18.12. - 22.12.2017: Südafrika

This is Zululand not Disneyland!

Nach einem sehr kurzen und komfortablen Inlandsflug mit British Airways und hastig servierten Sandwiches landen wir in Durban und nehmen gleich unsere neue Begleitung in Empfang.

Miss Roberta, Huberts Cousine

Im Gegensatz zu Hubert hat Roberta schon ein paar km hinter sich und so manches mal hakt der ein oder andere Gang. Im Gegenzug passen dafür unsere beiden voll beladenen Rucksäcke in den Kofferraum! Endlich müssen wir nicht immer die Hälfte wieder auspacken und im Kofferraum verteilen, damit alles reinpasst - ein echter Vorteil.

Unser eigentlicher Plan war es von hier aus in die Drakensberge zum Wandern zu fahren. Sowohl die Wetlands, als auch die Drakensberge zu besuchen birgt eine riesige Fahrerei und damit viel Stress. Da wie ja noch etwas länger unterwegs sein wollen muss also das Reisetempo zurück geschraubt werden.Nach einigem Hin- und Her die Nächte zuvor in Addo haben wir uns also kurzfristig umentschieden und fahren direkt in die Wetlands an der Grenze zu Mosambik. Da der Krüger Nationalpark als Fixpunkt gesetzt war, sparen wir so einen großen Umweg und einen ganzen Tag im Auto. Generell unterschätzt man die Distanzen und die dafür benötigten Zeiten hier doch deutlich. Zudem wollen wir immer vor Sonnenuntergang an unserem Ziel ankommen, also vor 19 Uhr, da nachts Fahren wohl gar nicht so ohne ist - nicht zuletzt wegen der unzähligen Kühe die immer mal wieder auf der Straße laufen.

Nach einem Zwischenstop für eine Nacht auf einer Farm mit riesigem Gelände und sogar einer eigenen Landebahn geht es in vorerst strömendem Regen nach Bazwana.

Kein Flugzeug in Sicht.

In Bazwana suchen wir zunächst vergebens unsere Unterkunft und rufen nach langer Suche unsere Gastgeberin an. Nach einem kurzen Gespräch stellt sich allerdings heraus, dass hier niemand von unserer Ankunft weiß und die Unterkünfte eigentlich erst im Januar fertig werden. Kurzer Schockmoment - Wie sich herausstellt haben wir viel mehr Glück, als gedacht.

Yasemine, unsere Gastgeberin lädt uns am Telefon ein erstmal zu ihnen zu kommen, um dann weiter zu schauen. Nach einer gefühlten Ewigkeit auf einer schier endlosen Sandpiste (eigentlich ware es nur der Zuweg zum Haus), während der wir bangen ob Roberta nicht jeden Moment stecken bleibt, stehen wir dann auf dem Gelände des Izulu Water & Environmental Conservation Projekts click.

Izulu Water

Yasmine - eine gebürtige Luxemburgerin und Gründerin und Direktorin von Sea Shepherd Luxemburg - und Alan - ein waschechter Südafrikaner haben dieses Projekt vor 18 Monaten ins Leben gerufen. Ziel ist es den Menschen hier Trinkwasser zu bringen. Generell ist Wasser in Afrika ein kostbares Gut und Hinweise, z.B. dass man nicht länger als 5 Minturen duschen soll fanden sich bisher in jeder Unterkunft oder auch auf Plakaten in den Städten. Die Menschen in dieser Region, die zu den ärmsten in Südafrika gehört, müssen ihr Trinkwasser oft kilometerweit entfernt holen. Dabei wäre eigentlich ausreichend Grundwasser vorhanden, allerdings fehlen die Bohrlöcher. Und genau das ist das Ziel des neu gegründeten Projekts - Trinkwasser für Schulen über Bohrlöcher und Umweltbewusstsein über Vorträge schon bei den Kindern zu wecken. Aber nicht einfach so - im Gegenzug müssen die Beteiligten ein clean-up machen. Also den (leider allzu gegenwärtigen) Müll in der Gegend sammeln. Zudem halten die beiden Vorträge über Umweltschutz und z.B. die Folgen von Plastikmüll in den Ozeanen. Also Trinkwasser im Gegenzug für Müllentsorgung und Aufklärung über Umweltschutz. Klar krempelt man so nicht eine ganze Region über Nacht um, aber es ist ein Anfang - und selbst wenn nur ein paar der Schulkinder aufhören ihren Müll auf die Straße zu werfen, kann man das als Erfolg verbuchen.

Natürlich machen die beiden das nicht komplett alleine, sondern suchen nach freiwilligen Helfern ab Januar. Dabei laufen die einzelnen Projekte immer für 4 Wochen. Die Aufgaben wären dabei an die Schulen zu gehen und entsprechende Vorträge zu halten oder die Aufräumaktionen zu organisieren und nebenbei Südafrika zu entdecken. Interessenten können dazu gerne Kontakt zu Yasmine und Alan aufnehmen.

Soviel also zu dem Projekt an sich, aber wie war das jetzt mit unserer Unterkunft? Auf dem Gelände wurden über die letzten 18 Monate diverse Gebäude und Rondavels errichtet, die ab Januar als Unterkunft für die freiwilligen Helfer dienen sollen. Zwischendurch haben die beiden die Unterkünfte auch mal online gestellt um zu sehen ob es sich lohnt, ungenutzte Rondavels als Zimmer zu vermieten. Leider hat AirBnB die beiden immer wieder mit Mails überschüttet, wodurch die immer sofort gelöscht wurden - so auch unsere Buchungsbestätigung.

Die Überraschung war dem entsprechend groß, als wir angerufen haben und quasi vor der Tür standen. Man muss sagen, dass auf dem Gelände noch viel gearbeitet wird, z.B. ist der Pool noch in Arbeit und einige Rondavels sind noch nicht ganz fertig oder die Einrichtung ist noch nicht vollständig. Das Wesentliche ist aber trotzdem da und - wie wir erst später erfahren - brach nach dem Anruf wohl ein kleines Chaos aus und sämtliche Arbeiter auf dem Gelände wurden mit Besen, Bettlaken und Handtüchern in unser Rondavel gejagt um alles für uns vorzubereiten.

Unser Rondavel von außen...
...und von innen.
Die Aussicht vom Bett auf die das Strohdach ist auch nicht schlecht.

Somit steht also schnell fest, dass wir die nächsten 3 Nächte zum Probewohnen bleiben - im Prinzip hätte uns ja auch ein kleiner Fleck auf der Wiese für unser Zelt schon gereicht.

Wir beziehen also unser Rondavel und dürfen gleich das erste Bier auf der Bank direkt davor genießen.

Prost!
Dazu noch einen Monkey Apple vom Baum nebenan?
Und dann das Gelände erkunden.

Die beiden laden uns auf den Schreck sogar zum Abendessen ein, auch wenn Yasmine später noch eine wichtige Skype Konferenz hat und sich wegen uns ziemlichen Stress macht.

Es wurde trotzdem ein unglaublich lustiger und auch feucht-fröhlicher Abend und wir erfahren sehr viel über die Beiden, das Projekt, Sea Shepherd und Südafrika im Allgemeinen, insbesondere über Zululand. Wir sind hier nämlich im Reich der Zulus und hier gilt das Zulu-Recht! Das besagt zum Beispiel, dass wenn man eine Kuh, die auf der Straße läuft, anfährt und damit seinen Wagen beschädigt, dann gehört einem nach Zulu-Recht die Kuh als Schadensausgleich. Wir haben es zwar selber nicht gesehen, aber Alan schildert lebhaft, wie dann die Kuh am Straßenrand zerlegt wird und das Fleisch an vorbeifahrende Autos verkauft wird - man muss ja schließlich seinen Wagen reparieren!

Weihnachtsstimmung in Zulu-Land.

Wir haben auf jeden Fall während unseres Aufenthalts jede Menge Spaß mit den Beiden und erfahren Vieles (Positives aber auch Negatives) über Land und Leute. Über allem stehen immer wieder die "Sprichwörter": "This is Zululand, not Disneyland!" und "Africa is not for Sissies!". Ich denke das kann man so stehen lassen.

Generell müssen wir aber sagen, dass die Leute hier trotz der großen Armut unglaublich freundlich sind. Als wir das erste Mal durch das Dorf fahren sind waren wir etwas unsicher, in dem ganzen Getümmel und gefühlte hundert winzige Marktstände auf und um den Supermarkt im Dorf verteilt sind, die Obst und Gemüse verkaufen. Aber wir werden sehr schnell eines Besseren belehrt und haben uns schnell viel wohler gefühlt.

Sodwana Bay und Kosi Bay

Wie schon erwähnt, sind wir hier in den Wetlands, allerdings ganz im Norden. Das touristische Zentrum St. Lucia, wo angeblich nachts die Nilpferde durch die Straßen laufen, ist einige Stunden entfernt. Hier ist dagegen das Taucher-Paradies. Das löst bei Alan als begeistertem Tauchlehrer Kopfschütteln aus, als er erfährt, dass wir gar nicht zum Tauchen in der Region sind. Die kommenden beiden Tage verbringen wir eher gemütlich am Strand in Sodwana Bay und Kosi Bay.

Als wir am Strand in Sodwana ankommen sind wir kurz etwas erschlagen von der Anzahl an Menschen, Autos und Booten..

Ist das der Traktor-Strand??

Wie schon erwähnt - Taucher-Paradies, allerdings ohne Hafen für die Tauchboote. Vermutlich durch das niedrige Wasser bei Ebbe und weil es mittem im Naturschutzgebiet liegt. Was macht man also? Genau:

Das Schiff mit dem Traktor ins Wasser fahren!

Bevor wir uns ins Getümmel stürzen gibt es aber erst mal eine Stärkung in Form von...

...Burgern und...
..."Sodwana ice-cream".

Frische Ananas "am Stiel" - genial, insbesondere bei der Hitze heute! Danach gucken wir dann den Booten zu, wie sie mit Vollgas auf den Strand auffahren (ernsthaft!), um dann auf den Anhänger geladen zu werden. Mittlerweile sind wir ja auch am indischen Ozean, der locker 10 Grad wärmer ist als der Atlantik und man endlich mal richtig baden kann.

Kosi Bay, nur 1 km von der Grenze zu Mosambik weg, ist dagegen deutlich ruhiger. Allerdings ist der Weg zum Strand eindeutig nur mit Allrad zu empfehlen, Roberta muss also draußen bleiben und wir laufen eine halbe Stunde zu Fuß zur Bucht.

Bei der Aussicht läuft man doch gerne.
Fast geschafft.
Kosi Bay.

Kosi Bay ist nur über einen schmalen Zugang mit dem Meer verbunden und daher sehr ruhig und mit unglaublich vielen Sandbänken. Perfekt zum Baden - nur sollte man seine Sachen zeitnah zurück zum Strand bringen, die kommende Flut lässt die Sandbänke schnell verschwinden!

Africa is not for Sissies!

Bisher haben wir ja mit der Tierwelt, insbesondere mit den größeren Tieren, ja schon etwas Kontakt gehabt.

Unsere neuen Freunde.
Da ist ein Gecko im Vorhang!

Immerhin hält der Gecko uns nervige Mücken oder Fliegen vom Hals, aber wie fast überall gibt es natürlich auch hier Giftschlangen oder Spinnen. Direkt am ersten Tag treffen wir einen der Arbeiter, der beim Rasenmähen eine Spinne entdeckt hat und uns präsentiert. Bei der Nachfrage ob die Spinne gefährlich sei, lacht er nur und sagt "ja".

Gut, lebensbedrohlich ist das Ganze in der Regel wohl nur selten, bzw. muss man echt Pech haben, gebissen zu werden. Andererseits kann es eben vorkommen, dass man auch mal Besuch im Zimmer hat. So geschehen am letzten Abend- Beim Zubettgehen guckt mich ein dicker schwarzer Skorpion aus dem Bett an. Pia liegt schon ahnungslos direkt daneben und kann es erst gar nicht glauben. Da der Skorpion einfach nur reglos stehen bleibt, ist der Kleine mit dem Zahnputzbecher schnell auf die Wiese befördert. Alles gut gegangen, auch, wenn bei einem Stich eher nicht viel passiert wäre, trotzdem werden das Bett und auch unsere Rucksäcke die folgenden Tage immer etwas genauer untersucht, ob nicht ein Mitbewohner eingezogen ist.

Auf zum Krüger NP

Nach einem weiteren fröhlichen Abend mit Yasmine und Alan, müssen wir uns leider von der grandiosen Gastfreundschaft verabschieden. Früh morgens geht es los, heute steht uns ein langer Tag im Auto bevor, allerdings mit durchaus abwechlungsreicher Landschaft:

Mal lange Geraden durch Nadelholz-Monokulturen.
Mal durch wunderschöne Landschaften mit zunehmend mehr Termiten-Hügeln und neuerdings roter Erde.
Zeit für eine Pause.
Toilette mit Aussicht.
Fast geschafft.

Da dieser Eintrag deutlich länger geworden ist als geplant, ist hier Ende - weiter geht es dann in Teil 4 - Der Krüger NP.