.

Wandern kann man an einigen Orten ebenfalls, muss sich aber etwas mehr bemühen, als bei uns zu Lande, wenn man keine geführte Tour buchen möchte. Laufen bzw. Wandern ist in diesem Land eher nicht so üblich, wer kann, der fährt mit dem Auto oder Motorrad. Hohe Luftfeuchtigkeit, Hitze, gelegentliche Regenschauer und aufgeweichte Wege sollten einem dabei dann auch nichts ausmachen.

Die Städte Rio de Janeiro und São Paulo sind groß, São Paulo monströs riesig, und durchzogen von Favelas. Uringestank trifft einen an vielen Ecken. Aber die Lebensqualität generell scheint hoch. Viel Alltagsleben findet auf der Straße und in unzähligen winzigen Bars, Restaurants oder an Straßenständen statt, was uns durchaus sympathisch war.

São Paulo machte auf uns bei unserem Kurzbesuch einen eher schickeren Eindruck (sicherlich abhängig vom jeweiligen Viertel) mit beeindruckend vielen Wolkenkratzern. Rio dagegen ist durchzogen von mit Regenwald bewachsenen Hügeln des Tijuca-Nationalparks.

Viele grüne Flecken inmitten der Großstadt.

Vergleichbar mit Parkanlagen ist das nicht, sobald man den Wald betritt, hat man das Stadtgefühl komplett verloren, insbesondere, wenn Affen um einen herumturnen. Das Besondere an Rio ist natürlich auch noch seine Lage direkt am Atlantik.

An den vielen Stränden mitten in der Stadt kann man quasi in der Mittagspause relaxen und kurz Baden.

Am ehesten vergleichbar ist dies vielleicht noch mit Barcelona, wobei die Menschenmassen sich hier auf viele verschiedene Strände verteilen können. Sei es Flamingo oder Botafogo Beach, Ipanema oder die Copacabana, hier findet sich für jeden ein geeignetes Plätzchen mit ganz unterschiedlichem Flair.

Menschen:

Hier die Karikatur eines typischen Brasilianers:

Er, respektive sie, trägt Havaianas (die brasilianischen Flip Flops, die es hier wirklich an jeder Ecke zu kaufen gibt) und eine Zahnspange. Der Herr trägt Badeshorts, oft auch mit nacktem Oberkörper, und das Handy steckt im Hosenbund. Sie hat im Kleiderschrank hauptsächlich eine endlose Auswahl an Bikinis mit äußerst knappem Höschen, Hotpants und durchsichtige oder/und bauchfreie T-Shirts. Tattoos sind bei beiden Geschlechtern gerne gesehen, bevorzugt auf der Rückseite der Wade.

Ok, das war wirklich ziemlich überspitzt, aber trotzdem nah an der Realität. Auffallend ist aber auch, wie viele der Damen in kaum vorhandenen Bikinihöschen am Strand hier ein operativ verschönertes Hinterteil haben.

So viel zum Äußeren. An sich haben wir die Brasilianer, die wir getroffen haben, als sehr freundliche, offenherzige, gut gelaunte und hilfsbereite Menschen erlebt. Auch an den typischen Touristenhotspots hatten wir nie das Gefühl als Nicht-Südamerikaner z.B. mehr bezahlen zu müssen, als die Brasilianer.

Nur das mit dem Schlange stehen hatten wir nicht so ganz raus. Insbesondere an Bushaltestellen bildet sich kurz vor Abfahrt aus dem Nichts eine geordnete Schlange und hat man vorher den falschen Sitzplatz im Bushäuschen gewählt, ist man schnell in der Schlange, die zu einem anderen Bus gehörte.

Sprache:

Portugiesisch ist die Landessprache Brasiliens, der Rest Südamerikas ist in der Regel Spanisch-sprachig. Englisch spricht hier kaum jemand, insbesondere in den ländlichen Regionen nicht. Die Hostels, die viel und international besucht werden, haben oft ein oder zwei Leute vom Personal, die etwas Englisch sprechen können. Allerdings hatten wir auch oft das Gefühl, dass die Freundlichkeit der Menschen deutlich höher war, wenn wir gar nicht erst gefragt haben, ob es jemand Englisch sprechenden im Laden gibt, sondern es direkt auf mehr oder minder Portugiesisch probiert haben. Wir haben versucht uns zumindestens die wichtigsten Wörter und Sätze auf Portugiesisch anzueignen und sind damit ganz gut durchgekommen. Im Notfall ging auch Übersetzung mit Google Translate und Handy zeigen oder mit Händen und Füßen beschreiben, was man möchte.

Favelas:

Favelas sind quasi die Townships von Brasilien, die Armenviertel an den Rändern der Stadt. Es gibt sie überall. In Rio de Janeiro kleben sie wie Schwalbennester am Berghang und in den Zwischentälern mitten in der Stadt.

Arm und Reich sind hier in Rio sehr nah beeinander.

Unmengen kleiner, bunter, im Großteil der Fälle unfertiger Häuschen durchzogen von kleinen verschlungenen Gassen und steilen Treppen. Hier regieren meist die Drogenkartelle und Gewalt und Kriminalität sind keine Seltenheit. Die Favelas Vidigal und Rocinha gehören zu den sichereren, hierher werden auch geführte Favela-Touren angeboten und teilweise gibt es sogar schon Unterkünfte bzw. Hostels hier. Die Anreise hierher mit dem großen Rucksack den Hang hoch ist sicher beschwerlich, da es natürlich in diesen Bereichen keinen öffentlichen Transport gibt, die Aussicht über die Stadt muss aber großartig sein.

Favela Art - Viver la Favela !

Wir haben uns nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen insbesondere in der Favela Rocinha Ende September zwischen Militärpolizei und Bewohnern dagegen entschieden uns diese Bereiche anzusehen oder für Wanderungen, z.B. zum Corcovado, zu betreten. Erst war auch deswegen noch gar nicht klar, ob wir Silvester wirklich in Rio verbringen oder wegen der schwierigen Sicherheitslage doch direkt weiter nach São Paulo fliegen. Wir haben jedoch von keinen weiteren Ausschreitungen gehört oder gelesen und uns daher (zum Glück) für Rio zu Silvester entschieden.

Sicherheit:

Tja, das Thema Sicherheit im Land ist wieder eng verflochten mit dem vorangegangenen Thema über die Favelas. Wie oben schon beschrieben haben wir Ende September 2017 über die Auseinandersetzungen zwischen Militärpolizei und Bewohnern der Favelas vieles gehört und gelesen. Zum Ende des Jahres und damit zum Beginn unserer Reise gab es darüber aber in der internationalen Presse keine Berichte mehr. Auch das Auswärtige Amt und die brasilianischen Medien haben keine neuen bzw. negativen Informationen mehr dazu geliefert. Eine Reisewarnung für Brasilien bzw. speziell für Rio de Janeiro wurde nie ausgesprochen.

Wir haben uns in Rios Straßen nie unwohl gefühlt.

Die allgemeinen Sicherheitshinweise nicht mit offenen Wertgegenständen oder teurem Schmuck auf der Straße rumzulaufen, da viele Taschendiebe unterwegs seien, und Demonstrationen zu meiden haben wir befolgt. Unser Geld, Kreditkarte und, wenn wir ihn mitnehmen mussten, unseren Reisepass hatten wir immer im Geldgürtel direkt am Körper und unter der Kleidung verborgen.

In Rio haben wir ebenfalls mit unserem Gastgeber über die Sicherheit gesprochen, der uns den Hinweis gab, dass es allgemein sicher sei. Wenn man mit dem Handy unterwegs sei, könne man dieses auch problemlos in der Öffentlichkeit benutzen und auch Fotos machen, solle es danach aber wieder in den Hosenbund oder die Bauchtasche stecken. Alle Cariocas (die Einwohner Rios) laufen eigentlich mit Handy im Hosenbund rum. Sieht durchaus witzig aus, wenn das Handy aus dem Hosenbund der Badehose guckt.

Hosentaschen sind kein sicherer Aufbewahrungsort, wobei tagsüber hier auch keine Gefahr droht, solange man ein wenig Acht gibt. Was Taschendiebe angeht, ist uns außer dem kleinen Vorfall an Silvester an der Copacabana - siehe dazu unseren Beitrag im Blog - nichts passiert.

Nachts auf den Straßen sollte man nicht alleine durch unbewohnte Gegenden strolchen, insbesondere, wenn man sich nicht auskennt. Auf unserem Rückweg von der Copacabana zu unserem Hostel an Silvester nachts haben wir uns trotzdem nicht unwohl gefühlt, obwohl wir uns vorher nicht sicher waren, wie sicher oder unsicher die Gegend wirklich ist. Uns auf unser Bauchgefühl zu verlassen hat bis jetzt ganz gut funktioniert.

Was die Sicherheit in São Paulo angeht können wir wenig sagen, da wir nicht lange da waren. Rund um die Avenida Paulista waren wir mit unseren Rucksäcken im Dunkeln unterwegs, was absolut ok war. Hier gibt es aber auch an jedem Grundstück hohe Zäune, Videokameras, Sicherheitsdienste und Bewegungsmelder. Die Sicherheitslage hier scheint noch eine schwierigere zu sein, als in Rio. Dazu fällt uns immer wieder die Frage der Dame am Flughafen in Johannesburg am Check-in ein, die uns fragte, ob São Paulo nicht zu gefährlich sei. In Johannesburg ! :) Südafrika war sicherlich eine gute Vorbereitung für uns.

In ländlichen Gegenden, insbesondere um Paraty hatten wir keinerlei Probleme oder Sorgen wegen der Sicherheit, was uns auch von den Einheimischen bestätigt wurde.

Zur Beruhigung unserer Mütter sind wir damit wohl erstmal durch die 3 gefährlichsten Städte unserer Reise durch.

Eine andere Art der "Sicherheit" geht natürlich ab und zu auch von anderen Dingen aus. In Südafrika waren es bspw. fehlende oder unglaublich wackelige Stufen von Holztreppen auf Wanderwegen. In Brasilien sind wir dagegen immer wieder elektrischen Duschköpfen begegnet, die nur einen Kaltwasser-Anschluss haben und das Wasser direkt im Duschkopf erwärmen. Eigentlich ok - gut, die Kombination aus Wasser und Strom ist immer etwas bedenklich, aber die Kombination mit den üblichen "offenen" Verkabelungen mit frei hängenden Lüsterklemmen nahezu überall, ist dann doch etwas bedenklich.

Warme Dusche unter offenen Drähten gefällig ?

Straßenverkehr/Transport:

Zum Autofahren an sich können wir hier wenig sagen. Es herrscht Rechtsverkehr und die Brasilianer sind typisch südländisch heißblütige Fahrer und haben Freude am Hupen. Auffallend ist hier immer wieder, dass noch sehr viele alte VW-Busse, in der Regel in weiß, durch die Gegend fahren. Dazu muss man aber auch sagen, dass diese Modelle hier noch lange gebaut wurden. In Deutschland wurde der Käfer 1974 vom Golf abgelöst, in Brasilien wurde der Käfer noch bis in die 90er Jahre gebaut, in Mexico sogar bis 2003! Zudem hat VW hier im Gegensatz zu Europa auch LKWs gebaut.

"Alten" Käfern begegnet man hier alle Nase lang.

Bahnfahren dagegen ist hier keine Option, da es nur wenige Verbindungen gibt. Die Langstrecken- und Überlandbusse sind dagegen zahlreich vertreten und sehr gut organisiert, inklusive Gepäckaufklebern und -Abschnitten wie am Flughafen.

Linien- und Langstreckenbusse sind das Transportmittel der Wahl.

Die Busse sind bequem ausgestattet und die Busfahrer halten die Pausen- und Fahrtzeiten in der Regel ein. Definitiv zu empfehlen!

Lokale Küche:

Gutes Essen, sehr gutes Essen ! Und viel Fleisch.

Hamburger und Pommes gibt es hier überall, wie auch schon in Südafrika. Das beste Essen hatten wir allerdings mitten auf der Straße bzw. dem Bürgersteig auf Plastikstühlen sitzend bei einem kioskähnlichen Laden. Die Portionen sind so groß, dass man sich diese gut zu Zweit teilen kann. Reis mit Fleisch und Bohnen, dazu einige Pommes, dass ist hier quasi ein Standardgericht.

Calabrese, also durchwachsene Salami oder Chorizo sind ebenfalls üblich, vor allem auf Pizza.

Feijoada, eine Art Bohneneintopf mit Fleischeinlage haben wir auch probiert und sehr lecker gefunden.

Salgados, kleine, teils frittierte Teigtaschen mit Fleisch-, Huhn- oder Gemüsefüllung in verschiedenen Formen, sind unsere besten Begleiter als Mittagssnack für zwischendurch geworden, dazu Obst.

Mangos wachsen hier an jedem Baum im Vorgarten.

Insbesondere übergroße Maracujas, Bananen, Weintrauben, Orangen und Äpfel und Birnen sind hier das lokale Obst. Aber auch Ananas, Papaya und Melonen. Nicht zu vergessen säckeweise Limetten.

Damit kommen wir auch zu den Getränken. Bier, gerne in 600 ml- oder Literflaschen, ist hier das gängige Getränk. Wein gibt es auch, kommt aber meistens aus Argentinien oder Europa und ist nicht so beliebt wie Bier. Man teilt sich einfach eine große Flasche nach der anderen aus kleinen Gläsern, serviert im Kühler.

Und natürlich unser absoluter Favorit, der Caipirinha!

Unschlagbar günstig und gut zu bekommen mit vielen Limetten und noch mehr Cachaça. Die Varianten Caipivodka und Caipifruta, haben wir ja im Kapitel Paraty schon beschrieben, fanden wir nicht so gut.

Statistiken:

Highlights dieser Reise:

Wunschliste Wiedereinreise: